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Physiker und Theologe Clemens Timpler: In beiden Sphären menschlicher Vernunft zuhause

Zu Unrecht vergessen: Vor 400 Jahren starb der Philosoph, Physiker und evangelische Theologe Clemens Timpler.
Timpler entwickelte er als Erster die Hypothese eines technisch erzeugbaren Vakuums
Foto: Nick Freund (530959063) | Timpler war aber auch Physiker. Als solcher entwickelte er als Erster die Hypothese eines technisch erzeugbaren Vakuums.

Glauben und Wissen – der Zeitgeist oberflächlicher Aufgeklärtheit sieht sie als Gegensätze. Ein Blick in die Geschichte zeigt jedoch, dass man sehr wohl beides gleichzeitig kann: wissenschaftlich arbeiten und religiös glauben. Denn hier findet man Naturwissenschaftler, die sich als engagierte Theologen betätigten (am populärsten vielleicht Isaac Newton), und Kirchenmänner, deren Arbeit als Naturforscher von kaum zu überschätzendem Wert ist (man denke an den bekanntesten „Erbsenzähler“ der Welt und Vater der Genetik, den Augustinermönch Gregor Mendel). Jemand, der ebenfalls in beiden Sphären der menschlichen Vernunft zuhause war, starb vor 400 Jahren, am 28. Februar 1624; sein Name: Clemens Timpler.

Begründer der reformierten Neuscholastik

In der kommenden Ausgabe der „Tagespost“ erinnert der Philosoph und „Tagespost“-Autor Josef Bordat an diesen bedeutenden Vertreter der protestantischen Metaphysik und Begründer der reformierten Neuscholastik. Timplers 1604 erschienenes Werk „Metaphysicae systema methodicum“ war das erste von einem Protestanten verfasste Lehrbuch der Metaphysik. Für Timpler umfasste die Metaphysik – entgegen der damaligen Lehrmeinung, die bis auf Aristoteles zurückverweisen konnte – die Gesamtheit alles Intelligiblen. Alles, was man verstehen und einsehen kann, gehört dazu, soweit es die Natur übersteigt.

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Timpler war aber auch Physiker. Als solcher entwickelte er als Erster die Hypothese eines technisch erzeugbaren Vakuums. Es sei dem Menschen möglich, einen Raum zu schaffen, in dem sich keine Materie, weder in fester noch in flüssiger oder gasförmiger Gestalt befindet. Diese Gasleere führt logischerweise zu einem extrem niedrigen Gasdruck. Das ist für bestimmte technische Prozesse unerlässlich.

Im Haushalt kennt man Anwendungen von Grobvakua, beispielsweise beim Staubsauger (englisch: vacuum cleaner) oder bei Vakuumverpackungen für Lebensmittel, bei denen die Luft aus einem Behälter, etwa einem Plastikbeutel, herausgesaugt wurde, damit darin vom Sauerstoff, der für das Verderben der Lebensmittel verantwortlich ist, nichts oder nur noch sehr wenig übrigbleibt. In der Industrie finden Hoch- bzw. Ultrachochvakua Anwendung bei der Entgasung, Gefriertrocknung oder Wärmebehandlung von Metallen, in der Forschung bei Elektronenmikroskopen, Teilchenbeschleunigern oder Detektoren. Kurzum: Das Vakuum ist längst Alltag.  DT/reh

Lesen Sie das ausführliche Porträt des Physikers, Philosophen und Theologen Clemens Timpler in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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