Der 75. Geburtstag der deutschen Sektion von Pax Christi berührt heute nur wenige Katholiken. Die Zeiten, in denen politisches Engagement Ehrensache für praktizierende Christen war, sind lange vorbei. Je jünger, desto unpolitischer, so die Regel - mit Ausnahme des Klimaschutzes, der oft allerdings eher als Religionsersatz erscheint denn als reflektiertes politisches Engagement im Sinne der christlichen Soziallehre.
Eine Gemeinschaft des Gebets
Die Wurzeln von Pax Christi sind zeitlos aktuell, denn sie sind nicht in einem naiven Pazifismus zu finden, sondern in einer starken Gebetsgemeinschaft. Im Februar 1947 lud der designierte Bischof von Lourdes, Pierre-Marie Théas, deutsche Priester zum ersten Pax-Christi-Treffen ein, nachdem zuvor 40 französische Bischöfe zum „Gebetskreuzzug“ für die Versöhnung mit Deutschland aufgerufen hatten.
Pax Christi hat dazu beigetragen, den Rosenkränze in Europa als das gemeinsame Friedensgebet schlechthin zu etablieren. Über Jahrzehnte war Lourdes der Treffpunkt friedlicher Begegnungen ehemaliger Kriegsteilnehmer, und bis heute beten Soldaten dort alljährlich gemeinsam für den Frieden. Der Auftrag von Pax Christi bleibt allerdings unverständlich, wenn man die Mitstreiter heute im Schatten der Regenbogenfahnen abbildet. Der Rosenkranz wäre als Symbol passender, denn die Friedensbewegung stützt sich von jeher wesentlich auf Beter, die über Europas Grenzen hinweg eine friedliche Front gegen Kriegstreiber bilden.
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