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Robert F. Kennedy Jr. tritt als Unabhängiger an

Der Neffe von John F. Kennedy kehrt den Demokraten den Rücken. Und könnte so das Kräfteverhältnis des US-Wahlkampfs entscheidend verändern.
Robert F. Kennedy Jr. in Philadelphia
Foto: IMAGO/Ricky Fitchett (www.imago-images.de) | Da Robert F. Kennedy Jr. Positionen vertritt, die sowohl bei progressiven wie auch konservativen Wählern Zuspruch finden, ist derzeit noch nicht abzusehen, ob seine Kandidatur eher den Demokraten oder den ...

Der Neffe des früheren demokratischen US-Präsidenten John F. Kennedy, Robert F. Kennedy Jr., will nicht mehr für die Demokratische Partei sondern als unabhängiger Kandidat bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr antreten. Diese Entscheidung gab der 69-Jährige am Montag in einer Rede vor Unterstützern in Philadelphia bekannt. Kennedy Jr., der in den letzten Jahren als Impfskeptiker und Anhänger diverser Verschwörungstheorien von sich reden machte, erklärte sich zum Vertreter einer „populistischen Bewegung, die der Teilung in links und rechts trotzt“.

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Bereits im April hatte Kennedy Jr. seine Präsidentschaftsbewerbung für die Demokraten bekanntgegeben. Trotz zwischenzeitlichen Zuspruchs von etwa 20 Prozent waren ihm jedoch kaum Chancen zugesprochen worden, sich gegen den amtierenden Präsidenten Joe Biden durchzusetzen, der aller Voraussicht nach abermals für die Demokraten antreten wird.

Er könnte Trump und Biden Stimmen abnehmen

Mit seiner Entscheidung, als Unabhängiger ins Rennen um die Präsidentschaft 2024 einzusteigen, könnte Kennedy Jr., der Sohn des ehemaligen Justizministers und Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy, das Kräfteverhältnis des Wahlkampfs verändern. Da er Positionen vertritt, die sowohl bei progressiven wie auch konservativen Wählern Zuspruch finden, ist derzeit noch nicht abzusehen, ob seine Kandidatur eher den Demokraten oder den Republikanern schaden wird.

Darauf nahm Kennedy Jr., in seiner Rede am Montag Bezug: „Die Demokraten haben Angst, dass ich Präsident Biden die Wahl verderben werde, und die Republikaner haben Angst, dass ich sie Trump verderben werde“, so Kennedy Jr,, der als Anhänger der Ideologie des sogenannten „Great Reset“ sowie Gegner des von ihm ausgemachten „militärisch-industriellen“ Komplexes gilt. „Die Wahrheit ist, beide haben recht. Meine Absicht ist es, beiden die Wahl zu verderben.“

Auch wenn sich Kennedy Jr., zeitlebens mit den Demokraten identifiziert und lange ausgeschlossen hatte, der Partei seines Onkels den Rücken zu kehren, sparte er nicht mit Kritik an deren Führung. Zudem warf er den Demokraten vor, ihre Prinzipien verraten zu haben und „korrumpiert“ geworden zu sein. 

Kennedy-Clan distanziert sich

Mehrere Vertreter der Kennedy-Familie haben sich bereits von Robert F. Kennedy Jr, distanziert, nachdem dieser nun als Unabhängiger antritt. Man lehne dessen Kandidatur ab und glaube, „dass sie gefährlich für unser Land ist“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von vier Geschwistern des Präsidentschaftsanwärters. „Bobby trägt vielleicht denselben Namen wie unser Vater, aber er teilt nicht dieselben Werte, Visionen oder dasselbe Urteilsvermögen.“

Dass Kennedy Jr. selbst die Präsidentschaftswahlen für sich entscheiden wird, ist nahezu ausgeschlossen. In der Vergangenheit gelang es parteilosen, unabhängigen Kandidaten stets nur, wenige Prozentpunkte der Stimmen zu erhalten. Seine Bedeutung für den Wahlkampf wird sich daher auf die Frage beschränken, ob er eher Biden oder Trump Wählerstimmen abnehmen wird.  DT/mlu

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