Papst Leo XIV. hat Medienschaffende zu einer am Frieden orientierten Berichterstattung aufgerufen. Bei seiner ersten Audienz vor Journalisten erklärte der neu gewählte Pontifex am Montag, Medienvertreter seien zu einer Kommunikation gerufen, „die nicht um jeden Preis nach Konsens sucht, keine aggressiven Worte verwendet, nicht der Kultur des Wettbewerbs folgt und die Suche nach der Wahrheit niemals von jener Liebe trennt, mit der wir diese Wahrheit demütig suchen müssen“.
Frieden beginne „bei jedem von uns“, so Leo weiter: „in der Art, wie wir die anderen sehen, wie wir ihnen zuhören und über sie sprechen“. Die Art und Weise, wie man kommuniziere, sei daher von grundlegender Bedeutung: „Wir müssen ,Nein‘ sagen zum Krieg der Worte und Bilder, wir müssen das Paradigma des Krieges ablehnen!“
Dank für Berichterstattung aus Rom
Zudem bekräftigte der erste US-Amerikaner auf dem Papstthron die Solidarität der Kirche mit Journalisten, „die wegen ihrer Suche nach der Wahrheit und ihrer Berichterstattung im Gefängnis“ sitzen und forderte deren Freilassung. Wer unter Einsatz des eigenen Lebens über Kriege berichte, zeige den Mut, „die Würde, Gerechtigkeit und das Recht der Menschen auf Information verteidigen, denn nur informierte Menschen können freie Entscheidungen treffen“, so Papst Leo XIV. Das Leiden inhaftierter Journalisten sei „eine Herausforderung für das Gewissen der Nationen und der internationalen Gemeinschaft und fordert uns alle auf, das kostbare Gut der Meinungs- und Pressefreiheit zu schützen“.
Leos Rede in der beinahe vollbesetzten Audienzhalle des Vatikans wurde immer wieder von Beifall unterbrochen. Bei den anwesenden Medienvertretern bedankte sich der 69-Jährige für die Berichterstattung aus Rom über die Liturgien der Karwoche, den Tod von Papst Franziskus und das Konklave in der vergangenen Woche und sprach in diesem Zusammenhang von einem „Dienst an der Wahrheit“. Es sei den Journalisten gelungen, „von der Schönheit der Liebe Christi zu erzählen, die uns vereint und zu einem Volk macht, das vom Guten Hirten geführt wird“.
Gleichzeitig mahnte der Papst, dass sich die Kirche den Herausforderungen der Zeit stellen müsse. „Kommunikation und Journalismus existieren nicht außerhalb von Zeit und Geschichte. Daran erinnert uns der heilige Augustinus, wenn er sagt: ,Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut. Wie wir sind, so ist die Zeit‘.“ Man lebe in schwer zu bewältigenden Zeiten, „die uns alle vor Herausforderungen stellen, vor denen wir uns jedoch nicht drücken dürfen“. Die Zeiten verlangten von jedem, „dass wir in unseren unterschiedlichen Rollen und Diensten niemals der Mittelmäßigkeit verfallen“.
Kommunikation ohne Ressentiments und Fanatismus
Bei den anwesenden Journalisten bedankte er sich „für das, was Sie getan haben, um Stereotypen und Klischees zu überwinden, durch die wir das christliche Leben und das Leben der Kirche selbst oft interpretieren. Danke, dass Sie das Wesentliche dessen, was wir sind, erfasst und über alle möglichen Medienkanäle der ganzen Welt vermittelt haben“.
Eine wesentliche Herausforderung der heutigen Zeit, so Leo XIV., bestehe darin, eine Kommunikation zu fördern, „die uns aus dem ,Turm zu Babel‘ herausführt, in dem wir uns manchmal befinden, aus der Verwirrung liebloser Sprachen, die oft ideologisch oder parteiisch sind“. Daher sei der Dienst der Medienschaffenden „mit den Worten, die Sie verwenden, und dem Stil, den Sie wählen, von entscheidender Bedeutung“. Kommunikation bedeute nicht nur die Übermittlung von Informationen, sondern auch die Schaffung einer Kultur, menschlicher und digitaler Umfelder, die zu Räumen des Dialogs und der Diskussion werden. Angesichts der technologischen Entwicklung werde diese Aufgabe immer wichtiger. Er denke dabei besonders an die künstliche Intelligenz mit ihrem immensen Potenzial, das jedoch Verantwortung und Unterscheidungsvermögen erfordere, so Leo, damit sie zum Wohl aller eingesetzt werden könne und der gesamten Menschheit zugutekomme.
Zum Abschluss erinnerte der Papst an die Einladung, die sein Amtsvorgänger Franziskus in seiner Botschaft zum diesjährigen Welttag der sozialen Kommunikationsmittel ausgesprochen hatte: „Befreien wir die Kommunikation von allen Vorurteilen und Ressentiments, von Fanatismus und von Hass; befreien wir sie von Aggression. Wir brauchen keine laute, gewaltsame Kommunikation – wir brauchen eine Kommunikation, die zuhören kann und die Stimmen der Schwachen, die keine Stimme haben, hörbar macht. Entwaffnen wir die Worte, und wir werden dazu beitragen, die Welt zu entwaffnen. Eine entwaffnete und entwaffnende Kommunikation ermöglicht es uns, eine andere Sicht auf die Welt zu teilen und in einer Weise zu handeln, die unserer Menschenwürde entspricht.“ DT/mlu
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