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„Erscheinungen, die von Strafen durch Gott sprechen, sind absolut falsch“

Der Präsident der Päpstlichen Marianischen Akademie äußert sich zu den Zielen der "Beobachtungsstelle für Marienerscheinungen und mystische Phänomene“.
Marienerscheinung in Fatima
Foto: epa Lusa Cunha (LUSA) | Der Botschaft von Fátima entspricht, dass man sich in dem dort entstandenen Marienwallfahrtsort einer besonderen Friedensmission verpflichtet fühlt.

Die Päpstliche Marianische Akademie rief Mitte April eine „Beobachtungsstelle für Marienerscheinungen und mystische Phänomene“ ins Leben. Zu deren Zielen äußert sich Stefano Cecchin, OFM, Präsident der Päpstlichen Marianischen Akademie, in einem Interview mit dem spanischen katholischen Magazin „Alfa & Omega“.

Nicht den "Platz der Bischöfe" einnehmen

Pater Cecchin stellt klar, dass die Beobachtungsstelle den „Platz der Bischöfe“ nicht einnehmen möchte: „Wir bieten lediglich Kenntnisse. Wir versuchen, ihnen zu helfen, denn oft werden sie mit solchen Situationen konfrontiert und wissen nicht, was sie tun sollen. Denn sie sind nicht dafür vorbereitet.“ Das letzte Wort hätten die Bischöfe, die das letzte Urteil fällen.

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Die Erscheinungen würden interdisziplinär und aus wissenschaftlicher Sicht von einer aus Ärzten, Juristen und Psychologen bestehenden Kommission „unter die Lupe genommen“. Darunter falle „die sittliche Lebensführung der Seher, ihr körperlicher und geistiger Zustand oder ob es irgendwelche äußeren Bedingungen oder Interessen gibt.“ Darüber würde dann abgestimmt: „Jedes Kommissionsmitglied gibt ein schriftliches Urteil ab, gibt seine Stimme ab, seine positive oder negative Meinung. Dieses Material wird dem Bischof übergeben, der darüber zu entscheiden hat.“
Auf die Frage, wie eine falsche Erscheinung entlarvt werden könne, antwortet Pater Cecchin: „Der Heilige Stuhl hat dazu 1978 klare Regeln erlassen. Es gibt also ein entsprechendes Protokoll. Aber es gibt Warnzeichen: Will eine Mutter ihre Kinder bestrafen, indem sie ihnen Krankheit, Tod ... schickt? Auf keinen Fall. Die Erscheinungen, die von Strafen durch Gott sprechen, sind also absolut falsch.“

Die Online-Plattform „InfoCatólica“, die das Interview kommentiert, fragt dazu: „Sollen die Erscheinungen in Fatima, Akita und La Salette, die von der Kirche förmlich anerkannt hat, als falsche Erscheinungen verstanden werden?“

Im Bereich des Kirchenrechts gebe es kein Wort über Erscheinungen. „Für die Kirche gibt es Erscheinungen oder mystische Phänomene, aber im juristischen Diskurs sprechen wir von einem Wallfahrtsort.“ Im Fall von Medjugorje bedeutet dies, dass eventuell die Erscheinung nicht anerkannt werde, wohl aber der Wallfahrtsort. Bei Medjugorje komme es hinzu, dass es zu einem „weltweiten Phänomen“ geworden sei. Dann schreite die Glaubenskongregation ein, ebenso wenn „es ein lehrmäßiges oder theologisches Problem gibt.“  DT/jg

Lesen Sie weitere Hintergründe zur "Beobachtungsstelle für Marienerscheinungen und mystische Phänomene“ in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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