Oper

Psychologisierung des Glaubens führt in die Irre

Die „Gespräche der Karmeliterinnen“ in der Oper Frankfurt bieten nur eine säkularisierte Fassung des Werks von Francis Poulenc.
Francis Poulencs „Dialogues des Carmélites“ in Frankfurt
Foto: Barbara Aumüller/ Oper Frankfurt | Auch in der Frankfurter Inszenierung verschwindet die Christliche Symbolik und es bleiben nur religiös entleerte Chiffren psychischer Fremdbestimmung.

Die Oper in Frankfurt hat Francis Poulencs „Dialogues des Carmélites“ aufgeführt. Regisseur Claus Guth hat sich dem Stoff der aus zutiefst katholischem Urgrund erwachsenen „Gespräche der Karmeliterinnen“ angenommen. Gleich zu Beginn wird die existenzielle Angst der Blanche de la Force thematisiert, die in ein Kloster eintritt. Beim Eintritt in den Karmel wählt sie den Namen „Schwester Blanche von der Todesangst Christi“. Das Kloster ist für Blanche nun der Raum des Glaubens, der Kraft, die dem Menschen Sicherheit geben kann. Doch der Tod der Priorin lässt Blanche die Einsamkeit des Todes spüren.

Nur säkular

Lesen Sie auch:

Regisseur Guth kümmert sich jedoch wie eine Reihe anderer seiner Kollegen in den letzten Jahren nicht um den Glaubensaspekt in der Oper. Christliche Symbolik verschwindet, es bleiben nur religiös entleerte Chiffren psychischer Fremdbestimmung. Ebenso fehlen bei ihm politische Implikationen der Oper. Die Angst von Blanche führt Guth auf ein „Urtrauma“ zurück, weil ihre Mutter an einer Frühgeburt gestorben sei. Guth geht sogar so weit, die Gemeinschaft der Nonnen zu entpersonalisieren, indem er sie zu einem Spiegel der unbewussten Seelenkräfte von Blanche macht. So wird die Inszenierung zu einer Selbstfindungsreise, wobei alle Frauen genauso gelb-weiß gekleidet sind wie Blanche. Durch die Pathologisierung wird die 1957 uraufgeführte Oper aber relativiert. Dass auch die Musik nicht aus dem Vollen schöpfen kann, mag an dem durch Corona reduzierten Orchester liegen. DT/ari

Lesen Sie eine kritische Auseinandersetzung mit der aktuellen Inszenierung der Oper „Dialogues des Carmélites“ der Frankfurter Oper in der kommenden Ausgabe der Tagespost. Das Epaper der Augabe können Sie

Themen & Autoren
Vorabmeldung Claus Guth Francis Jean Marcel Poulenc Glaube Jesus Christus Katholizismus Klöster Nonnen Todesangst

Weitere Artikel

Die dramatische Flucht der Karmelitinnen von Charkiv.
07.08.2022, 13 Uhr
Barbara Stühlmeyer

Kirche

Rom sorgt für erstaunliche Meldungen. Die jüngste betrifft die Versetzung des ehemaligen Papstsekretärs als „Privatmann“ nach Freiburg.
04.06.2023, 11 Uhr
Guido Horst
Die ZdK-Vorsitzende sorgt sich um die Zukunft der deutschen Kirchenreform. Doch „wortbrüchig“ sind nicht die Bischöfe, sondern diejenigen, die ihre Vollmacht nun nicht mehr anerkennen wollen.
02.06.2023, 11 Uhr
Jakob Ranke
Abbé Thomas Diradourian spricht mit der „Tagespost“ über die Zukunft der Gemeinschaft Saint Martin in Deutschland.
02.06.2023, 16 Uhr
Manuel Hoppermann
Manfred Lütz hat den Klassiker "Einführung in das Christentum" von Joseph Ratzinger in kompakter Form neu  herausgegeben.
03.06.2023, 19 Uhr
Sebastian Moll
Als Schlüsselanhänger oder Gartendeko: Engel sind populär. In der 60. Folge des Katechismuspodcasts erklärt Pfarrer Guido Rodheudt, was der Katechismus über die Boten Gottes lehrt.
03.06.2023, 14 Uhr
Meldung