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Rom nennt Aggressor beim Namen

Offensichtlich bestand Bedarf, den Papst zu erläutern: Eine Erklärung des Vatikans nennt Putins Krieg „barbarisch, widerlich und sakrilegisch“.
Papst Franziskus
Foto: Grzegorz Galazka (Mondadori Portfolio via ZUMA) | Die Äußerungen von Papst Franziskus zum Ukraine-Krieg stießen immer wieder auf Kritik. Jetzt hat der Vatikan eine Klarstellung veröffentlicht.

Jetzt endlich hat es der Vatikan doch für angebracht gehalten, die Haltung von Papst Franziskus zu präzisieren. Ein Kommuniqué des Heiligen Stuhls vom Dienstag verweist auf die zahlreichen Appelle des Papstes zum Krieg in der Ukraine, die vor allem das Ziel hätten, „alle Gläubigen zum Gebet und alle Menschen guten Willens zur Solidarität und zu den Bemühungen einzuladen, der Frieden wieder herzustellen“. Doch diese Interventionen des Papstes hätten bisweilen zu öffentlichen Diskussionen geführt, heißt es weiter. Das war etwa der Fall, als sich Franziskus spontan mit Bedauern über den Anschlag auf die Tochter des Putin-Beraters Dugin geäußert hatte.

Die Päpste haben schon immer Zurückhaltung geübt

Darum will jetzt die Vatikan-Erklärung unterstreichen, dass, wie es in ihr heißt, „die Worte des Heiligen Vaters über diese dramatische Frage als eine laute Stimme zur Verteidigung des menschlichen Lebens und der damit verbundenen Werte gelesen werden müssen – nicht aber als politische Positionierung“. Des Weiteren stellt der Vatikan klar: „Was die weiten Dimensionen des Kriegs in der Ukraine angeht, den die Russische Föderation begonnen hat, sind die Interventionen des Heiligen Vaters Franziskus klar und eindeutig in der Verurteilung dieses Kriegs als moralisch ungerecht, unakzeptabel, barbarisch, unsensibel, widerlich und sakrilegisch.“

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Damit nennt der Vatikan den Aggressor Russland beim Namen. Franziskus hat das bisher nicht getan. Allerdings haben die Päpste hierbei immer Zurückhaltung geübt. So hat Papst Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs den Namen „Hitler“ oder „Nazi-Deutschland“ nie in den Mund genommen. Aber Rom wollte jetzt mit der jüngsten Note vor aller Welt klarstellen, wie man den Angriff Putins auf die Ukraine sieht. Die Adjektive, mit denen die vatikanische Erklärung den Überfall kennzeichnet, sprechen für sich. Der Papst wird wohl bei seiner Linie bleiben, den russischen Angreifer und den Kreml-Herrscher nicht beim Namen zu nennen. Aber auf wessen Seite man steht, daran lässt die Note weder Zweifel noch irgendeine Hintertür für Zweideutigkeiten offen.

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Guido Horst

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