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Gänswein: Es war nur ein „Exil auf Zeit“

Seine Ernennung zum Nuntius für das Baltikum empfindet Erzbischof Georg Gänswein als Vertrauensbeweis des Papstes, erklärt er im Gespräch mit der „Tagespost“.
Erzbischof Georg Gänswein im Gespräch mit der "Tagespost".
Foto: Philipp von Ditfurth (dpa) | "Es ist sehr wohl möglich, dass hinter der Ernennung zum Apostolischen Nuntius göttliche Logik steckt, die sich der päpstlichen Pädagogik bedient hat": Erzbischof Georg Gänswein im Gespräch mit der "Tagespost".

Wieder muss Erzbischof  Georg Gänswein einen Umzug vorbereiten, diesmal nach Vilnius, wo ihn die Aufgabe als Päpstlicher Nuntius für die drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland erwartet. Er wird ihm leichter fallen als der Wohnungswechsel von Rom nach Freiburg im Breisgau im vergangenen Sommer, wo er ein Jahr lang im Collegium Borromaeum wohnte. „Die Tagespost“ hat ihn dort erreicht.

Herr Erzbischof, Ende gut, alles gut: Vor einem Jahr sah es so aus, als würde Franziskus Sie „ins Exil schicken“, jetzt vertraut er Ihnen eine wichtige Aufgabe an. Päpstliche Pädagogik?

Der Eindruck, ich sei „ins Exil“ geschickt worden, drängte sich in der Tat nicht wenigen Menschen auf. Ich selbst habe das ehrlicherweise auch so empfunden, bin aber ohne Murren der klaren Anweisung des Papstes nachgekommen, dass ich in meine Heimat nach Freiburg zurückkehren muss, ohne allerdings eine neue Aufgabe zu erhalten. Das war eine bittere persönliche Erfahrung. Ich habe mich aber nicht entmutigen lassen und gehofft und gebetet, dass eines Tages eine neue Aufgabe auf mich wartet. Nun ist sie da. Es ist sehr wohl möglich, dass hinter der Ernennung zum Apostolischen Nuntius göttliche Logik steckt, die sich der päpstlichen Pädagogik bedient hat.

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Freuen Sie sich auf Ihre neue Aufgabe? Und wenn ja: warum? Was wird für Sie wichtig sein?

Ja, ich freue mich auf die künftige Aufgabe, die ich auch als Vertrauenserweis des Papstes mir gegenüber betrachte. Das ehrt und freut mich zugleich. Die neue Mission führt mich in ein Land beziehungsweise in Länder, die angesichts der aktuellen politischen Lage eine delikate Herausforderung darstellt. Ich bin guter Dinge und gehe mit Zuversicht auf die neue diplomatische Mission zu. Freilich muss ich mich erst einmal mit der neuen Situation vertraut machen.

Das Baltikum sieht sich von Russland bedroht. Man ist dort dem Ukraine-Krieg näher als in Deutschland. Wie bereiten Sie sich beziehungsweise wie bereitet das Staatssekretariat „seinen Mann“ auf die diplomatische Arbeit an einem Brennpunkt der politischen Gegenwart vor?

Bevor ich meine Aufgabe als Apostolischer Nuntius in den baltischen Staaten antrete, werde ich vorher, und zwar recht bald, in den Vatikan reisen, um von den kompetenten Stellen, insbesondere vom Staatssekretariat, die notwendigen Informationen, Ratschläge, Anweisungen, Hilfestellungen und so weiter zu erhalten, die als eine erste hilfreiche Vorbereitung anzusehen sind. Mit dem dort erhaltenen Rüstzeug und mit viel Gottvertrauen geht es dann ans Werk. 

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