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„Es war schön, diese Gemeinschaft zu erleben“

Der Abschluss einer Reise ist eine gute Gelegenheit zur Reflexion. Der letzte Beitrag des Weltjugendtags-Tagebuch.
Ende des Weltjugendtag in Lissabon
Foto: IMAGO/Joyce Mesquita / CPP / ipa-agenc (www.imago-images.de) | Das Großevent in Lissabon ist vorüber. Nun heißt es: Adeus, und bis zum nächsten Weltjugendtag!

Die Koffer sind gepackt, die letzten Pasteis de Nata bestellt: Der Abschied von Lissabon steht kurz bevor. Viele sind erleichtert: Die Nacht im Parque Tejo war aufregend, aber strapaziös. Etwas leichter tun sich die, die stattdessen in der Stadt eine Übernachtung gefunden haben. So wie eine Handvoll Österreicher, eine Gruppe von Loretto und eine zweite, die von Oratorianern aus Wien begleitet wurde. Etwas elendig sitzt die Gruppe am Samstagmittag in einem der klimatisierten Zimmer des Pfarrhauses, den Inhalt der Pilgerverpflegung vom Wochenende auf einer kleinen Holzkiste: Würstchen aus der Konserve, Bagels, Humus, Thunfisch, Apfelchips. Am Nachmittag müssen wir in die Kirche umziehen, weil dann hier ein Verstorbener der Gemeinde aufgebahrt und eine Totenwache abgehalten wird. 

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Während der Leichenwagen vorfährt, rollen die Pilger ihre Isomatten und Schlafsäcke vor Seitenaltären aus. Auch wenn es hier wesentlich ruhiger zugeht als auf dem Feld, wo man Gerüchten zufolge bis vier Uhr morgens Techno-Musik hören konnte oder musste, fühlt man sich hier dem Geist des Weltjugendtages verbunden. Es entwickeln sich Gespräche über den Glauben, über Gott, die eigene Berufung; man betet gemeinsam den Rosenkranz: Manchmal hilft es, wenn die Gruppe kleiner ist.

Welche Erinnerungen sich besonders einprägen

Der Abschluss einer Reise ist eine gute Gelegenheit zur Reflexion. Darüber, welche Erinnerungen man sich besonders einprägen will. Also frage ich die Mitglieder meiner Reisegruppe. „Es war schön, diese Gemeinschaft zu erleben“, sagt Johanna. Der Lobpreis habe ihr gut gefallen, auch wenn sie sonst das Kirchliche nicht so möge. In Seoul will sie wieder dabei sein. „So etwas wie der Weltjugendtag ist gut als Marker“, meint sie. „In vier Jahren kann ich dann zurückschauen und sehen, was sich in der Zeit seit damals verändert hat.“ 

Für Marie war die Begegnung mit einer Gruppe aus Kuwait ein Highlight: „Sie haben mich mit ihrer Offenheit und Herzlichkeit beeindruckt. Besonders bei der letzten gemeinsamen Messe, als wir zusammen gesungen und getanzt haben.“  Bei der Vigil am Samstagabend die Massen an Menschen knien zu sehen, sei „überwältigend“ gewesen: „Die Stimmung kann ich nicht beschreiben“, sagt sie. Für viele Pilger, wie Benedikt und Sylvia, war das Kennenlernen und der Kontakt mit Menschen aus aller Welt einer ihrer schönsten Erlebnisse. „Mich hat die Gastfreundlichkeit der Portugiesen beeindruckt; wie herzlich wir aufgenommen wurden und wie gut wir versorgt wurden, besonders in Loulé“, meint Kathi. Und sie erzählt, wie sie und andere von der Gruppe aus Kuwait in Lissabon abends eingeladen wurden, um ihre Tänze zu lernen.

„Für mich war es ein Gänsehautmoment“

Miriam ist die Lichterprozession mit der Muttergottes bei den Tagen der Begegnung in Loulé besonders in Erinnerung geblieben. „Dieser Fackelgang im Dunkeln hat mich ermutigt und berührt.“ „Für mich war es ein Gänsehautmoment, unter so vielen jungen mit dem gleichen Glauben zu sein“, sagt Sylvia. Lena erinnert sich gerne an tiefe Gespräche zurück, die sie mit verschiedenen Menschen geführt hat.  „Wir waren einmal, noch in den Tagen der Begegnung, zusammen zum Strand gefahren“, so Johannes. „Wir haben den Wellen zugeschaut, uns unterhalten, während sich die Sonne auf dem Wasser spiegelte“, berichtet er.

Was mir selbst in Erinnerung bleiben wird: Das, was ich von den Begegnungen mit Christus wieder mit nach Hause nehme. Neue Einträge in meinem Kontaktbuch. Und diese kleinen, absurden Momente, die für mich seit 2016 zum Weltjugendtag gehören: Damals steckte ich nach einem Sturm einige Stunden alleine in einer kleinen Kirche in einem Krakauer Vorort fest. Dieses Jahr gehört dazu der Tag, als ich meinen linken Schuh fast an den Atlantik und die schwarzen Krabben, die in Lissabon an seinem Ufer leben, verloren hätte. Adeus, und bis zum nächsten Weltjugendtag!

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