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Katholische Fastenzeit - Die Seele stärken

Die Fastenzeit ist eine Zeit des geistlichen Kampfes, dabei spielt aber auch Erholung eine Rolle. Von Stefan Meetschen
Katholische Fastenzeit
Foto: Frank Rumpenhorst (dpa) | Katholiken verbinden mit dem Fasten besonders die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern: Sie dient dazu, sich mit Jesus Christus, dem personellen Fundament des Glaubens, zu verbinden

Menschen aller Religionen wissen es: Es tut der Seele und dem Körper gut, für eine gewisse Zeit zu fasten. Also auf Dinge zu verzichten, die zum Leben gehören, das Leben sogar angenehm machen, die aber – in zu hoher Dosis konsumiert – negativ wirken können, weil sie den Blick auf Gott verstellen. Den Blick auf den eigenen Wesenskern. Die Gesundheit.

Was verbinden Katholiken mit dem Fasten?

Katholiken verbinden mit dem Fasten besonders die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern: Sie dient dazu, sich mit Jesus Christus, dem personellen Fundament des Glaubens, zu verbinden, denn schließlich war er es, der Sohn Gottes, der das Fasten am Anfang seines öffentlichen Wirkens vorgemacht hat: „Voll des Heiligen Geistes kehrte Jesus vom Jordan zurück und wurde vom Geiste durch die Wüste geführt, vierzig Tage lang, und wurde vom Teufel versucht.“ (Lk 4,1–2)

Fasten-Experten wissen: Der Versucher meldet sich auch gern schon während der vierzig Tage, nicht erst dann, wenn man die Phase des Verzichts bravourös absolviert hat. Es kann eine Zeit des Kampfes sein, in welcher der Mensch auf verschiedene Proben gestellt wird. Proben, die weit darüber hinausgehen, ob man die Tafel Schokolade nun essen soll oder nicht, die aber vielleicht doch mit derart profanen Dingen verknüpft sind. Denn: Wenn die Disziplin nicht ausreicht, um bei den kleinen kulinarischen Verlockungen zu widerstehen, wie will man sich dann bei den großen Kämpfen des (Fasten-)Lebens bewähren?

Katholische Fastenzeit: Es steht einiges auf dem Spiel

Doch was sind das eigentlich für Kämpfe? Was steht für Katholiken auf dem Spiel? Wenn man sich aktuelle kirchliche Stellungnahmen zur Fastenzeit anschaut, kann man den Eindruck gewinnen, es gehe jetzt vor allem um ökologische Nachhaltigkeit und die Rettung des Weltklimas. So als könne man mit reduzierter Emission die Welt heilen. Bei allem Sinn für Umweltschutz, gerade im Zusammenhang mit Gottes Schöpfung – eine solche Fasten-Intention allein wäre einseitig und zu kurz gedacht.

Für Katholiken steht beim Fasten nämlich stets mehr auf dem Spiel: Nicht nur die kulinarische Wellness (keine Schokolade, nur vegane Ernährung ...), nicht nur die ökologische Wellness, sondern auch die spirituelle und soziale Wellness. Weshalb man bei den 40 Impulsen des „Tagespost“-Fasten-Kalenders dieser Ausgabe auch immer wieder an das Geben und Dasein für andere Menschen erinnert wird, wie auch an die Stärkungsmittel der katholischen Tradition. Gerade in dieser verwirrten Zeit sowohl innerhalb wie außerhalb der Kirche tut es gut, die eigene Seele durch regelmäßiges Gebet und Zeiten der Stille zu stärken und dem Körper genug Widerstands- und Erholungsspielräume zu geben.

Die Erholungsspielräume des katholischen Fastens

Erholungsspielräume? Klingt das nicht seltsam sanft für einen Abschnitt im Kirchenjahr, der für Katholiken immer schon den Charakter der Buße, Reue und Umkehr hatte und der schließlich in Passion und Kreuzigung gipfelt? Was soll in einem solchen Fasten-Kontext mit Erholung und Wellness gemeint sein? Vielleicht dies: Gerade weil der geistliche Kampf gegenwärtig mit großer Intensität wütet, ist es umso wichtiger, die Instrumente der eigenen Existenz (Körper, Seele, Geist) zu pflegen und zu kultivieren.

Inwieweit dazu außerordentliche Opfer gehören, kann jeder Gläubige individuell mit einem geistlichen Mentor seines Vertrauens abstimmen und entscheiden. Die 40 Impulse, die auf den Seiten 4 und 5 zu finden sind, garantieren in jedem Fall eine ausgewogene Mischung, eine gute Orientierung, wie man die Fastenzeit 2019 in reflektierter Weise absolvieren kann. Ohne Extreme, ohne faule Kompromisse. „Und als der Teufel mit aller Versuchung am Ende war, ließ er von ihm ab bis zu seiner Zeit.“ (Lk 4, 13) Als Katholiken dürfen wir hoffen, dass die Wüste, in die der Geist Gottes uns geführt hat, enden wird. Genau darum geht es jetzt.

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