Die lateinamerikanischen Bischöfe haben über den Lateinamerikanischen Bischofsrat (Celam) angesichts der Welle der Gewalt, die das Land in dieser Woche erschüttert, ihre „Verbundenheit und Solidarität“ mit Ecuador zum Ausdruck gebracht.
Aufgrund seiner Lage zwischen den beiden großen Kokain produzierenden Ländern Kolumbien und Peru ist Ecuador zum Haupt¬umschlagplatz für Drogenlieferungen nach Europa und in die Vereinigten Staaten geworden. Dadurch geriet das Land ins Zentrum blutiger Stellvertreterkriege der Drogenkartelle.
Kaltblütige Hinrichtungen, Schüsse auf Polizeiwagen
In den letzten Jahren hat sich die Situation in Ecuador verschärft. Am Montag eskalierte die Gewalt mit Unruhen in mindestens sechs Gefängnissen des Landes. In den sozialen Netzwerken waren kaltblütige Hinrichtungen von Gefängniswärtern sowie Schüsse auf Polizeiwagen zu sehen. Es wurden Entführungen von Polizeibeamten, Morde und Vandalismus durch Angehörige organisierter Verbrecherbanden gemeldet. Am Dienstag drangen Bewaffnete während einer Liveübertragung in die Räumlichkeiten des staatlichen Fernsehsenders in der Hafenstadt Guayaquil ein und hatten mehrere Mitarbeiter als Geiseln genommen.
Daraufhin verhängte Präsident Daniel Noboa den Ausnahmezustand und legte eine Liste von 22 Banden „der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität als terroristische Organisationen und kriegerische nichtstaatliche Akteure“ vor. Das Militär erklärte am Mittwoch, dass inzwischen 329 Personen festgenommen worden, darunter die 13 Angreifer aus dem Fernsehstudio. Ihnen werde wegen Terrorismus der Prozess gemacht. Fünf Terroristen wurden getötet und 61 Waffen sowie 28 Granaten sichergestellt. 41 Geiseln seien befreit und 28 entflohene Häftlinge wieder eingefangen worden.
Weder Panik noch Naivität
In der Celam-Mitteilung heißt es: „Unser besonderes Beileid gilt den Familien und Freunden derjenigen, die ihr Leben verloren haben. Wir schließen uns dem Gebet für diejenigen an, die unter den öffentlich bekannten Gewalttaten gelitten haben.“
Die ecuadorianische Bischofskonferenz forderte die Bevölkerung auf, weder in Panik zu verfallen, die kriminelle Organisationen säen wollten, noch in die Naivität, dass die Verantwortung für die Welle der Gewalt allein bei der Regierung liegt: „Die Gewalt, wo auch immer sie herkommt, muss uns vereint finden, nach vorne blickend und mit der nötigen Kraft, damit Ecuador das bleibt, was es immer war: ein Ort des Friedens, der Arbeit und der Brüderlichkeit“, bekräftigten die ecuadorianischen Bischöfe. DT/jg
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