Nachdem er im November 2022 vor der Abtreibungsklinik in Bournemouth still gebetet hatte, erklärte der „Bournemouth Magistrates' Court“ Adam Smith-Connor am vergangenen Mittwoch für schuldig. Grund dafür sei eine „Missbilligung der Abtreibung“, die er durch seinen leicht gesenkten Kopf und gefaltete Hände ausgedrückt habe, wie „Alliance Defending Freedom“ (ADF) noch am selben Tag bekannt gab. Er habe „vorsätzlich“ gehandelt, so Bezirksrichterin Orla Austin. Auf den 51-jährigen kommen nun Strafverfolgungskosten in Höhe von 9.000 britischen Pfund sowie eine zweijährige „bedingte Entlastung“ zu. Dies bedeutet, dass keine weitere Bestrafung erfolgt, sofern Smith-Connor innerhalb der nächsten zwei Jahre keine weiteren Straftaten begeht.
„Heute hat das Gericht entschieden, dass stille Gedanken im Vereinigten Königreich illegal sein können. Das kann nicht richtig sein“, reagierte der Militärveteran und zweifache Familienvater. „Alles, was ich getan habe, war ein Gebet zu Gott, in der Privatsphäre meiner eigenen Gedanken. Und dennoch werde ich als Krimineller verurteilt?“ Auf einer Grünfläche in der sogenannten „Sicherheitszone“, einem mehrere Straßen umfassenden Gebiet um die Abtreibungsklinik herum, verweilte der Physiotherapeut aus Southampton damals einige Minuten zum Gebet – hinter einem Baum, mit dem Rücken zur Einrichtung.
Gedankenverbrechen trotz knapper Geldmittel verfolgt
Politikerin Miriam Cates (Conservative Party) kommentierte den Prozess mit „es ist ungeheuerlich, dass der Gemeinderat Steuergelder für die Verfolgung eines Gedankenverbrechens ausgibt, und das in einer Zeit, in der die Ressourcen sehr knapp sind“. „Ein stilles Gebet in der Tiefe des eigenen Herzens kann keine Straftat sein. Die Regierung muss dringend klarstellen, dass die Gedankenfreiheit als ein grundlegendes Menschenrecht geschützt ist“, äußerte sich auch Sir Edward Leigh (ebenfalls Conservative Party), der „Father of the house“ des britischen Unterhauses.
Großbritannien hat eine der höchsten Zahlen von Abtreibungen in Europa: Statistiken zufolge wurde im Jahr 2021 in England und Wales 214.000 ungeborenen Kindern frühzeitig das Leben genommen. Damit endete etwa jede vierte Schwangerschaft mit Abtreibung, was in Westeuropa ein besonders hoher Anteil ist.
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