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Importierter Babyboom

Fakten und Folgerungen aus den neuen Geburtenzahlen. Von Jürgen Liminski
Babyboom
Foto: dpa | Babyboom in Deutschland

Die Zahl der Geburten in Deutschland steigt. Das Statistische Bundesamt zählte für 2016 genau 79 2131 Geburten. Das waren 54 556 Babys mehr als 2015, ein Anstieg um sieben Prozent. So hoch war der Anstieg seit 2011 nicht mehr. Mit der fast sprunghaften Steigerung erreichen die Zahlen wieder das Niveau des Jahres 1996. Die Geburtenrate stieg damit auf 1,59 Kinder pro Frau und bezogen auf die Zahl der Frauen im „gebärfähigen Alter“ wurden so viele Kinder geboren wie seit 1973 nicht mehr. Die meisten Zeitungen sprechen von einem deutschen Babyboom.

Importierter Babyboom

Aber es ist nur ein Babyboom in Deutschland. Denn der Babyboom ist importiert. Das Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie (www.i-daf.org) rechnet in seinem neuesten Newsletter vor, dass die Zahl der Geburten von Müttern mit ausländischer Staatsangehörigkeit nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf rund 185 000 gestiegen ist und damit nicht um sieben, sondern um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Anstieg war besonders signifikant im Jahr 2016, also ein Jahr nach dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise.

Zieht man das ins Kalkül, reduziert sich die Zahl der Geburten von Müttern deutscher Staatsangehörigkeit auf nur noch drei Prozent. Damit stieg die Geburtenrate der deutschen Frauen von knapp 1,34 Kindern im Jahr 2011 auf 1,46 Kinder im Jahr 2016. Exakt diese Zahl war in dieser Zeitung kurz vor Veröffentlichung der neuen Geburtenzahlen zu lesen in dem Aufsatz über die Familienpolitik in Frankreich. Der „deutsche“ Anstieg um drei Prozent ist nun vor allem darauf zurückzuführen, dass die Kinder der Babyboom-Generation ins geburtenträchtige Alter gekommen sind. Der Anstieg wird also in einigen Jahren wieder abflachen.

Eine Strukturveränderung der Bevölkerung

Bei diesen Zahlen geht es nicht um Deutschtümelei oder Flüchtlingsschelte, jedes Kind ist willkommen. Hinter den Zahlen verbirgt sich jedoch eine Strukturveränderung der Bevölkerung in Deutschland. Numerisch wurde fast jedes vierte Kind von einer ausländischen Mutter geboren (23,3 Prozent) und in manchen größeren Städten ist es schon fast jedes zweite. Von Bedeutung für die Zukunft aber ist auch, aus welchem Kulturkreis die Mütter kommen. Besonders muslimische Frauen bekommen mehr Kinder, an der Spitze stehen Frauen aus der Türkei und aus Syrien. Dieser Trend dürfte sich verstärken. In den jüngeren Jahrgängen werden auf diese Weise, wie das I-DAF scheibt, „Migranten und ihre Nachkommen immer häufiger von einer Minderheit zu einer Mehrheit.

Es gibt also tatsächlich einen demographischen Wandel, den manche mit Blick auf die statistisch nachweisbare empirische Realität auch als Bevölkerungsaustausch bezeichnen können“. Dies gelte unabhängig von der Bewertung dieser Entwicklung und ihrer Ursachen, also auch unabhängig davon, ob man sie für politisch gesteuert oder für eine Art Naturschicksal halte.

Strukturwandel bedeutet Änderung der Werte

Mit dem Strukturwandel der Bevölkerung einher geht auch eine Änderung der Werte, insbesondere was gesellschaftspolitische Anschauungen betrifft. Auch hier schmelzen Mehrheiten und wachsen Minderheiten. Es ist kein Geheimnis, dass der Islam eine andere Einstellung zur Gewalt, zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, zu Ehe und Familie und überhaupt zur Gleichwertigkeit und Würde der Menschen je nach Zugehörigkeit zum Islam hat. Auch Grundwerte sind auf Dauer von diesem Wandel betroffen und werden die Einstellung zum Rechtsstaat, zur sozialen Marktwirtschaft und zu unserer Lebenskultur ändern.

Die Politik muss massiv gegensteuern

Insofern haben wir nicht nur einen importierten Babyboom, sondern auch einen heimlichen Import von Wertvorstellungen, der diese Republik verändern wird, wenn die Politik nicht massiv gegensteuert. Wie das zu tun wäre, welche konkreten Folgerungen sich aus den neuen Zahlen ergeben, dazu ist wenig zu lesen. Dabei liegt es auf der Hand, sofern man den kulturellen Wandel steuern will: Zunächst die Einwanderung von Wirtschaftsmigranten, insbesondere von Muslimen eindämmen, dann die Abschiebung erleichtern und schließlich die Integration fordern und fördern und dafür auch entsprechende Angebote bieten. Dieser Dreiklang hat mit religiösem Rassismus nichts zu tun, er ergibt sich aus der Andersartigkeit der Kulturen und Religionen und aus dem empirisch feststellbaren demographischen Wandel. Und natürlich aus dem Willen, die eigene christliche Identität und Kultur weiter leben und entfalten zu können.

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Demographischer Wandel

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