Endlich kommt mal das Wissen zum Zug! Beim Thema Lebensrecht. Wurde aber auch Zeit, nach all der Polemik, die sich rund um den „Marsch für das Leben“ alljährlich ansammelt. Das Wissen bringt das „Göttinger Tageblatt“ ins Spiel: „Demo gegen Abtreibungsgegner: Das müssen Sie wissen“ heißt es. Dass ausgerechnet das „Göttinger Tageblatt“ auf Wissen setzt, liegt nahe, ist Göttingen doch die „Stadt, die Wissen schafft“. Um das zu wissen, muss man nie in Göttingen gewesen sein, die Durchfahrt reicht, denn bereits am Bahnhof zeigt sich der Stolz der Stadt auf seine Universität.
Lebensrechtler Steier ist „umstritten“, der „Marsch für das Leben“ steht in der rechten Ecke
Dortselbst sollte am 23. Oktober ein Lebensrechtler sprechen, den das „Göttinger Tageblatt“ als den „umstrittenen Abtreibungsgegner Gerhard Steier“ vorstellt. Das „Göttinger Tageblatt“ weiß: „Dagegen formiert sich Protest“. Das festzustellen allein ist noch keine große Leistung des menschlichen Geistes, „ formiert sich“ gegen Lebensrechtsveranstaltungen doch stets „Protest“. Das „Göttinger Tageblatt“ bzw. Autor Michael Brakemeier weiß auch, dass die Protestler wissen wollen, es seien „konservative bis völkisch-nationale Kreise“, die sich beim jährlichen „Marsch für das Leben“ in Berlin treffen.
Im Konjunktiv, aber ohne Einordnung
Löblich, dass sich das „Göttinger Tageblatt“ diese und andere Positionen der Protestler nicht vorschnell zu eigen macht, weshalb der Artikel fast durchgehend im Konjunktiv geschrieben ist, doch bereits das kommentarlose Darstellen von Absurdem ist fahrlässig. Da hilft auch kein distanzierender sprachlicher Modus. Wenn etwa der Einsatz für das in Artikel 2 Grundgesetz garantierte Lebensrecht jedes Menschen als „völkisch-national“ gekennzeichnet wird, müsste man, dem Wissen verpflichtet, einhaken.
DT
Nicht nur, dass das „Göttinger Tageblatt“ dies unterlässt, es bleibt dort auch gänzlich unkommentiert, wenn eine christliche Hochschulgruppe in die rechtsradikale Ecke gestellt wird. Ein dicker Hund, meint Josef Bordat. Was aus der Veranstaltung mit Gerhard Steier letztlich wurde, lesen Sie in der „Tagespost“ vom 31. Oktober 2018.