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Neuer Generalsekretär der OAS gewählt

Nach dem USA-freundlichen Luis Almagro soll Albert Ramdin die Polarisierung zwischen linken und rechten Regierungen in Amerika wieder reduzieren – für Trump möglicherweise ein Problem.
Albert Ramdin
Foto: IMAGO/Lenin Nolly (www.imago-images.de) | Der neue Job wird nicht einfach: OAS-Generalsekretär Albert Ramdin muss von Nicolas Maduro bis Donald Trump mit allen verhandeln können.

Albert Ramdin ist am Montag zum neuen Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) für die Amtszeit 2025-2030 gewählt worden. Er tritt die Nachfolge des Uruguayers Luis Almagro an und war der einzige verbleibende Kandidat, nachdem sein Gegenspieler, der paraguayische Außenminister Rubén Ramírez Lezcano, seine Kandidatur zurückgezogen hatte. 

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Ramdin erhielt im Vorfeld von mehr als zwanzig Ländern Unterstützung – deutlich mehr als die erforderlichen 18 Stimmen. Diese breite Rückendeckung kam sowohl von linken Regierungen wie Brasilien, Bolivien und Chile als auch von gemäßigten Exekutiven wie Costa Rica und Ecuador. Besonders stark war die Unterstützung der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM).

Der erste Generalsekretär aus der Karibik ist kein Unbekannter in der OAS. Zwischen 2005 und 2015 war Ramdin stellvertretender Generalsekretär und bringt somit umfangreiche Erfahrung mit. Viele Mitgliedstaaten schätzen seine Fähigkeit, nach den Spaltungen während Almagros Amtszeit einen neuen Konsens zu schaffen. In den letzten Jahren war die OAS durch politische Spannungen zwischen linken und rechten Regierungen polarisiert. Almagro stand oft wegen seiner Nähe zu Washington in der Kritik, insbesondere seitens der politischen Linken in Lateinamerika. 

Nähe zu China und Venezuela

Es wird erwartet, dass Ramdin eine Politik des Dialogs verfolgt, insbesondere mit der Regierung von Nicolás Maduro in Venezuela, was ihn von Ramírez Lezcano unterscheidet. Seine Dialogbereitschaft hat jedoch auch Kritiker, insbesondere wegen seiner Nähe zu China, dessen wachsende Präsenz in Lateinamerika Washington Sorgen bereitet. Die USA zeigten sich zwar bereit, Ramdins Wahl nicht zu blockieren, werden jedoch seine Positionen aufmerksam beobachten.

Die geopolitische Lage bleibt angespannt. Ramdin wird sich in den kommenden Jahren zahlreichen Herausforderungen stellen müssen. Sein Fokus auf Dialog und regionale Zusammenarbeit könnte darauf hindeuten, dass er eine klare Anpassung an Trumps Agenda vermeiden möchte. Dies könnte die Fähigkeit der USA verringern, über strategische Verbündete Einfluss auf die OAS zu nehmen. Die OAS könnte differenziertere Positionen gegenüber linken Regierungen wie Venezuela, Nicaragua und Kuba einnehmen, was Trumps Politik des maximalen Drucks erschweren könnte. Zudem muss er die Interessen der karibischen Staaten und der lateinamerikanischen Linken ausbalancieren, ohne die Beziehungen zu Washington weiter zu belasten.

Die 1948 gegründete OAS mit Sitz in Washington, D.C. umfasst 35 Mitgliedstaaten aus Nord-, Mittel- und Südamerika sowie der Karibik. Ihr Ziel ist es, Demokratie zu fördern, Menschenrechte zu schützen und die regionale Zusammenarbeit zu stärken. Die Generalversammlung ist das höchste Entscheidungsorgan und tagt jährlich, während der Ständige Rat die laufenden Aktivitäten überwacht. Der Generalsekretär leitet die Organisation und setzt die Beschlüsse der Generalversammlung um. Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) und der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte spielen ebenfalls eine zentrale Rolle beim Schutz der Menschenrechte. 

Die kommenden Monate werden zeigen, wie Ramdin die internen Spannungen der OAS bewältigt und ob er die Organisation wieder als Plattform für Dialog und Zusammenarbeit in der westlichen Hemisphäre etablieren kann. (DT/jg)

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