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Gotteshäuser werden zu Wohnraum

In einer Zeit, in der Wohnraum knapp und kostbar wird, eröffnet sich eine neue Perspektive für ungenutzte Gotteshäuser: ihre Umwandlung in Wohnraum. Diese Transformation von sakralen Bauten in lebenswerte Räume beleuchtet die Verbindung zwischen Geschichte, Glaube und modernen Wohnbedürfnissen.
Kreuzgang
Foto: David Osta / Pixabay

Neue Bestimmungen für alte Mauern

In Zeiten des sozialen und kulturellen Wandels stehen gerade historische Gebäude wie ehemalige Gotteshäuser vor neuen Herausforderungen und Möglichkeiten. Im Zuge ihrer Umgestaltung zu modernen Wohnräumen sind umfassende Umzüge und Transporte aller Art notwendig. Diese reichen von der Entfernung sakraler Einrichtungen bis hin zum Transport von Baumaterialien, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Der Prozess der Umwandlung dieser ehrwürdigen Gebäude in lebenswerte Räume erfordert eine sorgfältige Planung und Ausführung, um sowohl die historische Substanz als auch die architektonische Integrität zu bewahren.

Ein wesentliches Element dieser Transformation ist die Anpassung der alten Strukturen an moderne Wohnbedürfnisse. Dies beinhaltet die Installation zeitgemäßer Einrichtungen wie moderne Heizsysteme, Küchen und Bäder, während gleichzeitig der einzigartige Charakter des Gebäudes erhalten bleibt. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Schaffung eines harmonischen Gleichgewichts zwischen der Bewahrung von historischen Elementen wie Buntglasfenstern, Gewölbedecken und Steinsäulen und der Einführung moderner Design-Elemente.

Darüber hinaus erfordert die Umgestaltung dieser Gotteshäuser auch die Berücksichtigung von Sicherheitsstandards und Barrierefreiheit, um ein sicheres und komfortables Wohnen zu gewährleisten. Diese Balance zwischen Tradition und Moderne, zwischen Erhaltung und Erneuerung, macht die Umwandlung von Gotteshäusern in Wohnraum zu einer faszinierenden und lohnenden Aufgabe. Es ist eine Gelegenheit, Geschichte lebendig zu halten und gleichzeitig neuen Raum für das Leben und die Gemeinschaft zu schaffen.

Chance für Studierende auf günstigen Wohnraum 

In vielen Städten ist die Wohnungssituation für Studierende besonders angespannt. Hohe Mieten und knapper Wohnraum machen die Suche nach einer bezahlbaren Bleibe oft zu einer Herausforderung. Eine innovative Lösung bietet sich in der Umwandlung ungenutzter Gebäude wie Kirchen in studentischen Wohnraum. Diese kreativen Projekte verwandeln sakrale Bauten in lebenswerte, günstige Unterkünfte für Studierende.
Die Umgestaltung alter Kirchen zu Wohnheimen ist nicht nur praktisch, sondern auch symbolisch bedeutsam. Einstige Orte der Gemeinschaft und des Glaubens werden zu neuen Zentren des Lernens und Lebens. Die einzigartige Architektur und Geschichte dieser Gebäude verleihen den Wohnräumen einen besonderen Charme.

Durch solche Projekte wird nicht nur dringend benötigter Wohnraum für Studierende geschaffen, sondern auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet. Statt neuer Bauten werden bestehende Strukturen genutzt und erhalten. Diese Ansätze sind ein Zeichen für kreative Lösungen im Umgang mit der Wohnraumknappheit in Städten.

Umwidmung: Herausforderungen für Kirchen

In Deutschland ist die Umwidmung von Kirchen zu Wohnraum noch relativ selten, aber es gibt eine wachsende Tendenz, insbesondere seit den 1990er Jahren. Wenn eine Kirche nicht mehr für Gottesdienste genutzt wird und der Abriss vermieden werden kann, suchen die Gemeinden nach alternativen und sinnvollen Nutzungen für diese historischen Gebäude. Diese Umwidmung ist jedoch nicht immer einfach, da nicht jede vorgeschlagene Nutzung dem sakralen Charakter einer Kirche entspricht.

Andrea Rose, stellvertretende Pressesprecherin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), berichtet von guten Erfahrungen der Kirchengemeinden in Westfalen, die Kirchen an andere christliche Religionsgemeinschaften vermietet oder verkauft haben. Seit 2001 wurden in der EKvW insgesamt 54 Kirchen und 34 weitere Predigtstätten, meist Gemeindezentren, entwidmet und für profane Zwecke genutzt. In der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) wurden seit der Wende 1989 rund 20 Kirchen entwidmet, was jedoch nur einen geringen Prozentsatz der insgesamt 2000 Kirchen und Kapellen ausmacht.

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