„Katholischen Journalismus“ gibt es nicht, wie bereits „Tagespost“-Gründer Johann Wilhelm Naumann mit einigem Scharfsinn feststellte, sondern nur guten oder schlechten. Dafür gibt es aber Katholiken, die professionellen Journalismus mit klarem, katholischem Profil machen. „Die Tagespost“ ordnet die Wirklichkeit vor dem Hintergrund des christlichen Glaubens ein und bietet damit ihren Lesern eine Sicht der Dinge, die sich am katholischen Lehramt und an der Weltkirche orientiert. Sie muss sich dabei wie jedes andere journalistische Produkt an den Kriterien des guten Journalismus messen lassen: sauber recherchieren, kritisch nachfragen, umfassend informieren, fair darstellen, begründet einordnen, Analyse und persönliche Meinung sauber trennen.
Trotzdem ist das Adjektiv „katholisch“ vielen Zeitgenossen bereits verdächtig: „Katholisch“ und „objektiv“, wie geht das zusammen? Ist „katholisch“ nicht immer schon irgendwie gefärbt? Wo bleibt die Neutralität? Diese Frage selbstbewusst zu beantworten, ist bereits Teil des Dienstes, den „Die Tagespost“ Christen und der Gesellschaft als Ganzer leistet, nämlich den öffentlichen Raum offenzuhalten für christliche Positionen.
Auch die säkularistische Weltsicht ist nicht einfach „neutral“
In dem berühmten Gespräch zwischen Joseph Ratzinger und Jürgen Habermas über die vorpolitischen moralischen Grundlagen des freiheitlichen Staates vor mehr als 20 Jahren räumte sogar der ebenso berühmte wie religionskritische Philosoph ein: „Die weltanschauliche Neutralität der Staatsgewalt, die gleiche ethische Freiheiten für jeden Bürger garantiert, ist unvereinbar mit der politischen Verallgemeinerung einer säkularistischen Weltsicht.“
Genau das ist der Punkt: Auch die säkularistische Weltsicht ist nicht einfach „neutral“, sozusagen der Bezugspunkt null, vor deren Hintergrund sich abweichende Weltsichten rechtfertigen müssten. Hinter jedem Menschen und hinter jedem Medium steht – bewusst oder unbewusst – eine Weltanschauung, ein Koordinatensystem, vor dessen Hintergrund die Wirklichkeit interpretiert und eingeordnet wird. Ein Journalismus, der die eigene Weltanschauung – im Falle der „Tagespost“ den christlichen Glauben – explizit benennt, trägt bei ihren Lesern besser zur Urteilsbildung bei als Medien, die für sich selbst eine „Neutralität“ beanspruchen, die schlicht nicht möglich ist. „Objektiv“ im Sinne von „sachlich“, „nüchtern“, „von den Tatsachen ausgehend“: ja, danach sollen sich Journalisten nach Kräften bemühen. „Neutral“ im Sinne von „farb- und geschmacklos“: nein. Ein Medium ergreift immer Position, denn Selektion und Gewichtung der Themen ist bereits die erste Kommentierung.
Was eine freie, demokratische und rechtsstaatliche Gesellschaft ausmacht
In einer säkularen, pluralen Gesellschaft haben Katholiken das Recht und die Pflicht, auf das hinzuweisen, was eine freie, demokratische und rechtsstaatliche Gesellschaft überhaupt erst ausmacht – eben auf ihre vorpolitischen Grundlagen, die in unseren Breitengraden diejenigen des christlichen Abendlandes sind. Dazu gehört ganz entscheidend das christliche Menschenbild, weshalb Themen wie Lebensschutz und Bioethik, Ehe und Familie, Gewissens- und Religionsfreiheit einen so hohen Stellenwert in der „Tagespost“ einnehmen. Dazu gehört ebenfalls der Glaube an eine objektive Wahrheit, die der menschlichen Vernunft zugänglich ist, auch wenn sich niemand – auch ein katholisches Medium nicht – anmaßen kann, diese immer und überall einwandfrei zu (er-)kennen. Doch ohne den Glauben an eine solche Wahrheit und an die grundsätzliche Wahrheitsfähigkeit des Menschen wäre jedes tiefere Gespräch und damit auch der Journalismus selbst absurd.
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