Roland Minnerath, Erzbischof im französischen Dijon, sieht die muslimische Einwanderung für die französischen Bischöfe nicht als belastendes Thema. Allein was die Zahlen betreffe, könne man keine Vergleiche zu Deutschland ziehen. Das erklärt der promovierte Theologe und Kirchenrechtler im Gespräch mit der „Tagespost“. Zudem sei die Einwanderung „weniger muslimisch“ als in Deutschland. „Es wandern auch Christen hier ein, zum Beispiel aus Äthiopien oder Syrien“, so Minnerath. Über die Hilfe bei der Aufnahme zeigt er sich sehr zufrieden. Einerseits lobt der Erzbischof die Unterstützung von Seiten der Bevölkerung, aber auch die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Pfarreien funktioniere gut.
Schwieriger gestalte sich der Dialog mit dem Islam an sich, da es keine repräsentativen muslimischen Organe gebe. Die islamischen Gruppen seien zu zersplittert. Daher, so Minnerath, der der Internationalen Theologenkommission angehört, gelinge es dem französischen Präsidenten Macron auch nur mäßig, einen Islam für Frankreich zu schaffen. Auch der Beauftrage der Französischen Bischofskonferenz für den Dialog mit dem Islam stehe vor dem Problem der zersplitterten Moscheenlandschaft. „Diese Moschee-Gemeinden leben meist in Abhängigkeit von ihren Geldgebern aus dem Ausland, sei es die Türkei, sei es Saudi-Arabien. Diese ausländischen Mächte können sich einmischen, weil der Islam die Trennung zwischen Staat und Kirche nicht kennt“, gibt Minnerath zu bedenken. Theologische Fragen könne der Dialog-Beauftragte nicht erörtern, sondern nur ethische, etwa in Sachen Lebensschutz oder der „Ehe für alle“.
Auf die Frage, ob die katholische Kirche dem Islam auf Augenhöhe begegne, meint Erzbischof Minnerath, dass man sich selbst nicht unterschätzen dürfe. „Wir haben dieses Land geprägt und tun es auch heute noch.“
Das ausführliche Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 19. April.
DT