Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Feuilleton

Die Bedeutung des Weinens

Weinen ist wichtig für die Reifeentwicklung von Kindern. Warum man sich viel besser fühlt, wenn man bitterlich Tränen vergossen hat.
Weinen: Wichtig für die Kindesentwicklung
Foto: (158399041) | Eines der Grundbedürfnisse des Kindes sind echte Tränen. Das sind die Tränen, die fließen, wenn ein Kind die Vergeblichkeit fühlt, etwas nicht ändern zu können.

Eines der Grundbedürfnisse des Kindes sind echte Tränen. Das sind die Tränen, die fließen, wenn ein Kind die Vergeblichkeit fühlt, etwas nicht ändern zu können. Es ist ein tiefer Frust, eine echte Traurigkeit. Nur zu wissen, dass etwas nicht funktioniert, genügt nicht, sondern führt häufig dazu, dass das Kind wütend oder aggressiv wird. Erst wenn die Traurigkeit über das, was nicht klappt, emotional bei ihm einsinkt, sendet die Amygdala – die Kommandozentrale im Hirn, die die Emotionen steuert – Signalstoffe an die Tränendrüse, und die Augen werden feucht und tropfen.

Tränen der Trauer sind toxisch, es macht Sinn, sie auszuscheiden

Diese Tränen haben eine andere chemische Zusammensetzung als Wuttränen oder solche, die durch das Schneiden einer Zwiebel, Gegenwind, Wut oder Schmerz verursacht werden. Denn sie enthalten die Botenstoffe, die das Kind eben noch gebraucht hat bei seinem „Kampf“, etwas zu ändern oder Vergebliches abzuwenden.

Tränen der Trauer sind toxisch, es macht Sinn, dass sie durch diesen Reinigungsprozess ausgeschieden werden. Darum fühlt man sich auch so viel besser, wenn man einmal bitterlich geweint hat. Vor allem kleine Kinder erleben täglich viel vergebliches Mühen, Umstände, an die sie sich adaptieren müssen. Sei es, dass sie kein Eis mehr bekommen, ein Freund nicht mit ihnen spielen will, sie früher ins Bett müssen, als sie wollen, sie ihr Geschwisterchen nicht wieder zurück in Mamas Bauch schicken können und so weiter.

Kinder müssen häufig weinen. Das ist kein Grund zur Sorge

Kinder müssen häufig weinen. Das ist kein Grund zur Sorge, im Gegenteil: Diese Tränen sind Perlen der Seele, Wasser für den trockenen Boden der Reifeentwicklung! Wenn Eltern und Erzieher das erkennen und dem Kind helfen, zu seinen Tränen zu finden, wird in diesem Prozess ihre Resilienz, ihre Widerstandskraft geboren und geführt. Dieser Adaptionsprozess ist Teil der Reifeentwicklung, und seine ersten Früchte sind Erfindungsreichtum, Belastbarkeit und die Fähigkeit, sich von Traumata zu erholen.

DT

Welche unterschiedlichen Arten von Tränen es gibt und warum es für die Entwicklung von Kinder wichtig ist, zu weinen, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 15. November 2018.

Themen & Autoren
Trauer Traurigkeit

Weitere Artikel

Auf zerschlagene Hoffnung folgt der Sieg des Lichtes! Denn der Auferstandene geht mit uns und für uns, sagte Papst Leo XIV. heute Vormittag.
22.10.2025, 13 Uhr
Leo XIV.
„Hilfe, mein Kind ist aggressiv“: Antworten der Bindungswissenschaft auf Aggression. Teil zwei von zwei.
30.04.2023, 15 Uhr
Maria Elisabeth Schmidt

Kirche

Am Samstag kommen 10.000 Gott suchende Menschen: Gebetshausgründer Johannes Hartl freut sich auf die MEHR-Konferenz. Der „Tagespost“ erzählt er, wieso.
31.12.2025, 14 Uhr
Elisabeth Hüffer
Leo XIV. ruft zum gegenseitigen Austausch auf, um auch bei Missverständnissen den Weg zur Versöhnung zu ebnen. Wir veröffentlichen eine Reihe seiner deutlichsten Appelle.
31.12.2025, 14 Uhr
Redaktion
Vom Heiligen Jahr bis zum Synodalen Ausschuss, von vakanten Bischofssitzen zu eucharistischen Initiativen: Eine kleine kirchliche Jahresbilanz und Vorschau auf 2026.
31.12.2025, 10 Uhr
Regina Einig
Für Leo XIV. durchlebt die Welt eine Phase starker Konflikte, in der viele Mächte das schüren, was Franziskus als „Dritten Weltkrieg in Stücken“ bezeichnet hat.
30.12.2025, 14 Uhr
Redaktion