Der Regensburger Bischof, Rudolf Voderholzer, zweifelt die Grundlage des Synodalen Weges an. In seinem Statement während der ersten Synodalversammlung in Frankfurt am Main stellte Voderholzer am Freitag in Frage, dass sich die Studie über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche (MHG-Studie) als Grundlage für die Themenwahl des Synodalen Weges eigne.
Voderholzer erinnerte daran, dass „an der Wiege“ der Synodalversammlung die MHG-Studie stehe. Die Studie sei von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben und weitgehend auch finanzierte worden. „Diese Studie kommt zu der Schlussfolgerung, dass Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, katholische Sexualmoral und eine Machtkonzentration auf Männer in der katholischen Kirche hauptursächlich seien für den sexuellen Missbrauch“, sagte Voderholzer. Die thematische Ausrichtung der Foren des Synodalen Prozesses orientiere sich weitgehend an diesen Konklusionen.
Unwissenschaftliche Projektionen
„Diese Schlussfolgerungen sind aber durch die empirischen Daten und die Forschungsergebnisse nicht gedeckt“, kritisierte Voderholzer und fuhrt fort: „Solche Schlussfolgerungen müssen so lange als unwissenschaftlich und als Projektionen gelten, als nicht durch vergleichende Studien mit vergleichbaren Institutionen erwiesen wird, dass es tatsächlich diese katholischen Spezifika sind, die zu den fürchterlichen, beschämenden und viele Kinder und Jugendliche zutiefst traumatisierenden Taten geführt haben. Es gibt aber noch keine hinreichende Zahl von Studien, die einen Institutionenvergleich erlauben.“
Es gehe ihm nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen, versicherte der Regensburger Bischof. „Mir geht es um die wissenschaftliche Seriosität einer der Grundannahmen und Voraussetzungen dieses Synodalen Prozesses.“
Voderholzer drängt auf mehr Klarheit und Aufrichtigkeit
Voderholzer rief die medizinische Fachwelt auf, die wissenschaftliche Qualität der Studie noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Es gebe bereits vereinzelt kritische Stimmen. Aber die MHG-Studie habe ein Fachsymposium verdient. In der theologischen Wissenschaft seien solche Veranstaltungen üblich, wenn es darum gehe, eine neue wissenschaftliche Hypothese zu diskutieren. „Mir wäre sehr viel wohler, wenn an der Wiege unserer Veranstaltung noch mehr Klarheit und auch Aufrichtigkeit herrschte. Vielen Dank!“, betonte der Bischof.
Professor Bernhard Emons, Mitglied des Zentrakommitees der deutschen Katholiken (ZdK), entgegnete Voderholzer, er halte es für eine Gefahr, die wissenschaftliche Qualität der MHG-Studie anzuzweifeln. Das führe dazu, die Themen, die im Raum sind, zu relativieren. „Das ist ein Weg, sich den Herausforderungen, vor denen wir stehen, zu entziehen.“ Fragen nach sexualisierter Gewalt und Männerbünden in der katholischen Kirche würden sich grundsätzlich stellen, dem dürfe man auf keinen Fall ausweichen.
Auch andere Mitglieder der Synodalversammlung widersprachen in ihren Wortmeldungen dem Bischof. So erklärte etwa Caritas-Präsident Peter Neher, aus der Arbeit der Beratungsstellen wisse er, dass die überlieferte katholische Sexualmoral nicht mehr zeitgemäß sei und nicht geeignet sei, Menschen in Konfliktlagen zu helfen.
DT
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