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Die Lilie der Mohawks

Kennst du schon die Abenteuergeschichten von Häuptling Winnetou und Old Shatterhand? Heute erzählen wir die eine wahre Geschichte aus dem „Wilden Westen“.
Kateri Tekakwitha, das Mädchen der Mohawks
Foto: IMAGO/Gemini (www.imago-images.de) | Tekakwitha, das Mädchen der Mohawks, ließ sich gegen den Willen ihrer Familie taufen, aus Liebe zu Jesus.

Stell dir vor, du hättest vor knapp 300 Jahren gelebt, und zwar in Nordamerika. Vielleicht wärest du Kateri Tekakwitha begegnet. Sie war ein Mädchen, das mit ihrem Glauben allein war. Aber sie hat Jesus ins Herz geschlossen und immer an dieser Freundschaft festgehalten. Willst du wissen, was sie genau erlebt hat? Dann ist diese Erzählung für dich!

Die Mohawks

Es herrscht der übliche Trubel. Schließlich wohnen fast 20 Familien in dem hölzernen Langhaus. Kinder toben umher. Frauen stehen an kleinen Feuerstellen und kochen. Andere gehen hinaus und kümmern sich um das Gemüse, das sie auf den Waldlichtungen angepflanzt haben. Die Männer sind draußen unterwegs. Es ist Zeit zur Jagd. Sie alle gehören zu den Mohawks, einem Indianerstamm aus Nordamerika. Es ist das Jahr 1656. Eine der Frauen kann heute nicht von ihrem Lager aufstehen. Es ist die Frau des Häuptlings. Sie ist hochschwanger. Es vergehen noch ein paar Stunden. Dann hält der Häuptling stolz seine kleine Tochter Tekakwitha auf dem Arm. Was aus ihr wohl einmal wird?

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Immer wieder werden besorgniserregende Nachrichten in das Dorf der Mohawks gebracht. Man erzählt von fremden Menschen, die sich nähern und das Land besetzen wollen. Doch das ist nicht alles. Angeblich bringen sie Krankheiten mit, von denen sie noch nie gehört haben. Es vergeht nur wenig Zeit, bis die Sorge bestätigt wird. Einer der Männer ist mit den Fremden in Kontakt getreten. Als er wieder ins Dorf kommt, bilden sich weiße Flecken auf seiner Haut. Die Krankheit breitet sich auf seinem ganzen Körper aus. Tag für Tag wird er schwächer. Bis er eines Nachts stirbt. Andere im Dorf trifft dasselbe Schicksal.

Schwere Krankheit

Selbst der Häuptling und seine Frau bleiben nicht vor den ansteckenden Pocken verschont. Die Not ist erdrückend. Schließlich ist die kleine Tekakwitha erst vier Jahre alt. Die Trauer im Dorf ist groß, als bekannt wird, dass der Häuptling und seine Frau verstorben sind. Der Bruder des Häuptlings nimmt das junge Mädchen bei sich auf. Aber auch Tekakwitha kann der Ansteckung nicht entgehen. Auf ihrem Gesicht bilden sich unzählige Hautbläschen. Nach langem Leid und durchwachten Nächten kehrt eine Wendung ein. Sie wird gesund. Narben verbleiben auf ihrem Gesicht. Und ihre Sehkraft bleibt stark reduziert. Aber sie lebt.

Die Auseinandersetzung mit den Fremden geht weiter. Die Fremden, es sind französische Truppen, rücken näher. In den Kämpfen hatte man sie zunächst zurückdrängen können. Doch schließlich passiert das Unfassbare: Sie zünden das Dorf an, in dem die zehnjährige Tekakwitha lebt. Die Familien ergreifen die Flucht Richtung Westen. Sie eilen durch die Wälder und überqueren den Mohawk-Fluss. Dort bauen sie ihr Dorf erneut auf. Für den Frieden gibt es eine Bedingung: Sie müssen Missionare in ihrem Dorf aufnehmen.

Diese sind Tekakwithas Onkel ein Dorn im Auge. Er möchte nicht, dass irgendjemand mit ihnen spricht. Doch Tekakwitha kümmert sich um die Männer. Und sie gerät ins Staunen: Sie sind höflich und respektvoll. Sie beten und sind fromm. So etwas hat sie noch nie erlebt. Immer wieder spricht sie mit Pater Jacques. Sie stellt Fragen über Gott und die Welt.

Jesus liebt die Menschen 

Pater Jacques erzählt Tekakwitha von Jesus, von seiner großen Liebe zu jedem Menschen. Er erzählt, wie Jesus Kranke geheilt hat und das Brot vermehrt hat. Und wie er gelitten hat, verfolgt wurde, gegeißelt und ans Kreuz genagelt wurde. Er hat das Leid auf sich genommen, um uns mit Gott zu versöhnen und seine Liebe zu zeigen. Im Inneren von Tekakwitha drängt sich eine Frage immer öfter auf: „Kann ich Christin werden?“ Jedes Mal, wenn sie mit Pater Jacques spricht, wird dieser Wunsch stärker. Sie weiß, dass das ihren Angehörigen nicht gefallen wird. Aber sie hat Jesus ins Herz geschlossen.

Es ist scheinbar ein gewöhnlicher Tag im Dorf. Aber nicht für Tekakwitha. Die letzten Tage durfte sie bei besonderen Gottesdiensten dabei sein. Heute ist Karsamstag. Für den Abend hat Pater Jacques sie wieder eingeladen. Sie weiß, was passieren wird. Pater Jacques wird Wasser über ihren Kopf gießen und sagen: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Es ist die Osternacht. Sie empfängt die Taufe. Ihr Taufname lautet Kateri. Ab heute ist sie mit Jesus befreundet.

Nochmal folgen schwierige Zeiten. Die Angehörigen sind mit ihrer Taufe nicht einverstanden. Sie wird gemobbt und misshandelt. Und es gibt noch ein Problem: Kateri möchte ehelos leben. Doch immer wieder versuchen die Verwandten, sie zu verheiraten. Kateri hat nur noch eine Wahl, sie muss das Dorf verlassen. In kurzer Zeit schmiedet sie mit drei Freunden einen Plan. Nachts brechen sie auf und verlassen das Lager für immer. Es ist mühsam. Tagsüber gehen sie, soweit sie können. Nachts schlafen sie unter freiem Himmel. Sie legen 300 Kilometer zurück, bis sie eine Missionsstation erreichen. Endlich.

Es beginnt ein neues Leben für Kateri. Sie sorgt für Arme und Kranke. Fast täglich nimmt sie an der heiligen Messe teil. Alles, was Pater Jacques ihr beigebracht hat, gibt sie nun an andere weiter. Einen Wunsch hat sie noch: Sie möchte ein Gelübde der Jungfräulichkeit ablegen. Am 25. März 1679 ist es so weit. Sie darf nun ganz Jesus gehören.

Kateri stirbt

Kateri ist gerade einmal 24 Jahre alt. Doch ihr Körper wird jeden Tag schwächer. Zu viel hat sie in ihren jungen Jahren mitgemacht. Und zu viel hat sie sich aufgelastet. Am 17. April 1680 stirbt sie. Kurz, nachdem sie ihren letzten Atemzug getan hat, passiert ein Wunder: Ein süßer Duft erfüllt den Raum. Und die Narben, die seit der Pockenerkrankung auf ihrem Gesicht zu sehen waren, verschwinden. Kateri ist früh verstorben. Doch ihr Zeugnis beeindruckt ihre Bekannten. Kateri hat ihnen gezeigt: Die Freundschaft mit Jesus lohnt sich, auch wenn wir uns manchmal allein fühlen oder sogar verfolgt werden. Mit ihren letzten Worten hat sie dieses Zeugnis besiegelt: „Jesus, ich liebe dich!“.

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