Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Politik

Jesuitenmission kritisiert Schattenfinanzwirtschaft in Deutschland

Im heute vorgestellten Schattenfinanzindex belegt Deutschland den siebten Platz. Für die Jesuitenmission ist das Grund, die Finanzpraktiken in Deutschland zu kritisieren.
Frankfurter Banken
Foto: Boris Roessler (dpa) | Deutschland muss konsequenter gegen Steueroasen vorgehen, fordert der Jesuitenpater Jörg Alt.

Die Jesuitenmission ist besorgt über das Ausmaß der Schattenfinanzwirtschaft in Deutschland. Unter den Finanzströmen, die über dunkle Kanäle nach Deutschland fließen, mische sich auch viel Geld aus armen Ländern, heißt es in einer Pressemitteilung des Hilfswerks. Anlass der Stellungnahme ist der „Schattenfinanzindex“, den das Tax Justice Network heute zum fünften Mal vorstellt. Darin steht Deutschland auf Platz 7. Der Index untersucht 112 Länder und Territorien und bewertet sie anhand von 20 Indikatoren in Kategorien wie Registrierung von Eigentum, Transparenz von Unternehmensinformationen oder dem Steuersystem. Vergangenes Jahr hatte Deutschland noch den achten Platz belegt.

Für den Jesuitenpater Jörg Alt, Koordinator des Forschungsprojekts „Steuergerechtigkeit & Armut“, ist der Schattenfinanzindex ein Beleg dafür, dass Deutschland und die EU ernst machen müssen mit der Bekämpfung von Steueroasen. „Tun sie dies transparent und glaubwürdig, könnten sie alle jene vom EU-Binnenmarkt ausschließen, die weiterhin Geschäfte mit verbleibenden Steueroasen tätigen“, so Alt. Darin sähe Alt einen wirksamen Schlag gegen das Offshore-Geschäftsmodell. Zudem weist er darauf hin, dass die rechtlichen Grundlagen zum automatischen internationalen Datenaustausch für Steuerzwecke zwar gegeben seien. „Aber die praktische Umsetzung ist meist an Wechselseitigkeit geknüpft“, so Alt. Könnten Staaten aufgrund schwacher Verwaltungen keine Daten liefern, erhielten sie umgekehrt auch keine Informationen über versteckte Guthaben ihrer Staatsbürger. „Hier ist Entgegenkommen angebracht, wenn man den Geldabfluss aus armen Ländern stoppen will. Denn genau mit diesem Geld könnten diese Staaten ihre Steuerverwaltung ausbauen und stärken“, erklärt Alt.

Die Jesuitenmission ist das deutsche Hilfswerk der Jesuiten weltweit. Laut eigenen Angaben werden rund 600 Hilfsprojekte, etwa in den Bereichen Armutsbekämpfung, Flüchtlingsghilfe, Bildung Gesundheit oder auch Menschenrechte, unterstützt.

DT/mlu

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Armutsbekämpfung Jesuiten Jörg Alt

Weitere Artikel

Es ist gut, dass die Kirchen sich klimapolitisch zu Wort melden. Aber der Zeitpunkt ist ungünstig. Ein Kommentar.
13.07.2023, 09 Uhr
Sebastian Sasse
Bei zwei Begegnungen spricht sich der Papst für den Frieden und die Bekämpfung der Armut im Kongo aus. Hass und Gewalt seien niemals zu rechtfertigen, sagte er.
01.02.2023, 21 Uhr
José García

Kirche

Das römische Dokument „Dignitas infinita" lädt ein, aus der Fülle der Identität als Erben Christi zu leben, statt eigene Identitäten zu konstruieren. 
26.04.2024, 17 Uhr
Dorothea Schmidt
Die deutschen Bischöfe werden beim Synodalen Ausschuss wohl keine kirchenrechtskonforme Lösung finden. Das Mehrheitsprinzip eröffnet einen rechtsfreien Raum.
25.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig