Die Antidiskriminierungsbewegung kennt keine Grenzen. Diesmal ist die Diffamierung in der „New York Times“ hochgekocht. Denn wie die F.A.Z. berichtet, hat der 67 Jahre alte Donald McNeil, der bereits seit 1976 angesehener Wissenschaftsjournalist und Spezialist für Fragen von Covid-19 ist, das N-Wort benutzt. Allerdings nicht, um zu diffamieren, sondern um bei einer Reise mit Highschool-Schülern nach Peru nachzufragen, wie und in welchem Kontext eines der zwölfjährigen Mädchen das Wort benutzt habe. Dass McNeil das N-Wort nicht umschrieb, sondern aussprach, führte zur Entlassung.
Antidiskriminierung wird zur Ideologie
Der Fall zeigt, wie Antidiskriminierung zur Ideologie wird. Denn obwohl Chefredakteur Dean Baquet zunächst ein Einsehen hatte, weil McNeil nicht von einer bösartigen Absicht getrieben war, wehrten sich 150 Mitarbeiter der Zeitung in einem Protestbrief gegen ihren Kollegen. Baquet gab nach und sprach die Entlassung aus. An seine Kollegen richtete er dann die Worte: „Wir tolerieren keine rassistische Sprache ungeachtet der Intention“ und wies darauf hin, in der „New York Times“ „unsere Kernwerte von Integrität und Respekt“ beachten zu wollen.
Es gibt Sprechverbote
Wenn die Intention keine Rolle mehr spielt, gibt es Sprachverbote, weil bestimmte Themen in keinem Kontext mehr angesprochen werden dürfen. Das ist aber die neue Identitätspolitik, die mehr trennt als eint. Nicht mehr das Innere des Menschen mit seinen Absichten wird gesehen, sondern der Mensch als funktionierendes Objekt ohne Innenleben. Also nicht das, was die neuen Sprachkontrolleure vorgeben: nämlich die Menschen zu befreien.
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