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Dieb gibt kostbare Reliquie freiwillig zurück

Als ihm klar wird, dass er die Heilig-Blut-Reliquie aus einer Kirche in der Normandie gestohlen hat, gerät ein Dieb in Panik. Er fürchtet einen Fluch – und gibt das Objekt zurück.
Abteikirche von Fécamp
Foto: Gilles Targat (www.imago-images.de) | In der Abteikirche von Fécamp in der Normandie stahl ein Dieb neben einer Reihe kostbarer liturgischer Geräte auch die dort verwahrte Heilig-Blut-Reliquie.

Als ein Dieb in der Nacht zum 1. Juni in der Abteikirche von Fécamp in der Normandie übernachtete, ließ er die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen und stahl neben einer Reihe kostbarer liturgischer Geräte auch die dort verwahrte Heilig-Blut-Reliquie, die zwei Wochen später in der jährlichen Eucharistiefeier zu ihren Ehren verehrt werden sollte - eine Tradition, die bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht. Das Reliquiar enthält Tropfen jenes Blutes, das Josef von Arimathäa unter dem Kreuz aufgefangen haben soll.

Bischof spricht von Angriff auf alle Christen

Der Diebstahl wurde vom zuständigen Bischof von Le Havre, Jean-Luc Brunin zur Anzeige gebracht und als Angriff auf alle Christen bezeichnet. Als dem Dieb klar wurde, was für eine machtvolle Reliquie er in seinen Besitz gebracht hatte, gerieten er und sein Komplize in Panik. Beide befürchteten, dass von dem mit roten Linien geschmückten Kupferreliquiar angesichts der mehr als tausend Jahre währenden Verehrung seines kostbaren Inhalts durch unzählige Gläubige ein Fluch ausgehen und sie treffen könnte.

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Deshalb kontaktierten die Diebe Arthur Brand, einen auch in ihren Kreisen wohlbekannte Detektiv, der als „Indiana Jones“ der Kunstszene gilt und schon zahlreiche entwendete Artefakte wieder aufgespürt und ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben hatte. In diesem Fall musste der Ermittler jedoch nichts weiter unternehmen, als die Rückgabe der Reliquie durch die reuigen Missetäter abwarten. „Diese kostbarste Reliquie, das Blut Christi, das man gestohlen hat, in seinem Haus zu haben, ist ein Fluch, auch wenn man kein Gläubiger ist“, sagte Brand. „Ein Artefakt zu haben, das die wichtigste Reliquie für so viele Billionen Gläubige auf der Erde ist, ist ein Fluch. Der Dieb hatte keine Ahnung, was er damit anfangen sollte. Dann googelte er es, fand es heraus und geriet in Panik und gab es wieder zurück.“

Mit Legende um Heiligen Gral verbunden

Die Verehrung verbindet sich mit der Legende von der Übersiedlung Josefs von Arimathäa nach Britannien. Er soll das Gefäß mit der Reliquie ins Meer geworfen haben, damit es den Römern nicht in die Hände fällt. In Frankreich an Land gespült, soll es einen Jahrhundertfrühling ausgelöst haben und wurde fortan dort verehrt.

Aufgrund dieser Legende wird die Heilig-Blut-Reliquie auch in Zusammenhang mit den Erzählungen rund um den Heiligen Gral gebracht. Für Brand, der selbst Katholik ist, war die Rückgabe, bei der die Diebe die Reliquie ungesehen vor seiner Haustür ablegten, ein geistliches Ereignis, das ihn nicht unberührt ließ. Der Detektiv hat bislang in seinem Berufsleben Kunstwerke im Wert von mehr als 250 Millionen Euro wiedergefunden.

Sein bislang berühmtester Fall waren von Adolf Hitler favorisierte Pferdeskulpturen, von denen man annahm, dass sie bei der Eroberung Berlins durch die Alliierten von der Roten Armee zerstört worden wären. Brand spürte sie auf, nachdem er Kontakt zu einem ehemaligen Stasi Offizier aufgenommen hatte, der gestohlene Objekte verkaufte, darunter solche von Heinrich Himmlers Tochter, Gudrun, Neonazi-Sammlern und berüchtigten Belgischen Kunsthändlern.

Erst im Februar hatte Brand eine Bronze-Statuette des Gottes Bachus, die im Jahr 1973 aus dem Museum in Châtillon-sur-Seine in Burgund gestohlen worden war, wiedergefunden und dem Museum zurückgebracht.

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