Der Programmierer eines Schweizer Start-up Unternehmens, Fabio Salvatore, hat die Fähigkeit von ChatGPT genutzt, um eine App zu kreieren, die mit der Stimme Pater Pios spricht. Dass Schüler, Studenten und Journalisten, Arbeiten von ChatGPT schreiben lassen, hängt damit zusammen, dass die vermeintliche künstliche Intelligenz, die hinter dem System steckt, in der Lage ist, den Stil einer Person, sei es ein Komponist, ein Maler oder ein Autor, perfekt zu kopieren. Besucher der Seite prega.org erhalten virtuelle und - wie immer bei ChatGPT - verblüffend echt wirkende Antworten, die den Eindruck erwecken, man sei im Gespräch mit dem Heiligen. Dieser war für seine Fähigkeit, Menschen in der Beichte zur Umkehr zu führen, sie geistlich zu begleiten oder Kranke zu heilen bekannt.
Die Programmierung verfeinert
Um die App zu programmieren, musste Salvatore das Grundprogramm von ChatGPT verfeinern. Denn auf die Frage: “Gibt es einen Gott”, reagierte die künstliche Intelligenz eher ausweichend mit: “Darauf gibt es verschiedene Antworten”. Auf die kritische Nachfrage, ob die künstliche Intelligenz nach dem Menschen nun auch Gott ersetzen wolle, antwortet der Programmierer. “Sie können ChatGPT bitten, wie Pater Pio zu antworten. Wir verbessern lediglich diese Erfahrung. Ich kann nicht sagen, ob es eine gute oder schlechte Sache ist. Aber Sie können alles mit AI machen, also warum nicht etwas spirituelles?”
Die Firma ImpactOn, die die App promotet, verdiene damit kein Geld, fügt Salvatore hinzu. Journalisten der Times, die die App ausprobierten, fragten das System, ob es moralisch vertretbar sei, im Namen von Padre Pio zu sprechen. Das Programm räumte ein, dass es davon nicht überzeugt sei. “Pater Pio ist eine inspirierende Gestalt und seine Botschaft der Liebe und Hoffnung kann nicht von einem Programm simuliert werden”, sagte der Chatbot. Auf den Einwand der Journalisten, aber dies genau sei es, was die App tue, antwortete der Chatbot ausweichend mit der Stimme von Pater Pio: “Wir versuchen, den Willen Gottes zu erfüllen und seinen Weisungen zu folgen.”
Grenzen des Programms ausgelotet
Außer den Journalisten der Times stellten offenbar auch Hunderte Nutzer dem Chatbot provokative Fragen, um seine Grenzen auszuloten. Sie liegt offenbar bei der Gottesfrage. Denn dass künstliche Intelligenz Gott ersetzen könnte verneint nicht nur der Programmierter, sondern auch der mit Pater Pios Stimme sprechende Chatbot mit großer Entschiedenheit. DT/bst
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