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Ecuador: Sieben Hintermänner im Mordfall Villavicencio getötet

Die Attentäter hatten zuvor um eine Verlegung in ein sichereres Gefängnis gebeten, was jedoch abgelehnt wurde.
Fernando Villavicencio
Foto: IMAGO/Boris Romoleroux (www.imago-images.de) | Der ecuadorianische Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio war am 9. August ermordet worden. Sieben Männer, die in das Attentat verwickelt sein sollen, sind nun im Gefängnis zu Tode gekommen.

Neue erschreckende Wendung im Fall des ermordeten ecuadorianischen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio: Am 6. Oktober hat ein Aufstand im Litoral-Gefängnis im ecuadorianischen Guayaquil mit dem Tod von sechs Insassen geendet. Sie waren kolumbianische Staatsangehörige und wurden beschuldigt, am 9. August den Präsidentschaftskandidaten Villavicencio ermordet zu haben.

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Die für die Verwaltung der Gefängnisse zuständige Einrichtung „Snai“ teilte über ihren „X“ (Twitter)-Account mit, dass es in Abteilung 7 der Haftanstalt zu einem Aufstand gekommen sei, die von der Bande „Los Águilas“ kontrolliert werde. Bislang seien sechs Todesfälle als Folge dieses Vorfalls gemeldet worden. Die getöteten Gefangenen würden für die Ermordung des Präsidentschaftskandidaten verantwortlich gemacht. In dem Tweet heißt es: „Die Regierung verurteilt diese Tat und bekräftigt ihren politischen Willen, mit den entsprechenden Ermittlern zusammenzuarbeiten, um die Hintermänner des Verbrechens an dem ehemaligen Kandidaten zu identifizieren.“

„Keine Anzeichen von Folter oder Kampfwunden“

Am nächsten Tag bestätigten die ecuadorianischen Behörden den Tod eines weiteren Häftlings im Gefängnis. Die Gefängnisbehörde teilte in einer offiziellen Erklärung mit, dass dieser Häftling ebenfalls mit dem Mord an Villavicencio „in Verbindung“ gestanden habe.

Die Bürgerorganisation „SOS Cárceles Ecuador“ berichtete, dass die Getöteten zuvor um eine Verlegung in ein sichereres Gefängnis gebeten hatten, was jedoch abgelehnt wurde. Berichten von Gefängniswärtern zufolge wiesen die Leichen „keine Anzeichen von Folter oder Kampfwunden“ auf. Die sechs Kolumbianer wurden ins „Litoral“-Gefängnis verlegt, nachdem am 12. September ein Anschlag mit einer mit Sprengstoff bestückten Drohne auf das Hochsicherheitsgefängnis „La Roca“ verübt worden war, wo sie bis dahin inhaftiert waren.

Ecuadors Präsident Guillermo Lasso, der sich auf einer Reise durch die Vereinigten Staaten befand und nach Südkorea weiterreisen wollte, sah von seinen Plänen ab und ordnete die Einberufung des Sicherheitskabinetts an. In einem Tweet schrieb er: „Keine Komplizenschaft und keine Vertuschung. Die Wahrheit wird ans Licht kommen.“ Bereits Wochen zuvor hatte der Präsident auf einem Forum im argentinischen Buenos Aires zu einem entschlosseneren Vorgehen im Kampf gegen den Drogenhandel in Lateinamerika aufgerufen: „Der Drogenhandel muss entschieden bekämpft werden, denn, wie alle medizinischen und wissenschaftlichen Gesellschaften immer wieder bestätigt haben, zerstören Drogen Leben, Familien und Träume“, sagte er. 

Mordanschlag auf Villavicencios Witwe verübt

Eine Woche vor dem Tod der sechs Kolumbianer berichtete Christian Zurita, der Fernando Villavicencio als Präsidentschaftskandidat nachfolgte, dass auf Villavicencios Witwe Verónica Sarauz in Quito ein Anschlag verübt worden sei. Auf seinem „X“-Account schrieb er: „Verónica Sarauz, die Ehefrau von Fernando Villavicencio, hat soeben in Quito einen Mordanschlag überlebt. Die Sicherheitskräfte haben einen venezolanischen Staatsbürger auf einem Motorrad aufgehalten, der versucht hat, das Auto, in dem sie unterwegs war, anzugreifen“, schrieb Zurita.

Obwohl die ecuadorianische Polizei den Vorfall in Quito als „Einzelfall“ bezeichnete, meldete sie die Verhaftung „eines ausländischen Staatsbürgers“, der „auf einem Motorrad in verdächtiger Haltung auf der Busspur unterwegs war und eine Blankwaffe bei sich trug“.  DT/jg

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