Chinesische Ärzte des Xijing-Militärkrankenhaus in Xi’an haben erstmals die Leber eines genetisch veränderten Schweins mit dem Organismus eines für hirntot erklärten Patienten verbunden. Das berichten die Forscher im Wissenschaftsmagazin „Nature“ (doi.org/10.1038/s41586-025-08799-1). Bei dem Human-Experiment handelte es sich um eine sogenannte heterotope Transplantation, bei der das ursprüngliche Organ nicht durch das transplantierte Organ ersetzt wurde.
Ziel des Experiments sei es gewesen, zu prüfen, ob sich die genetisch veränderte Schweineleber als „Überbrückungsorgan“ für Patienten mit akutem Leberversagen eigne, bis ein menschliches Organ für die endgültige Transplantation zur Verfügung stehe. Das fremdnützige Experiment wurde nach zehn Tagen auf Wunsch der Angehörigen eingestellt.
Experte hält weitere Experimente für notwendig
„Es ist die erste Studie, die zeigt, dass eine gentechnisch veränderte Schweineleber im menschlichen Körper überleben und grundlegende Stoffwechselfunktionen ausüben kann“, bewerte Iván Fernández Vega, Professor für pathologische Anatomie an der Universität von Oviedo das Experiment. Dem britischen „Science Media Center“ sagte der wissenschaftliche Direktor der Biobank des Fürstentums Asturien: Die Studie zeige, „dass es keine größeren Gerinnungsstörungen gab, im Gegensatz zu anderen Modellen, wie zum Beispiel der ersten Xenotransplantation eines Herzens, bei der Mikrothromben und schwere Störungen festgestellt wurden.“ Allerdings besitze die Studie auch „relevanten Einschränkungen“.
„Eine wesentliche Einschränkung der Studie besteht darin, dass es sich um einen Einzelfall handelt, was es unmöglich macht, verallgemeinerbare Schlussfolgerungen zu ziehen oder robuste Muster der klinischen und immunologischen Reaktion zu ermitteln.“ Obwohl es sich um einen „bahnbrechenden Fortschritt“ handele, seien „Studien mit einer größeren Stichprobe und an lebenden Empfängern erforderlich, um die Sicherheit, Wirksamkeit und Reproduzierbarkeit des Verfahrens zu bestätigen.“
Bisher sind die Erfolgsraten bei Xenotransplantationen gering
Zudem verhindere die „begrenzte Dauer der Nachbeobachtung“ von zehn Tagen „eine Bewertung der mittel- und langfristigen Lebensfähigkeit des Transplantats“. Daher könne sie auch „keine zusätzlichen Informationen über die akute und chronische Abstoßung der Xenotransplantation“ liefern. „Es wurden nur die grundlegenden Leberfunktionen (Albumin-Synthese und Gallensekretion) bewertet, ohne Daten zu anderen komplexen Leberfunktionen wie Arzneimittelstoffwechsel, Entgiftung oder Immunfunktion“ zu ermitteln.
Seit 2021 wurden in den Vereinigten Staaten bei für hirntot erklärten Patienten mindestens drei Nieren- und zwei Herztransplantationen mit den Organen genetisch veränderter Tiere durchgeführt. Sie gingen jeweils Xenotransplantationen voraus, die bei nicht für hirntot erklärten Menschen stattgefunden haben, nämlich zwei Herztransplantationen und vier Nierentransplantationen. Vier Patienten verstarben zeitnah nach dem Eingriff. Nur zwei der vier Nierentransplantierten überlebten die Operation mehrere Monate lang. DT /reh
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