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Mexiko: Bischof Onesimo Cepeda wollte ins Parlament

Der emeritierte Bischof von Ecatepec in Mexiko, Onesimo Cepeda ist eine schillernde Gestalt. Er wollte als Abgeordneter kandidieren und löste so eine Debatte über das Verhältnis von Staat und Kirche aus. Am Ende hat er seine Kandidatur zurückgezogen.
Der emeritierte Bischof Onesimo Cepeda
Foto: Imago Images | Ein Talent zur Selbsinszenierung: Der emeritierte Bischof Onesimo Cepeda (Mitte) bei der Pressekonferenz, bei der er seine Kandidatur bekannt gegeben hat.

Die Parlamentswahlen in Mexiko haben einen polemischen Kandidaten weniger. Nur einen Tag dauerte die Kandidatur des emeritierten Bischofs Onesimo Cepeda Silva für den im Juni stattfindenden Urnengang. Lange genug, um eine Kontroverse über die Trennung von Staat und Kirche auszulösen und einige Skandale des Kirchenmannes wieder in das öffentliche Gedächtnis zurückzuholen.

Mit so viel Aufmerksamkeit und Gegenwind hatte Cepeda wohl nicht gerechnet. Am Montag letzter Woche vermeldete die kleine Mitte-Links-Partei Fuerza por México (Kraft für Mexiko) stolz die Kandidatur des Ex-Bischofs in Ecatepec im Bundesstaat Estado de Mexico. Am selben Abend erklärte Cepeda dann, er habe eine Kandidatur nie unterschrieben. Papst Franziskus hätte ihm bedeutet, dass er als lokaler Abgeordneter „Gefahr läuft, das Bischofsamt zu verlieren“. Daraufhin zog Cepeda seine Kandidatur zurück. „Ich werde mein Kirchenamt niemals aufgeben, um Abgeordneter zu sein – für eine Idiotie von drei Jahren. Das wäre so, als würde ich meine Eltern für einen Teller Linsen verkaufen“, so der Bischof in einem Fernseh-Interview.

Kirchenvertreter dürfen kein öffentliches Amt bekleiden

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Das Bekanntwerden seiner Kandidatur hatte für einigen Medienwirbel gesorgt. Sofort aber wurde auch der Vorwurf laut, die Kandidatur verstoße gegen die Verfassung. Die verbietet es Kirchenvertretern, ein öffentliches Amt zu bekleiden. Unter dem Hashtag #Estadolaico (weltlicher Staat) twitterte etwa die ehemalige Rechtsberaterin der Regierung von Mexiko-Stadt und heutiges Mitglied des Ausschusses zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau bei den Vereinten Nationen, Leticia Bonifaz: „Gestern wurde die Zeit umgestellt, aber nicht die Verfassung.“ Die schreibt nämlich vor, dass Geistliche nur dann gewählt werden können, wenn sie sich fünf Jahre vor der Wahl „formal, materiell und endgültig“ von ihrem Kirchenamt getrennt haben. Als emeritierter Bischof ist Cepeda aber weiterhin in der mexikanischen Bischofskonferenz registriert.

Doch nicht nur die Verfassung, auch die Normen der Kirche selbst schränken die Annahme politischer Ämter ein. Die mexikanische Bischofskonferenz betonte in einer Erklärung, dass Cepeda  als Mitglied der Bischofskonferenz „die nach den kanonischen Gesetzen vorgeschriebene Erlaubnis weder beantragt noch erhalten hat“, ein öffentliches Amt anzunehmen. Sie distanzierte sich daher von allen politischen Bestrebungen des Geistlichen. Dennoch obliege es letztlich  den staatlichen Institutionen, über die Rechtmäßigkeit einer Kandidatur Cepedas zu entscheiden, so die Erklärung weiter.

Ein Schritt zurück in die Öffentlichkeit

Der heute 84-Jährige wurde am 28. Oktober 1970 zum Priester geweiht. Im Jahr 1995 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Ecatepec im Norden der Hauptstadt Mexiko-Stadt. Siebzehn Jahre lang bekleidete Cepeda das Amt, bevor er 2012 mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren zurücktrat.
Seine Kandidatur war so etwas wie ein Schritt zurück in die Öffentlichkeit. Die Zeitungen in Mexiko kramten einige illustre Skandale des Stierkampfliebhabers hervor und breiteten sie genüsslich aus. Aufgrund seiner Vorlieben, Skandale und Verbindungen zu Geschäftsleuten und Politikern – er zählt unter anderen die Ex-Präsidenten Enrique Pena Nieto und Vicente Fox zu seinen Freunden –  gilt Cepeda als einer der umstrittensten Prälaten des Landes.

Vor seiner Kirchenkarriere hatte er als Banker und Börsenhändler gearbeitet. Später gründete er mit dem Telekom-Magnaten und reichsten Mann Mexikos, Carlos Slim, das Kreditinstitut Inbursa Financiero. Zu den Auseinandersetzungen um den Neubau eines Flughafens, bei denen es im Mai 2006 in der Kleinstadt San Salvador Atenco im Bundesstaat Estado de Mexico, unter dem damaligen Gouverneur Pena Nieto, zu heftiger Polizeigewalt gegen Demonstranten kam, die sich dem Neubau eines Flughafens widersetzten, ist von Cepeda der Spruch überliefert, dass das Flugterminal auch dann hätte gebaut werden müssen, selbst wenn „eine Person oder 500“ gestorben wären.

Cepeda stand im Zentrum eines Finanz-Skandals

Vor einigen Jahren wurde ihm die Vortäuschung eines Millionen-Darlehens vorgeworfen, um sich eine der wertvollsten Kunstsammlungen des Landes unter den Nagel zu reißen. Cepeda bestand darauf, Olga Azcarraga Madero, Gründerin der Firma Arthinia Internacional und Schwester des Präsidenten des Verwaltungsrates der Grupo Formula, Rogerio Azcarraga Madero, 130 Millionen US-Dollar geliehen zu haben. Als Azcarrega starb, behauptete Cepeda, dass der Schuldschein eine Reihe von Kunstwerken als Sicherheit für das Darlehen enthielt, darunter Werke von Rufino Tamayo, Frida Kahlo, Diego Rivera, Marc Chagall, Pablo Picasso, Salvador Dalí und Francisco de Goya. Schließlich verhinderte ein Gerichtsurteil die Vollstreckung des Haftbefehls gegen den emeritierten Bischof. Bereits damals liebäugelte er damit, in die Politik zu gehen.

Der Vorsitzende von Fuerza de Mexico, der Partei für die der Bischof antreten wollte, Gerardo Islas, verteidigte freilich die Kandidatur Cepedas. Mit seinem Abgang 2012 sei dieser in den Ruhestand getreten und aus diesem Grund ein Bürger, der wählen und gewählt werden könne. Mit seiner Rolle rückwärts hat Cepeda der Diskussion aber nun selbst ein Ende bereitet.

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Themen & Autoren
Andreas Knobloch

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