Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung

Kreuzdebatte: "Argumentation kirchlicher Amtsträger lässt irritiert zurück"

Der Philosoph und evangelische Theologe Harald Seubert erklärt in einem Beitrag für die "Tagespost", warum die Argumentation vieler kirchlicher Amtsträger in der Debatte um Kreuze in bayerischen Behörden nicht schlüssig sei.
Sitzung Kabinett
Foto: Peter Kneffel (dpa) | 24.04.2018, Bayern, München: Markus Söder, Bayerischer Ministerpräsident (CSU), hängt ein Kreuz im Eingangsbereich der bayerischen Staatskanzlei auf. Foto: Peter Kneffel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

Nach Ansicht des Philosophen und evangelischen Theologen Harald Seubert lassen die Argumentationen kirchlicher Amtsträger zum Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, in allen öffentlichen Gebäuden in Bayern Kreuze aufzuhängen, irritiert zurück. Zwar könnte sich dahinter ein Akt christlicher Demut verbergen, schreibt der Theologe in einem Beitrag für die „Tagespost“. „Ein kenotischer christlicher Geist, der das zentrale Zeichen eigenen Glaubens nicht öffentlich ausgestellt und politisch verwendet sehen möchte.“ Dies müsste aber erklärt werden, so Seubert. Zu diesem Zweck hätte theologisch, vielleicht auch seelsorgerisch argumentiert werden müssen. „Die hohen Kirchenvertreter gaben hingegen politische Stellungnahmen ab und schienen sich des Wechsels in ein anderes Genus nicht bewusst zu sein“, schreibt der Theologe. Es gehe ihnen vielmehr darum, mögliche Missverständnisse der Kreuzessymbolik um jeden Preis zu verhindern, „um des politischen Friedens willen“. Dies zeige, dass sie sich selbst primär aus der Außenperspektive der Politik betrachteten. „Damit droht aber eine gravierende Verflachung.“

Zudem macht Seubert darauf aufmerksam, dass die von Paulus über Augustin bis in die Neuzeit entwickelte Zwei-Reiche-Lehre auf diese Weise unterlaufen werde. „Es ist augenfällig, dass hohe Geistliche, wenn sie nur noch politisch argumentieren, ein politisches Mandat für sich beanspruchen, das auf dem normalen Weg demokratischer Legitimation, nämlich durch Wahl, gar nicht erworben sein kann.“ Zur politischen Stellungnahme verflacht drohten kirchliche Mahnungen zu einer Politischen Theologie des Linksliberalismus zu erstarren.

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 17. Mai.
DT

Themen & Autoren
Evangelische Kirche Evangelische Theologen Harald Seubert Markus Söder

Weitere Artikel

Am Fall Aiwanger scheiden sich die Geister. Das Verständnis für Vergebung wird kleiner.
31.08.2023, 21 Uhr
Jakob Ranke

Kirche