Das von Victor Manuel Fernández geleitete Dikasterium für die Glaubenslehre hat am vergangenen Samstag die Notiz "Gestis verbisque" (Durch Gesten und Worte) zur Gültigkeit der Sakramente veröffentlicht. Darin wird angemahnt, dass bei der Spendung der Sakramente die kirchlichen Vorgaben eingehalten werden müssen.
Warnung vor schädlicher Kreativität
Anlass für das Schreiben sind zahlreiche Fälle aus der jüngeren Vergangenheit, bei denen die Sakramente zum großen Schaden der Gläubigen nicht gültig gespendet worden sind. Als Beispiele führt die Notiz geänderte Taufformeln wie "Ich taufe dich im Namen des Schöpfers..." und "Im Namen deines Vaters und deiner Mutter... taufen wir dich" an.
Das Schreiben, das bislang nur in italienischer Sprache vorliegt, betont, dass eine Änderung der Form oder des Inhalts eines Sakraments "immer ein schwerwiegender unerlaubter Akt" sei und "eine exemplarische Strafe" verdiene. Kreativität bei der Spendung der Sakramente zeuge von einem "manipulativen Willen". Die Kirche sei die "Magd" der Sakramente und nicht ihre Herrin.
Materie und Form der Sakramente müssen berücksichtigt werden
Das Dokument ruft zudem die beiden Bestandteile jedes Sakraments, seine Form und seine Materie, in Erinnerung. Unter der "Materie" wird das verwendete Element – Wasser, Brot, Wein, Öl – beziehungsweise eine bestimmte Geste – wie zum Beispiel Kreuzzeichen, Handauflegung oder Eintauchen – verstanden. Die "Form" hingegen ist das gesprochene Wort, das den Einsatz des Elements oder der Geste begleitet und dadurch der "Materie eine transzendente Bedeutung verleiht". "Materie und Form", so die Notiz weiter, "sind aufgrund ihrer Verwurzelung in der Heiligen Schrift und in der Überlieferung niemals vom Willen des Einzelnen oder der einzelnen Gemeinschaft abhängig gewesen und können es auch nicht sein."
Kritik kam vom italienischen Liturgiewissenschaftler Andrea Grillo, der in der italienischen Zeitschrift "Munera" den starken Bezug auf die scholastisch-thomistische Unterscheidung von Form und Materie bei der Sakramentenlehre kritisierte und stattdessen eine stärkere Berücksichtigung des "Kontextes" forderte. DT/sost
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