Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Künstliche Intelligenz

Chatbot „Chai“ ruft zu Mord auf

Apple und Google entfernen App nach Vorwürfen, dass Chatbots Nutzer zu Mord und Suizid anregen.
Laut einer „Times“-Recherche haben Chatbots der App „Chai“ wiederholt Nutzer zu Mord oder Suizid aufgefordert.
| Laut einer „Times“-Recherche haben Chatbots der App „Chai“ wiederholt Nutzer zu Mord oder Suizid aufgefordert.

Die Tech-Konzerne Google und Apple haben die App „Chai“ von ihren Play- beziehungsweise App-Store entfernt. Die Chatbots sollen Nutzer unter anderem zu Suizid und Mord aufgefordert haben. Das geht aus einer investigativen Recherche der Londoner „Times“ hervor. „Chai“ sei vor allem auf junge Nutzer ausgerichtet gewesen, um personalisierte Bots für Rollenspiele zu entwickeln. Bedenken kamen auf, als einige der über eine Million monatlichen Nutzer der App meldeten, dass die Chatbots ihnen verschiedene Suizidmethoden vorschlugen, sie ermutigte, jemanden umzubringen und ihnen versicherten, es sei „vollkommen legal“ mit 15 Jahren Sex zu haben. Daraufhin hätten, wie die "Times" berichtet, Apple und Google eine Untersuchung initiiert und „Chai“ anschließend entfernt. 

Nach Selbstmord eines Nutzers in der Kritik

William Beauchamp, der Mitgründer der Gesellschaft „Chai Research“, die die Plattform programmiert hat, bedankte sich gegenüber der „Times“ für die Hinweise, die die Zeitung in Form von Screenshots an die Entwickler geschickt hatte. „Wir nehmen die Sicherheit und die Nutzerstandards sehr ernst“, so Beauchamp weiter. „Wir handeln schnell, um inakzeptable Inhalte von der Plattform zu nehmen, sobald wir davon mitbekommen.“ Beauchamp informierte die „Times“, dass die Nutzer-generierten Inhalte aus den Screenshots bereits von der Plattform genommen worden seien.

Lesen Sie auch:

Außerdem habe die Gesellschaft bereits „bedeutende Schritte“ unternommen, um die KI hinter der App sicherer zu machen. „Testen Sie es selbst“, empfahl Beauchamp der „Times“. Nachdem Journalisten die Plattform erneut testeten, war es ihnen zufolge zwar schwieriger, den Chatbots „toxische“ Gespräche zu entlocken, doch hätten Chatbots weiter gelegentlich Todesdrohungen ausgesprochen oder nicht jugendfreie Inhalte angeboten.

Die Gesellschaft „Chai Research“ war in diesem Jahr schon einmal in Kritik geraten, nachdem ein belgischer Nutzer der App Selbstmord begangen hatte. Dessen Frau hatte danach auf eine suggestive Wirkung von „Chai“ hingewiesen, die der Nutzer vor seinem Selbstmord zunehmend intensiv genutzt haben soll. „Chai“ ist Teil eines breiteren Spektrums von Angeboten personalisierter künstlicher Intelligenz, die seit der öffentlichen Präsentation von ChatGPT immer populärer werden. So hat der Facebook-Mutterkonzern Meta ein Tool angekündigt, das Chatbots entwickelt, die einem bestimmten Charakter, also zum Beispiel Prominenten, nachgebildet sind.  DT/bst

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung

Weitere Artikel

Der große (Un-)Glücksbringer: Wird sich die Künstliche Intelligenz zwischen den Menschen und Gott schieben?
19.07.2025, 09 Uhr
Henry C. Brinker
Der katholische Medienrechtler Markus Runde warnt vor einer Digitalindustrie außer Kontrolle.
24.03.2025, 13 Uhr
Henry C. Brinker
Neue Forschungen zur KI-Anwendung zeigen besorgniserregende Entwicklungen. Statt objektiver Maßstäbe werden gefährliche Stereotypen entwickelt und angewendet.
20.10.2025, 14 Uhr
Henry C. Brinker

Kirche

Maria in der intellektuellen Ausbildung: Luganos katholische Hochschule fokussiert sich auf die Gottesmutter. Spezielle Angebote gibt es für Mitarbeiter in Marienheiligtümern.
29.12.2025, 14 Uhr
Meldung
Die Welt brauche eine echte und gefestigte Epoche der Versöhnung, sagt Leo XIV. Das sei ein Auftrag auch an jede Religion, die man nicht missbrauchen dürfe, um zu töten.
29.12.2025, 14 Uhr
Redaktion
Ein unvergessener Papst, eine unvergessene Enzyklika: Vor 20 Jahren veröffentlichte Benedikt XVI. „Deus caritas est“.
29.12.2025, 07 Uhr
Christoph Münch
Das Leben von Mutter Teresa ist ein Zeugnis für den christlichen Lebensschutz. Immer wieder prangerte sie das Übel der Abtreibung an. Doch verhallten ihre Mahnungen oft ungehört.
27.12.2025, 17 Uhr
Manfred Spieker