Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Hollywoodstar

Brad Pitt: Der missverstandene Hollywood-Beau wird 60

Er ist erfolgreich und Oscar-Preisträger - doch viele kennen Brad Pitt vor allem aus der Klatschpresse.
Wimbledon 2023
Foto: Adam Davy (PA Wire) | Brad Pitt, hier beim Wimbledon-Herren-Einzel-Finale 2023, wird heute 60 Jahre alt. +++ dpa-Bildfunk +++

Er hat immerhin zwei Oscars sowie das uneingeschränkte künstlerische Vertrauen von Meisterregisseuren wie David Fincher, Robert Redford, Steven Soderbergh und Quentin Tarantino auf seiner Habenseite - und doch denken viele bei ihm vor allem daran, dass er einst als "Sexiest Man Alive" galt und mit Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Jennifer Aniston und Gwyneth Paltrow liiert gewesen ist. Die Rede ist von Brad Pitt - der Schauspieler und Produzent wird am heutigen Montag, dem 18. Dezember, 60 Jahre alt.

Lesen Sie auch:

Religiös erzogen, alles auf eine Karte setzend

Pitt wurde 1963 in Oklahoma geboren und wuchs in einem baptistischen Elternhaus auf. Sein Vater William Alvin Pitt war Manager eines Fuhrunternehmens, seine Mutter Jane Etta Hillhouse Schulberaterin - und beide Eltern legten Wert auf eine religiöse Erziehung sowie die Mitgliedschaft ihres Sohnes im örtlichen Kirchenchor.

Nach seinem Schulabschluss begann er 1982 ein Studium für Journalismus und Werbung an der University of Missouri. 1985 brach er das Studium zwei Wochen vor seinem Abschluss ab, obwohl ihm nur noch zwei Kurse fehlten.Er zog stattdessen nach Los Angeles, um Schauspieler zu werden.

Vom Model zur Erfolgsschauspieler

Wie viele andere hoffnungsfrohe Nachwuchsdarsteller hielt sich Pitt zunächst mit filmischen Kurzauftritten sowie Neben- und Modeljobs über Wasser: Ein Levi's-Werbespot, unterlegt mit dem Song "20th Century Boy" der Glam-Rock-Band T. Rex, ließ jedoch im Jahr 1990 zahlreiche Branchenkenner auf den gut aussehenden Pitt inklusive seiner optischen Mischung aus James Dean und Robert Redford aufmerksam werden.

Es folgten Rollen in Ridley Scotts "Thelma und Louise", Edward Zwicks "Legenden der Leidenschaft" und Robert Redfords "Aus der Mitte entspringt ein Fluß" - allesamt Erfolgsfilme, die Pitt schnell in die Rolle des Herzensbrechers und Mädchenschwarms hineinkatapultierten.

Der "Sexiest Man Alive" mit dem Mut zur Hässlichkeit

Doch anstatt immer und immer wieder denselben Herzensbrechertypus mit dem Charme eines jungen Robert Redford zu mimen, entschloss sich Pitt, fortan weitestgehend gegen das ihm unangenehm werdende Image des "Sexiest Man Alive" (1995 und 2000) anzuspielen: In brutalen Thrillern wie "Sieben" und "Fight Club" oder der Science-Fiction-Dystopie "12 Monkeys" bewies Pitt nicht nur Mut zur Hässlichkeit, sondern zeigte auch großes schauspielerisches Können.

Diese Wandlungsfähigkeit bei gleichzeitiger Beibehaltung seines Starappeals wurde in den darauffolgenden Jahrzehnten belohnt: zum einen mit Kassenerfolgen in den 1990ern ("Interview mit einem Vampir", "Sleepers", "Sieben Jahre in Tibet", "Rendezvouz mit Joe Black"), den 2000ern ("Snatch", "Troja", "Babel", "Der seltsame Fall des Benjamin Button" und den "Ocean's Eleven"-Filmen) sowie den 2010er-Jahren ("Inglorious Basterds", "Moneyball", "The Tree of Life" oder "World War Z"), um zum anderen auch mit Preisen. So kann er den Darstellerpreis der Filmfestspiele in Venedig, mehrere Golden Globes und zwei Oscars (als Produzent für "12 Years a Slave" sowie als Bester Nebendarsteller für "Once upon a Time in Hollywood") sein Eigen nennen.

Sein Liebesleben steht seiner Reputation im Weg

Doch anstatt als einer der Könige von Hollywood wird der Erfolgsschauspieler und -produzent vor allem als König der Klatschpresse wahrgenommen: Denn seine zahlreichen Liebeleien mit anderen Schauspielerinnen wie Gwyneth Paltrow, Jennifer Aniston oder Juliette Lewis sowie das monumentale Scheitern seiner Ehe mit Angelina Jolie prägen das Bild, welches sich die meisten Menschen von Brad Pitt gemacht haben - ein Schicksal, welches er mit ähnlichen Industrieschwergewichten wie Tom Cruise und Leonardo DiCaprio teilt.

Hinzu kommt, dass seine bisherigen Filme in den 2020er-Jahren wie "Babylon" oder "Bullet Train" von Publikum und Kritik eher gemischt aufgenommen worden sind - möglicherweise ein Zeichen dafür, dass das von Pitt gewählte Leinwandimage des exzentrischen Schönlings zumindest bei einem jüngeren Publikum wie der Generation TikTok allmählig an seine Grenzen stößt. Und so kann Brad Pitt an seinem runden Geburtstag sich möglicherweise einmal die Zeit nehmen, um über sein Berufs- und Liebesleben gehörig nachzudenken und einen allumfassenden Neustart zu initiieren. Schließlich dürfte der oscarprämierte Hollywood-Beau vieles dagegen haben, dass diese Zeilen aus einem Lied von Shania Twain einmal wahr zu werden drohen: "Ok - so you're Brad Pitt? That don't impress me much!"

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Stefan Ahrens

Weitere Artikel

Die am Donnerstag beginnende Berlinale, einst auf internationale Filmstars setzend, findet immer spärlicheren Zuspruch aus Hollywood.
15.02.2024, 17 Uhr
José García

Kirche

Polemik, Intransparenz und rechtsfreie Räume konterkarieren das Ideal der bischöflichen Communio.
02.05.2024, 21 Uhr
Regina Einig
2003 sprach Papst Johannes Paul II. einen Priester heilig, durch dessen geistliche Schule viele der Märtyrer gegangen waren: José María Rubio.
02.05.2024, 11 Uhr
Claudia Kock