Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Russlands Krieg gegen die Ukraine

Andriy Mykhaleyko:  „Von ,Brüdern‘ spricht heute niemand mehr“

Selbst bei einem Sieg Russland könnte Putin die Ukraine nicht kontrollieren, so der ukrainische Historiker und Priester im Gespräch mit der „Tagespost“.
Tod und Trümmer: An eine Aussöhnung zwischen Ukraine und Russland denkt der Historiker Andriy Mykhaleyko zur Zeit nicht.
Foto: -- (https://photonew.ukrinform.com/ Ukrinform) | Tod und Trümmer: An eine Aussöhnung zwischen Ukraine und Russland denkt der Historiker Andriy Mykhaleyko zur Zeit nicht.

Der ukrainische Historiker und griechisch-katholische Priester Andriy Mykhaleyko bilanziert die Situation nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine. „Ich hoffe auf eine Veränderung in Russland, die man nutzen müsste, um Russland seine Grenzen zu zeigen“, so Mykhaleyko. Es sei nicht klar, wie abhängig das derzeitige System von der Person Putins sei. Als Historiker hoffe er noch immer auf ein „Momentum“, in dem sich vieles ändern könne. 

Pragmatische Nachbarschaft statt Aussöhnung

Laut Mykhaleyko könne Putin selbst nach einem Sieg die Ukraine nicht mehr kontrollieren. „Kein russischer Soldat oder Beamter könnte in diesem Land ruhig schlafen“, so der Priester. Es habe sich zu viel an negativen Emotionen gebildet, als dass es keinen Widerstand auf allen Ebenen geben würde. „Es bräuchte 1,5 Millionen russische Soldaten, um die Ukraine vollständig zu kontrollieren“, so Mykhaleyko. „Das kann nicht funktionieren.“ 

Lesen Sie auch:

Eine Aussöhnung hält Mykhaleyko nur bei einem Schuldbekenntnis und der Offenheit für eine Wiedergutmachung vonseiten Russlands für möglich. Von den „Brüdern“ Ukraine und Russland spreche, so der Historiker, heute keiner mehr. „Das ist sowjetische Terminologie“, so Mykhaleyko. Er denke für die Zukunft eher an eine „pragmatische Nachbarschaft“, nicht an eine Aussöhnung. DT/sdu

In der kommenden Ausgabe der „Tagespost“ spricht Andriy Mykhaleyko außerdem über die Rolle und die Zukunftsaussichten der Orthodoxie in der Ukraine und Russland, sowie über die Einheit der Ukrainer seit 2014.

Themen & Autoren
Vorabmeldung Wladimir Wladimirowitsch Putin

Weitere Artikel

Das hätte so auch Tino Chrupalla sagen können: Die Altkanzlerin gibt Polen und den baltischen Staaten eine Mitschuld am russischen Angriffskrieg. Ausgerechnet in Ungarn.
08.10.2025, 11 Uhr
Sebastian Sasse
Willst du Frieden, rüste zum Krieg, wusste schon die Antike. Solange es Wölfe gibt, genügt es nicht, ein friedfertiges Schaf zu sein.
03.10.2025, 07 Uhr
Stephan Baier
Wladimir Putin ist an einem Kompromissfrieden in der Ukraine gar nicht interessiert. Das hat der US-Präsident jetzt verstanden – und daraus die Konsequenzen gezogen.
25.09.2025, 11 Uhr
Stephan Baier

Kirche

Von Parteipolitik sollte die Kirche Abstand halten, von einer ethischen Bewertung der Politik allerdings nicht.
16.10.2025, 15 Uhr
Stephan Baier
Zu den ersten beiden Heiligen Venezuelas überhaupt gehört ab Sonntag der selige José Gregorio Hernández. Schon lange wird er landesweit verehrt.
15.10.2025, 16 Uhr
Meldung
Österreichs Medien erwarten die unmittelbar bevorstehende Ernennung des seit Januar amtierenden Apostolischen Administrators zum Nachfolger von Kardinal Christoph Schönborn.
15.10.2025, 19 Uhr
Meldung