Nach der jüngsten Intervention des Vatikans gegen den Synodalen Ausschuss kann sich die Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, eine Weiterarbeit des Gremiums nicht vorstellen und fragt sich, ob es „gelingen wird, die bisherige gemeinsame konstruktive Arbeit zwischen den Laien und den Bischöfen in Deutschland weiterzuführen". Wie sie in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit „katholisch.de“ erklärte, habe sie „eine Reihe von grundsätzlichen Bedenken“. Man müsse das weitere Vorgehen mit ZdK und Bischöfen diskutieren. Über das erneute Stopp aus Rom zeigte sie sich frustriert.
Rom habe „wiederholt Zerrbilder des Synodalen Weges aufgebaut“ und „ohne Dialog auf den letzten Metern mit Macht die Bremse“ getreten. Das Ziel des Synodalen Ausschusses sei, „gemeinsam zu beraten und zu entscheiden“, um „die katholische Kirche in unserem Land“ zu stärken — keine Bedrohung, erklärte sie. „Viele engagieren sich seit Jahren oder Jahrzehnten in der Kirche und haben für das, was hier geschieht, irgendwann kein Verständnis mehr.“
Wann das ZdK aus dem Synodalen Ausschuss aussteigen würde
Zwar sei sie überzeugt, dass das Gros der Bischöfe diesen Weg weiterhin verfolgen wolle, doch müsse sich die „Haltung auch in Taten der Bischofskonferenz“ zeigen. Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung habe gezeigt, dass „96 Prozent der repräsentativ befragten Katholiken“ Reformen erwarteten, sagte Stetter-Karp.
Die Frage sei, ob Bischöfe mit den Gläubigen in Verbindung stünden — so, wie Papst Franziskus es 2013 in „Evangelii gaudium" fomuliert habe: „"So haben die Evangelisierenden den 'Geruch der Schafe'." Sollte auf „grundsätzlicher Ebene das Ziel, gemeinsam zu beraten und zu entscheiden", fallen gelassen werden, wäre für das ZdK der Moment gekommen, aus dem Synodalen Ausschuss auszusteigen.
Kritik stößt auf Unverständnis
Weiter ärgerte sich die ZdK-Präsidentin über Kritik am Synodalen Ausschuss; etwa über die Aussage des Wiener Kardinals Christoph Schönborn, die Beteiligung von Laien stehe im Widerspruch zur Verfassung der Kirche, oder jene von Kardinal Walter Kasper, die Deutschen sollten sich vor Lehrmeisterlichkeit hüten. Sie kenne niemanden, der gesagt hätte, man wolle der Weltkirche zeigen, „wie es alle machen sollten“.
Nicht nachvollziehbar finde sie, dass der Papst im Amazonasgebiet eine Konferenz von Laien und Bischöfe, „die nicht nur berät, sondern auch entscheidet“, genehmige, in Deutschland aber nicht. Sie frage, wo da „verlässliche Kriterien“ seien, „die für alle gelten“, und fügte hinzu: „Offensichtlich hat der Papst mit der Kirche in Deutschland ein Problem." Da es "leider nie direkte Gespräche gab, haben wir keine Chance, direkt Einfluss zu nehmen.“ Für die Bischöfe, die zu Gesprächen nach Rom reisten, müsse es darum gehen, „Vertrauen zu bekommen für den Weg, den die katholische Kirche in Deutschland geht“, so die ZdK-Präsidentin. DT/dsc
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