Berlin

Fremde, nahe Parallelwelt

Der Dokumentarfilm „Another Reality“ bietet einen Einblick in eine fremde Welt in deutschen Großstädten.
Garcías Filmtipp: "Another Reality"
Foto: Der Filmverleih | Ahmad Srais lebt in einer, wie es so heißt, Parallelgesellschaft mitten in Berlin. Er ist einer von den fünf Protagonisten des Dokumentarfilms „Another Reality“.

In Deutschland geboren und aufgewachsen – wie es so politisch korrekt heißt – „mit Migrationshintergrund“ sind die fünf Protagonisten des auf dem DOK.fest München 2019 mit dem Publikumspreis ausgezeichneten Dokumentarfilms „Another Reality“ von Noël Dernesch und Olli Waldhauer. „Wenn ich Achim statt Ahmad heißen würde, wäre alles anders.“

Immer wieder fällt die Begriffsplanung "legal/illegal"

Lesen Sie auch:

So offenherzig Ahmad über die Großfamilie und die sich daraus ableitenden Verpflichtungen redet, so offen spricht Parham über seine kriminelle Vergangenheit einschließlich Haftstrafe wegen Körperverletzung und schweren Raubs. Bei einem anderen reichten zwei Wochen U-Haft aus, um seinen Lebensunterhalt auf legale Art und Weise verdienen zu wollen.

Überhaupt: die Begriffspaarung „legal/illegal“ fällt in dem Film immer wieder. Offensichtlich ist die Versuchung allzu stark, sich in die Strukturen eines kriminellen Clans hineinziehen zu lassen. „Another Reality“ zeigt eine Art Parallelgesellschaft in deutschen Großstädten, vorwiegend in Berlin und Essen. Parallel, insofern sich die Protagonisten des Filmes in geschlossenen gesellschaftlichen Kreisen bewegen. 

 

Für die Regisseure sei es wichtig gewesen, „die Menschen zu Wort kommen zu lassen, über die sonst nur gesprochen wird. Wir wollten auf Augenhöhe mit ihnen bleiben und sie ernst nehmen“. Obwohl „Another Reality“ eher beobachtet – und der Film tut es mit einer ausgezeichneten Arbeit des Kameramanns Friede Clausz – und kaum eine wie auch immer geartete psychologisch-soziologische Analyse betreiben will, kommen bemerkenswerte Ansichten ans Licht, so etwa „den inneren Schweinehund zu besiegen, Nächstenliebe zu geben ... das ist schwerer als jemand abzuknallen, als in den Krieg zu ziehen.“

Für die eigene Familie da sein

Oder Sinan Farhangmehr, der sich als Sinan-G inzwischen in der HipHop- und Gangster-Rap-Szene einen Namen gemacht hat: Ein Mann zu sein bestehe nicht in Äußerlichkeiten, sondern eher darin, für die eigene Familie da zu sein. Die Bilder am Swimmingpool mit Frau und den beiden kleinen Kindern scheinen dies zu bestätigen.

„Another Reality“ bietet einen spannenden Einblick in eine Parallelwelt, die in deutschen Großstädten einfach existiert.

„Another Reality“ startet am 28. Mai über die Online-Plattform „Kinoflimmern“. Er steht 10 Tage lang zum Preise von 8,00 EUR als Stream zur Verfügung.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
José García

Weitere Artikel

In Ägypten mehren sich kritische Stimmen an der Besetzung der "Kleopatra" durch eine schwarze Schauspielerin in einer neuen Netflix-Dokumentation.
08.05.2023, 20 Uhr
José García
Papst Franziskus bei Disney+: In dem Film „Amen“ spricht der Pontifex mit jungen Menschen aus verschiedenen Ländern über deren Lebensprobleme.
18.04.2023, 15 Uhr
Norbert Fink

Kirche

Wegen Überfüllung geschlossen: 16000 Pilger aus 28 Ländern wandern am kommenden Wochenende zu Fuß von Paris nach Chartres.
28.05.2023, 13 Uhr
Franziska Harter
In der 56. Folge des Katechismuspodcasts mit der Theologin Margarete Strauss geht es um die Frage, wie der Mensch mit der Vorsehung zusammenarbeitet.
27.05.2023, 14 Uhr
Meldung
„Das war die Vorsehung!“ Aber was genau ist das eigentlich? Dieser Frage widmet sich Theologin Margarete Strauss in der 55. Folge des Katechismuspodcasts.
26.05.2023, 14 Uhr
Meldung
In der 54. Folge des Katechismuspodcasts geht es mit Theologin Margarete Strauss um die Schöpfungstätigkeit Gottes.
25.05.2023, 18 Uhr
Meldung
Historisch, theologisch, spirituell: Welche Aspekte laut "Premio Ratzinger"-Preisträger Ludger Schwienhorst-Schönberger eine zeitgemäße Bibelwissenschaft auszeichnen. 
27.05.2023, 17 Uhr
Ludger Schwienhorst-Schönberger