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Schläge statt Blumen: Der Muttertag inhaftierter Bürgerrechtlerinnen

Willkürliche Verhaftungen, Folter und hohe Strafen: Menschenrechtler kritisieren den Umgang mit Bürgerrechtlerinnen in Ländern weltweit. Besonders dramatisch ist deren Lage etwa im Iran oder auf Kuba.
Frauenprotest in Kuba
Foto: Alejandro Ernesto (EFE) | Die Frauen in Weiß setzen sich friedlich für die Freilassung aller politischen Gefangenen auf Kuba ein. Ganz in Weiß gekleidet besuchen sie regelmäßig die Sonntagsmessen in zahlreichen Städten Kubas und marschieren ...

Schläge statt Blumen, Einzelhaft statt Familienbesuch: So sieht der diesjährige Muttertag für viele inhaftierte Bürgerrechtlerinnen weltweit aus. „Diese Frauen und Mütter haben kein Verbrechen begangen. Im Gegenteil: Sie haben sich für die Menschenrechte anderer eingesetzt und diejenigen, die sie gefangen halten, stehen auf der Seite des Unrechts“. Das sagte Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), gegenüber der „Tagespost“. Diese Frauen hätten keine Verbrechen begangen, sondern sich mutig für die Menschenrechte in ihrem Land eingesetzt, die Regierung kritisiert und auf Missstände aufmerksam gemacht. Deshalb seien sie willkürlich verhaftet, gefoltert und zu hohen Strafen verurteilt worden. 

Mütter vorsätzlich von ihren Kindern getrennt

„Mütter von ihren Kindern vorsätzlich zu trennen, ist schrecklich. Zusätzlich zu den absurd hohen und unrechtmäßigen Strafen, den Misshandlungen und schlimmen Haftbedingungen werden dadurch ganze Familien zerstört und Kinder traumatisiert“, erklärte Lessenthin. Stellvertretend für alle unschuldig inhaftierten Mütter stellt die IGFM aus Anlass des Muttertags am 10. Mai inhaftierte Bürgerrechtlerinnen aus mehreren Ländern vor, die von ihren Familien getrennt sind. Die Menschenrechtsorganisation ruft zugleich die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Bürgerrechtlerinnen nicht zu vergessen und sich für deren sofortige Freilassung und Rehabilitierung einzusetzen. 

Erinnert wird etwa an die iranische Rechtsanwältin Nasrin Sotoudeh, die sich nicht durch Drohungen, Verhaftungen und Misshandlungen.habe einschüchtern lassen. Die zweifache Mutter wurde aufgrund ihres Einsatzes gegen den im Iran allgegenwärtigen Kopftuchzwang zu 33 Jahren Haft und 148 Peitschenhieben verurteilt. Aus dem Evin-Gefängnis heraus fordert sie die Freilassung aller politischen Gefangenen im Iran und trat dafür am 17. März in einen einwöchigen Hungerstreik. Nasrin Sotoudeh erhielt im Jahr 2012 vom Europäischen Parlament den Sacharow-Preis für Geistige Freiheit. 

Einsatz für Freilassung politischer Gefangener auf Kuba

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Auch die Kubanerin Martha Sánchez soll nicht vergessen werden. Die vierfache Mutter gehört der Bürgerrechtsbewegung „Damen in Weiß“ („Damas de Blanco“) an. Die Ehefrauen, Schwestern und Mütter politischer Gefangener setzen sich friedlich für die Freilassung aller politischen Gefangenen auf Kuba ein. Ganz in Weiß gekleidet besuchen sie regelmäßig die Sonntagsmessen in zahlreichen Städten Kubas und marschieren danach schweigend durch die Straßen. Das Europäische Parlament zeichnete die „Damen in Weiß” im Dezember 2005 mit dem Sacharow-Preis für Geistige Freiheit aus. Martha Sánchez wurde am 11. März 2018 unter anderem wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“ zu einer viereinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt, die sie bis heute absitzt.

DT/chp

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