Der Cheftrainer der spanischen Fußball-Nationalmannschaft, Luis de la Fuente, steht nach dem Finaleinzug Spaniens bei der EURO 2024 wieder im Mittelpunkt. Er sorgt nicht nur für Diskussionsstoff, in dem er für die Abschaffung der Verlängerung wenigstens in den ersten K.O.-Spielen plädiert, weil viele Spieler am Limit seien. De la Fuente wies darauf hin, dass bei der zurzeit in den Vereinigten Staaten parallel stattfindenden Copa América erst im Endspiel eine Verlängerung vorgesehen ist. Sonst findet das Elfmeterschießen bei einem Unentschieden direkt nach dem Ende der regulären Spielzeit statt – drei der vier Viertelfinale der diesjährigen Amerikameisterschaft wurden durch eine solche Regelung entschieden, wobei beispielsweise Brasilien gegen Uruguay ausschied.
Verwunderung, Schmunzeln oder auch einfach Anerkennung bereitete jedoch eine andere Aussage des erfolgreichen Trainers, der als Spieler mit Athletic Bilbao zweimal spanischer Meister, als Trainer sowohl mit der U-19 als auch mit der U-21-Auswahl Europameister wurde und eine olympische Silbermedaille gewonnen hat. Nach dem Viertelfinalspiel gegen Deutschland fragte ihn eine spanische Journalistin: „Sie Sie abergläubisch? Haben Sie irgendeinen Tic?“ Auf die Verneinung Luis de la Fuentes erwiderte sie: „Aber Sie bekreuzigen sich immer“. Luis de la Fuente: „Ja, aber das ist kein Aberglaube. Das ist Glaube“.
„Sonst hätte das Leben ja keinen Sinn"
Besondere Pointe: Die Journalistin Helena Condis arbeitet für den Radiosender COPE, der zu 75 Prozent der spanischen Bischofskonferenz gehört. Die Kommentare in den Sozialen Netzwerken sind deshalb ziemlich vernichtend: Ob sie selbst gläubig sei, spiele keine Rolle. Aber zu wissen, dass das Sich-Bekreuzigen ein Glaubenszeichen sei, müsse doch von ihr erwartet werden, so die milderen unter den Kommentaren.
Der 1961 in der spanischen Weinregion La Rioja geborene Luis de la Fuente hat aus seinem Glauben nie einen Hehl gemacht. In einem Interview vom Oktober 2023 mit der spanischen Zeitung „El Mundo“ sprach er offen darüber, als er gefragt wurde „Geben Sie mir einen Grund, an Gott zu glauben“. De la Fuente antwortete: „Sonst hätte das Leben ja keinen Sinn. Es ist etwas, das man leben muss, es muss einem erklärt worden sein. Ich bin religiös, weil ich mich dafür entschieden habe. Ich stamme aus einer religiösen Familie, aber im Laufe meines Lebens hatte ich viele Zweifel, und ich war weit weg von der Religion. An einem bestimmten Punkt in meinem Leben beschloss ich jedoch, zu ihr zurückzukehren und mich bei allem, was ich tue, auf Gott zu verlassen. Es gibt nicht nur einen, sondern tausend Gründe, an Gott zu glauben. Ohne Gott hat nichts im Leben einen Sinn.“ Später fügte er hinzu: „Der Glaube und der Fußball sind die treibenden Kräfte in meinem Leben. Natürlich auch meine Familie und meine Freunde.“
Dies passt zu anderen Äußerungen des spanischen Cheftrainers im selben Interview: „Für mich ist es wichtig, ein guter Mensch zu sein. Es ist besser, im Guten zu leben als im Bösen, denn das Böse ruht nie.“
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