Ein Forschungsprojekt zur Frage, wie „Katholischsein“ in Deutschland sich entwickelte wird von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit drei Millionen Euro gefördert. Die Forschungsgruppe „Katholischsein in der Bundesrepublik Deutschland. Semantiken, Praktiken und Emotionen in der westdeutschen Gesellschaft 1965–1989/90“ nehme sich eines Zeitraums an, der von der Zeitgeschichte schon länger erforscht wird, von der Kirchengeschichte jedoch wenig beachtet worden sei, teilt die DFG in einer Pressemeldung mit. Die Gruppe um den Tübinger Kirchenhistoriker Andreas Holzem untersucht die Entwicklung des Katholizismus in Deutschland während der Zeit nach Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils bis zum Mauerfall. Dabei steht nur die Entwicklung in der Bundesrepublik im Fokus.
NGL und Politik
Im Interview mit der Nachrichtenagentur KNA begründete Holzem diese Beschränkung damit, dass die DDR-Gesellschaft nach so extrem anderen Regeln funktioniert habe. Der Historiker stellte in Frage, ob man da wissenschaftlich verantwortlich vergleichen könne. Das Projekt stellt insofern ein Novum dar, als die Erforschung der Zeitgeschichte „den Faktor Religion meist völlig ausklammert“, wie Holzem ausführt. Gegenstände der Untersuchung sind zeitgenössische theologische Literatur und ihre Rezeption im Bildungsbürgertum. Ebenso steht das „Neue geistliche Liedgut“ im Fokus. Es gehe ihm, so Holzem, um Emotionen und Praktiken.
Dazu gehört nach Ansicht des Forschers auch die Politik. Untersucht werden solle auch die Parteienbindung von Katholiken und das Verhältnis der Kirche zu den Grünen, die insbesondere die damals jungen Katholiken anziehen. Andreas Holzem ist seit 1999 Inhaber des Lehrstuhls für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen und koordiniert die Forschung als Sprecher der Gruppe.
DT/pwi
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