Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Auf kommunaler- und regionaler Ebene

Kolumbien: Präsident Petro wird bei Wahlen abgestraft

Die Kommunal- und Regionalwahlen in Kolumbien verdeutlichen die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Präsident Gustavo Petro. Sein Kandidat erlitt eine deutliche Niederlage im Rennen um das Bürgermeisteramt von Bogotá, seiner politischen Hochburg.
Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro
Foto: IMAGO/Chepa Beltran / VWPics (www.imago-images.de) | Die Kommunal- und Regionalwahlen gelten als eine Abstimmung über die Regierung von Präsident Petro. Das Image des linken Staatschefs Kolumbiens hat im vergangenen Jahr gelitten.

Die Kommunal- und Regionalwahlen in Kolumbien zeichnen einen klaren Trend ab: Mit der Wahl von Carlos Fernando Galán zum Bürgermeister von Bogotá, Federico Gutiérrez in Medellín, Alejandro Éder in Cali und Alejandro Char in Barranquilla sind nun die wichtigsten Städte des Landes in den Händen von rechts- oder mitte-rechts orientierten Bewegungen. Auch die bedeutendsten Gouverneursposten des Landes werden von Politikern bekleidet, die der Regierung von Gustavo Petro kritisch gegenüberstehen.

Lesen Sie auch:

Insgesamt waren fast 39 Millionen Menschen in Kolumbien aufgerufen, Gouverneure, Bürgermeister und Gemeinderäte zu wählen. Die Wahlen gelten als eine Abstimmung über die Regierung von Präsident Petro. Das Image des linken Staatschefs Kolumbiens hat im vergangenen Jahr gelitten, wie Mauricio Velásquez von der Universität der Anden der Nachrichtenagentur AFP erklärte. Korruptionsskandale im Umfeld seiner Familie, Schwierigkeiten bei den Friedensverhandlungen mit bewaffneten Gruppen und ein Anstieg von Gewalt haben der Regierung zugesetzt.

Gustavo Petro weist Niederlage zurück

Besonders beachtenswert ist der überwältigende Sieg von Carlos Fernando Galán in der kolumbianischen Hauptstadt, der ohne Stichwahl 49 Prozent der Stimmen erreichte. Der Kandidat der Partei von Präsident Petro, dem „Historischen Pakt“, belegte den dritten Platz mit lediglich 12,5 Prozent der Stimmen.

Obwohl Gustavo Petro selbst eine Niederlage zurückwies und in einem Tweet darauf hinwies, dass seine Partei in sieben Regionen gewonnen habe, sehen verschiedene Analysten die Lage anders.

Luisa Fernanda Marín, Politikwissenschaftlerin an der Universität La Sabana, erklärte gegenüber der Online-Plattform „Infobae“: „Der Historische Pakt als Wahlbündnis ist der große Verlierer, das ist die Botschaft. Die Strategie, die der Präsident auf nationaler Ebene umgesetzt hat, führte auf regionaler und lokaler Ebene nicht zu denselben Ergebnissen.“ 

Trendwende kehrt sich nun um

Auch der internationale politische Analyst der „EAN-Universität“, Jorge Munevar, ist der Ansicht, dass das Wahlergebnis eine Abstrafung sowohl für den „Historischen Pakt“ als auch für Präsident Gustavo Petro darstellt. Juan Esteban Levin schreibt in „El País Colombia“: Gustavo Petro gewann damals aufgrund einer Trendwende, die sich nun umgekehrt hat. Im Wahlkampf hatte Gustavo Bolívar, Petros Kandidat für das Bürgermeisteramt von Bogotá, gegenüber „El País Colombia“ gesagt: „Das Überleben des Historischen Paktes steht auf dem Spiel im Bürgermeisteramt von Bogotá.“ Der dritte Platz dort markiert eine klare Niederlage für die Linke.  DT/jg

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren

Weitere Artikel

Mehr als Tango und Fußball: Wer sich für die argentinische Geschichte interessiert, sollte in Buenos Aires diese Erinnerungsorte besuchen.
20.04.2024, 11 Uhr
Malte Heidemann
Zurückhaltung oder Eskalation? Vieles spricht dafür, dass Israel nicht schweigen wird, aber an einer Eskalation ist die Mehrheit nicht interessiert.
16.04.2024, 15 Uhr
Godel Rosenberg

Kirche

Yannick Schmitz, Referent beim Berliner Vorortspräsidium des Cartellverbandes, sieht gute Gründe dafür, dass der Verband künftig wahrnehmbarer auftritt.
27.04.2024, 13 Uhr
Regina Einig
Die deutschen Bischöfe werden beim Synodalen Ausschuss wohl keine kirchenrechtskonforme Lösung finden. Das Mehrheitsprinzip eröffnet einen rechtsfreien Raum.
25.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig