Liebe Leserinnen und Leser,
vielen dürfte die heilige Luzia mit dem Lichterkranz bekannt sein, aber haben Sie schonmal vom heiligen Luzius gehört? Ich bisher auch nicht. Was Licht und Versuchung miteinander zu tun haben, erfahren Sie hinter dem zweiten Türchen. Dass auch Kirchenkunst im Advent mobil macht, beschreibt der Publizist Constantin Hoensbroech am Beispiel des berühmten Kölner Lochner-Altars.
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Ihre Franziska Harter
Chefredakteurin
MIT DER BIBEL DURCH DEN ADVENT
Lesung: Jak 1,12-18
Lucia und Lucius
Licht und Schatten im Kampf gegen die Versuchung Von Pfarrer Guido Rodheudt
Unter den Heiligengestalten des Advent gehört Luzia zu den bekannten. Das nordische Lichterfest hat ihr einen festen Platz der Erinnerung im Brauchtum gebracht. Man bringt sie mit dem Licht in Verbindung, das sie als Christin durch ihre Fürsorge und Liebe zu den Armen gebracht hat und dabei die nötige Beleuchtung durch einen Kerzenkranz auf dem Kopf hergestellt hat, um Hände und Arme freizuhalten. Nicht zufällig spricht auch ihr Name vom Licht. Nicht anders verhält es sich beim heutigen Tagesheilgen. Sein Name scheint auf eine männliche Ausgabe der heilen Luzia hinzudeuten: Luzius von Chur. Wenn auch die Daten seiner Biographie auseinandergehen, so ist doch eine sicher: er hat, wie es frühe liturgische Texte zu seinem Gedenken sagen, den Menschen in Chur das Licht des Glaubens gebracht. Luzius ist damit nicht weniger als Luzia an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit ein Bote des Lichtes Christi.
Hier auch zum Anhören:
Aber bevor man ihn nun bewundernd in der frühen Geschichte belässt, bringt die Liturgie zu seinen Ehren heute im Jakobusbrief den Grund seiner Heiligkeit, verbunden mit der dringenden Empfehlung, es ihm gleichzutun, auch auf unsere Tagesordnung: „Selig der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird es den Kranz des Lebens erhalten.“ (Jak 1,12). Und dann wird ausgeführt, was alles daran hängt, ein persönlich reines Leben im Kampf gegen die Sünde zu führen. Es geht um die Bewährung in der Versuchung. Denn die Begierde wird, wenn man ihr nachgibt, schwanger und bringt am Ende die Sünde zur Welt. Und die Sünde legt die Welt ins Dunkle. Also beginnt die Berufung, Lichtträger Christi zu sein, nicht erst beim Ergreifen heroischer Aufgaben, sondern bei mir selbst. Da wo ich den Kampf gegen die Versuchung kämpfe und gewinne, bin ich Licht für diese Welt. Dazu schenkt Gott alle notwendigen Gaben, sagt der heilige Jakobus in seinem Brief. Luzius hat sie genutzt, weswegen wir heute noch von ihm sprechen. Ein Hoffnungszeichen in der dunklen Zeit des Jahres.
Der Autor leitet die Pfarrei St. Gertrud in Herzogenrath (Bistum Aachen).
WEIHNACHTEN IM BILD

Der verschlossene Kölner Lochner-Altar
Hinter der Verkündigung Mariens öffnet sich Weihnachten Von Constantin Graf von Hoensbroech
„Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38) Voll Demut und im Vertrauen auf Gottes Zusage nimmt die als vornehme junge Frau dargestellte Gottesmutter die Verkündigung des Erzengels Gabriel auf. Es ist womöglich dieser Moment, den Stefan Lochner (1410 bis 1451) auf den Tafeln seines Dreikönigsaltars ins Bild gesetzt hat. „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären“, hatte der Erzengel der künftigen Gottesmutter verkündigt. Maria blickt zaghaft von der Lektüre eines Buches auf, dem Engel ob der Erwählung für diese göttliche Gnade nur halbseitig, fast abwehrend, zugewandt, während eine Taube über ihrem von einem Heiligenschein umkränzten Kopf schwebt. „Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ Das lange weiße Gewand mit dem reichen Faltenwurf symbolisieren ebenso die Jungfräulichkeit wie auch die Lilien in der Vase auf dem Holztisch im Hintergrund.
Das weltberühmte Triptychon steht im Kölner Dom. Im Mittelpunkt des Flügelaltars, auf der sogenannten Feiertagsseite, ist die Anbetung Marias mit dem Christuskind durch die Heiligen Drei Könige, begleitet von den Kölner Stadtpatronen Ursula und Gereon, dargestellt. Doch in der Advents- und Fastenzeit werden, wie in der seit Jahrhunderten praktizierten liturgischen Nutzung üblich, die Flügel des Altares geschlossen. Dann ist die Werktagsseite mit der Verkündigung Mariens sichtbar. Wer sich vom oberflächlichen und geschäftigen Adventsgeglitzer des Weihnachtsmarkts vor dem Dom in das Gotteshaus zurückzieht, kann in der Stille der Marienkapelle dem tatsächlichen Geist der Weihnacht nachspüren.
Der Autor ist Publizist und schreibt zu Gegenwartskunst und Kulturgeschichte.
ADVENTLICHE KLÄNGE
„Nun wandere Maria“ von Hugo Wolf
Paul Heyses Text thematisiert die Sorge Josefs um seine schwangere Frau Von Patricia Radeck
Advent – ist eine Zeit des Aufbruchs, die Zeit der Besinnung und der Vorbereitung. Eine Vielzahl der Advents-und Weihnachtsgesänge besteht aus volkstümlicheren Liedern, aber auch das Kunstlied hat hier seinen Platz gefunden. Hugo Wolf, einer der großen romantischen Liedkomponisten, hat in seinem Liederzyklus „Spanisches Liederbuch“ religiöse Themen aufgegriffen. Darunter befinden sich mehrere Weihnachtslieder und ein Adventslied, etwa „Nun wandere Maria“, ein berührendes Lied für Singstimme und Klavierbegleitung. Hugo Wolf wählte leise Moll-Töne in schreitender Bewegung, mit wenigen nur angedeuteten Disharmonien. Eine Besonderheit ist, dass die Handlung aus Sicht des heiligen Joseph erzählt wird. Oft findet Joseph kaum Erwähnung in der Musik, hier jedoch steht er im Fokus des Geschehens, als sensibler Beschützer von Mutter und dem ungeborenen Kind, dem Sohn Gottes.
Trotz aller Zweifel und Unsicherheiten im Glauben tröstet er die erschöpfte, hochschwangere Maria und bestärkt sie darin, die gefährliche und strapaziöse Reise nach Bethlehem durchzuhalten. Vor Morgengrauen müssen sie am Ziel sein, aber die Hähne krähen schon, die Zeit drängt und Joseph weiß, dass Marias Kraft schwindet. Liebevoll und fürsorglich spricht er ihr Mut zu, denn bald haben sie ihre Herberge erreicht und können sich ausruhen.
Hugo Wolf lässt die ausdrucksstarke im Legato komponierte Gesangslinie oft auf einer Tonebene liegen und vermeidet große musikalische Ausbrüche ebenso wie unangemessene Süssigkeiten. Die drängende Vorwärtsbewegung entsteht durch die fließenden Achtel in der Klavierbegleitung, die Hugo Wolf identisch zur Singstimme ausschließlich im Piano und Pianissimo komponiert hat. Bis auf eine dramatischere Stelle im Mezzoforte in der es heißt: „wohl seh ich Herrin, die Kraft dir schwinden, kann deine Schmerzen ach kaum verwinden“, klingt das Lied wie aus weiter Ferne gesungen. Eine einzige Fermate in der Mitte des Liedes und der Schluss verlangsamen die sonst gleichmäßige gehende Bewegung. Eine Reise, damals wie heute ein Stück weit ins Ungewisse, ist hier mit äußersten Strapazen verbunden. Ein Lied, das auch die heutigen vor Krieg und Unterdrückung flüchtenden Menschen beschreibt, die in Bethlehem-Geschehen verzweifelt Erlösung suchen. Musik verbindet über Völker und Zeiten. Dieser Gesang Josephs hallt ins eute nach.
Die Autorin widmet sich als ausgebildete Sängerin vor allem der Interpretation sakraler Musik.
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