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Anteilnahme und politische Debatte nach Mord an Priester in Frankreich

Politiker und Geistliche reagieren entsetzt auf den Mord an einem katholischen Priester in Westfrankreich. Zugleich entbrennen auch politische Diskussionen.
Katholischer Priester in Frankreich getötet aufgefunden
Foto: Sebastien Salom-Gomis (AFP) | Fahrzeuge der Gendarmerie parken am Ort, an dem der 60-jähriger katholische Priester Olivier Maire ermordet wurde.

Nach dem Mord an einem katholischen Priester in Frankreich haben mehrere Politiker und Geistliche Trauer und Mitgefühl ausgedrückt. Zugleich ist erneut eine politische Debatte um den Umgang mit Migranten entbrannt. 

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron zollte dem getöteten Pater Olivier Maire über den Kurzmitteilungsdienst „Twitter“ im Namen „der ganzen Nation“ seinen Tribut. „Er hat Großzügigkeit und Nächstenliebe sogar in seinen Gesichtszügen getragen“, so Macron. Der Gemeinschaft der Montfort-Missionare, deren Provinzial der Priester war, und „allen Katholiken in Frankreich“ drückte der Präsident sein Mitgefühl aus. 

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Angriff auf die Seele Frankreichs

Der französische Innenminister Gerald Darmanin, der den Mord an dem Priester im rund 60 Kilometer von der Stadt Nantes entfernten Saint-Laurent-sur-Sèvre im Départment Vendée am Montag über Twitter öffentlich gemacht hatte, reiste noch am Abend an den Tatort. Dort erklärte er, ein Angriff auf einen Kirchenmann sei ein Angriff auf die Seele Frankreichs.

Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, schrieb auf Twitter, während er darauf warte, dass die Ermittlungen mehr Informationen liefern, bete er für die Familie des Ermordeten und dessen Glaubensbrüder. „Ich bete für die gesamte Bevölkerung, die durch diese Tragödie traumatisiert ist.“ Der Generalsekretär und Sprecher der Französischen Bischofskonferenz, Hugues de Woillemont, brachte ebenfalls auf Twitter „Schmerz und Unverständnis“ über den Mord zum Ausdruck. Und auch Francois Jacolin, Bischof der Diözese Lucon, in der Saint-Laurent-sur-Sèvre liegt, sprach auf Twitter von „tiefem Schmerz und Trauer“, die der Tod des Provinzoberen in der Diözese ausgelöst habe.

Der Priester und Provinzial der Montfort-Missionare, Olivier Maire, war am Montag Opfer eines, so Innenminister Darmanin, „dramatischen“ Mordes geworden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde der tote 60 Jahre alte Geistliche in der Ortschaft Saint-Laurent-sur-Sèvre in den Räumlichkeiten der Montfort-Missionare entdeckt. Medien berichteten, er sei in seinem Zimmer mit Schlägen auf den Kopf getötet worden.

Marine Le Pen: "Komplette Staatsversagen"

Der mutmaßliche Täter stellte sich noch am Montagvormittag auf der Polizeiwache eines Nachbarorts und gestand die Tat. Dabei handelt es sich um einen 40-Jährigen mit ruandischem Pass, der bereits im Juli 2020 nach dem Brand der Kathedrale von Nantes als möglicher Tatverdächtiger vernommen worden war. Medienberichten zufolge war er danach mehrmals inhaftiert, zudem auch in psychiatrischer Behandlung. Die Missionare hatten den mutmaßlichen Täter nach einem Psychiatrieaufenthalt Ende Mai bei sich aufgenommen. Nun soll er abermals in eine Psychiatrie eingeliefert worden sein, die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf. Einen terroristischen Hintergrund schloss sie Berichten zufolge aus.

Die Vorsitzende des Rassemblement National, Marine Le Pen, sprach nach der Tat auf Twitter von „komplettem Staatsversagen“. Wörtlich schrieb sie: „Man kann in Frankreich also ohne Aufenthaltserlaubnis leben, die Kathedrale von Nantes anzünden, nie abgeschoben werden und dann auch noch einen Priester umbringen.“ Innenminister Darmarin warf ihr daraufhin vor, anstatt den französischen Katholiken ihr Mitgefühl auszudrücken, stelle Le Pen polemische Behauptungen auf, ohne die Fakten zu kennen. Der mutmaßliche Täter habe nicht abgeschoben werden können, solange er unter Aufsicht der Justiz stand.  DT/mlu

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