Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kirche

Asia Bibi wird offenbar in Pakistan festgehalten

Die vom Vorwurf der Blasphemie freigesprochene Katholikin Asia Bibi wird den Aussagen eines Freundes zufolge von pakistanischen Sicherheitskräften in einem Raum festgehalten, den sie nicht verlassen kann. Der pakistanische Informationsminister widerspricht der Darstellung.
Asia Bibi weiter in Pakistan
Foto: KiN | Asia Bibi sei frustriert und ängstlich, wird ein Freund, Aman Ullah, zitiert. Sie wisse nicht, wann sie das Land verlassen könne, um nach Kanada auszureisen.

Die verfolgte Christin Asia Bibi hat Pakistan wohl noch immer nicht verlassen. Wie ein Freund der vom Vorwurf der Blasphemie freigesprochenen Katholikin der Zeitung „Die Welt“ mitteilte, sei Bibi von Sicherheitskräften in die pakistanische Stadt Karatschi gebracht worden. Die 51-Jährige sei frustriert und ängstlich, wird der Freund, Aman Ullah, zitiert. Sie wisse nicht, wann sie das Land verlassen könne, um nach Kanada auszureisen. Dort haben ihre Töchter bereits Asyl erhalten.

"Sie sagen ihr nicht, warum sie nicht gehen kann"

Ullah will kürzlich am Telefon mit Bibi gesprochen haben. Sie soll angeblich in einem Raum festgehalten werden, den sie nicht verlassen kann. „Sie hat keine Angaben, wann sie gehen kann. Sie sagen ihr nicht, warum sie nicht gehen kann“, so Ullah. „Die Tür öffnet sich nur zur Essenszeit.“ Zweimal täglich sei es Bibi erlaubt, zu telefonieren. Sie rufe dann meistens ihre Töchter an. Bibis Ehemann befinde sich an ihrer Seite.

Der pakistanische Informationsminiser Fawad Chaudry widerspricht dieser Darstellung. Wie er der „Welt“ per E-Mail mitteilte, lebe Bibi zusammen mit ihrer Familie und erhalte die nötige Sicherheit. Es liege in der Verantwortlichkeit der Regierung, für den Schutz Bibis und ihrer Familie zu sorgen. Die Katholikin sei „eine freie Bürgerin nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen wurde und kann sich überall in Pakistan und im Ausland bewegen“.

Aufhebung des Todesurteils vom Obersten Gericht vor zwei Wochen bestätigt

Vor knapp zwei Wochen hatte der Oberste Gerichtshof Pakistans die Aufhebung des Todesurteils gegen die verfolgte Christin bestätigt. Eine Petition zur Überprüfung des Freispruchs lehnten die Richter ab. Pakistanischen Medienberichten zufolge hatte der Antragsteller keine Fehler im Urteilsspruch des Gerichts nachweisen können.

Aufgrund des Vorwurfs der Blasphemie war Asia Bibi neun Jahre lang in Pakistan inhaftiert gewesen. Anfang November vergangenen Jahres sprach der Oberste Gerichtshof Pakistans die Mutter von fünf Kindern zunächst frei. Daraufhin war es in zahlreichen Städten Pakistans zu heftigen Protesten radikaler Islamisten gekommen. Die pakistanische Regierung beugte sich dem Druck und einigte sich mit der islamistischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) darauf, einen Berufungsprozess gegen Bibi zuzulassen. Kurz darauf wurde Bibi dann aber doch aus der Haft entlassen. Ihrem Anwalt zufolge hatte sie sich seitdem an einem geheimen Ort in Pakistan aufgehalten.

Bibi wurde vorgeworfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben

Asia Bibi ist die erste katholische Frau, die in Pakistan wegen Gotteslästerung angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Ihr wurde vorgeworfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Nach der Verurteilung im Jahr 2010 wurde das Todesurteil 2014 bestätigt, im Jahr darauf jedoch vorläufig ausgesetzt.

Im islamisch geprägten Pakistan gilt Blasphemie als Verbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet wird. Die Auslegung des Begriffs fällt in der Praxis jedoch oft sehr weit aus. So gelten bereits abfällige Äußerungen zum Islam oder dem Koran und dem Propheten Mohammed als blasphemisch. Kritiker erheben immer wieder den Vorwurf, die Blasphemiegesetze würden ausgenutzt, um persönlichen Feinden zu schaden.

DT/mlu

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Asia Bibi Islamisten Katholikinnen und Katholiken Koran Prophet Mohammed Todesurteile

Weitere Artikel

Im Heiligen Land besteht Heilskonkurrenz zwischen den Religionen. Die daraus entstehenden Konflikte scheinen unlösbar zu sein.
10.10.2023, 08 Uhr
Lorenz Jäger
Im Iran wendet sich nicht nur die Gesellschaft, sondern auch das Regime vom Propheten Mohammed ab.
19.04.2023, 09 Uhr
Sebastian Sigler

Kirche

Zu Ostern werden nur wenige Pilger erwartet. Es ist Zeit, an die Christen im Heiligen Land zu denken.
27.03.2024, 11 Uhr
Regina Einig