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Bischöfe und AfD: Richtiges Signal aus Bayern

Die Freisinger Bischofskonferenz hat klare Trennlinien zur AfD gezogen. Ein richtiger Entschluss, mit Wirkung nach außen und nach innen.
Wahlplakat der AfD
Foto: IMAGO/Müller-Stauffenberg (www.imago-images.de) | Es ist richtig und es ist wichtig, dass die bayerischen Bischöfe sich einmütig gegenüber der AfD positioniert haben. Die Partei nutze die freiheitliche Grundordnung aus, um sie selbst abzuschaffen.

„Typisch, wenn es gegen die AfD geht, dann halten sie plötzlich zusammen.“ So haben ganz sicher manche Katholiken auf die aktuellen Verlautbarungen der Freisinger Bischofskonferenz spontan reagiert, frustriert vom Synodalen Weg und ausgelaugt von den gesellschaftspolitischen Kulturkämpfen allerorten.

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Aber so eine Einschätzung, auch wenn sie vielleicht emotional nachvollzogen werden mag, greift zu kurz. Es ist richtig und es ist wichtig, dass die bayerischen Bischöfe sich so einmütig gegenüber der AfD positioniert haben. Die Partei nutze die freiheitliche Grundordnung aus, um sie selbst abzuschaffen.

Populisten und Extremisten entschieden entgegentreten

Außerdem appellierten die Hirten an Parteien des aus ihrer Sicht demokratischen Spektrums, Populisten und Extremisten entschieden entgegenzutreten. Die Wahl von Parteien, die nationalistische, rassistische oder antisemitische Meinungen verbreiteten oder solche in ihren Reihen duldeten, sei für Christen nicht akzeptabel. Auch sei nicht erkennbar, wie jemand mit so einer Gesinnung innerhalb der Kirche Verantwortung übernehmen könne. 

Das Freisinger Signal hat eine Wirkung nach innen und nach außen. Zuerst zur Außenwirkung: Viele Konservative, es sind nicht nur Christen, sondern auch Menschen, die eher aus kulturellen Gründen für christliche Wertmaßstäbe eintreten, sind darüber frustriert, wie in von linker Seite angezettelten Kulturkämpfen ihre Sicht auf die Familie, auf die Ehe, ja auf anthropologische Fragen insgesamt unter Beschuss gerät. Diese Bürger hoffen auf politische Schützenhilfe. Und dieser Wunsch ist auch legitim.

Ein Fehlschluss ist aber, diese politische Unterstützung bei der AfD zu suchen. Diese Partei ist immer mehr selbst zu einem Kulturkämpfer geworden, nur von der anderen Seite. Auch hier wird unser christlich-abendländisches Erbe in die Zange genommen. Und vielfach umgedeutet. Die Versuche von Höcke und Co., das Christentum identitätspolitisch zu instrumentalisieren, auf eine Art Stammesreligion für unseren Kulturraum zu verengen und seine universalistische Geltung zu leugnen, sind genauso gefährlich wie die altbekannten Angriffe aus der kulturmarxistischen Ecke.

Keine generelle Regelung für Umgang mit AfD-Mitgliedern

Allerdings ist diese Einsicht nicht mit einer Art General-Attest gleichzusetzen, fortan jeder argumentativen Auseinandersetzung mit der AfD enthoben zu sein. Ganz im Gegenteil: Die Partei kann nicht mit jedem ihrer Wähler gleichgesetzt werden. Diese Auseinandersetzung – hier gilt das Subsidiaritätsprinzip – muss vor Ort geführt werden. Sie wird nach politischen Kategorien verlaufen müssen, vor allem in den Parlamenten. Hier kann man kein Handlungsschema von den Bischöfen erwarten. Es ist auch gut, dass keine generelle Regelung für den Umgang mit AfD-Mitgliedern in kirchlichen Gremien getroffen worden ist. Auch hier muss der Einzelfall betrachtet werden.

Schließlich: Vor allem die katholischen Verbände, die ganz gewiss das bischöfliche Signal begrüßen werden, sollten in ihrer Freude bedenken, ob sie noch konservativen Katholiken eine Heimat für ein Engagement bieten oder, doch gewiss unabsichtlich, nicht zu mancher Frustration beigetragen haben, die diese dann nach politischen Alternativen suchen lässt. 

Und dann die Innenwirkung: Es ist wichtig, dass die bayerischen Bischöfe hier mit einer Stimme sprechen. Von Befürworten des Synodalen Wegs wird gerne suggeriert, ihre kirchenpolitischen Gegner sympathisierten generell mit dem rechtspopulistischen Spektrum. Wer den Bischöfen Oster, Hanke und Voderholzer folgt, kann diesen Vorwurf nun leicht entkräften.   

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