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Bätzing droht Kardinal Koch

Debatte über Synodalen Weg: Der Vorsitzende der deutschen Bischöfe fordert vom Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrates eine „umgehende Entschuldigung“ für kritische Interviewäußerung.
Georg Bätzing spricht während der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
Foto: Sebastian Gollnow (dpa) | Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, spricht während der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.

Der Vorsitzende der deutschen Bischöfe, Georg Bätzing, hat während der Abschlusspressekonferenz der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda am Donnerstag scharfe Kritik an einer Äußerung von Kurienkardinal Kurt Koch in dieser Zeitung geübt. Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates hatte in einem Interview in der aktuellen Ausgabe dieser Zeitung erklärt, es irritiere ihn, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschrecke ihn, dass dies – wieder – in Deutschland geschehe.

Bätzing: "Völlig inakzeptable Entgleisung"

Wörtlich hatte Kardinal Koch erklärt: „Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die sogenannten ,Deutschen Christen' Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben. Dagegen hat die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Theologischen Erklärung im Jahre 1934 protestiert, deren erste These heißt: ,Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle der Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.'"

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Der christliche Glaube, so Koch, müsse stets ursprungsgetreu und zeitgemäß zugleich ausgelegt werden. Die Kirche sei deshalb gewiss verpflichtet, die Zeichen der Zeit aufmerksam zur Kenntnis und ernst zu nehmen. Diese seien aber nicht neue Offenbarungsquellen. Im Dreischritt der gläubigen Erkenntnis – Sehen, Urteilen und Handeln – gehörten die Zeichen der Zeit zum Sehen und keineswegs zum Urteilen neben den Quellen der Offenbarung. Diese notwendige Unterscheidung vermisse er im Orientierungstext des „Synodalen Weges“.

Bätzing bezeichnete die Bewertung des Kardinals als „völlig inakzeptable Entgleisung“ und forderte vor Journalisten eine „öffentliche Entschuldigung“ Kochs. Falls dies nicht umgehend geschehe, werde er eine „offizielle Beschwerde“ bei Papst Franziskus einreichen.

"In der theologischen Debatte disqualifiziert"

Der Orientierungstext, in dem die Sicht der Synodalen auf die „Zeichen der Zeit“ dargelegt werde, sei mit großer Mehrheit – auch der Bischöfe – positiv abgestimmt worden, erklärte Bätzing. Die Vollversammlung habe „mit Entsetzen“ auf diese Interviewäußerung reagiert. Aus Sicht des Vorsitzenden hat sich Kardinal Koch damit „in der theologischen Debatte disqualifiziert“. Es gebe von ihm seit einiger Zeit „Versuche der Delegitimierung“ des Synodalen Wegs, klagte Bischof Bätzing und unterstellte Kardinal Koch „pure Angst, dass sich etwas bewegt. Aber ich kann versprechen, dass sich etwas bewegt – und das wird auch Kardinal Koch nicht durch solche Äußerungen aufhalten können“.  DT/reg

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