In den USA wird derzeit intensiv über das neue Buch des konservativen Theologen und Publizisten George Weigel diskutiert. Auslöser der Debatte ist die Tatsache, dass „The Next Pope“ (dt.: Der nächste Papst) von dem Verlagshaus Ignatius Press offenbar an alle 222 Kardinäle weltweit verschickt wurde – zusammen mit einer kurzen persönlichen Empfehlung des New Yorker Kardinals Timothy Dolan. Darüber berichtete der „National Catholic Reporter“ am Dienstag exklusiv.
"Wichtige Reflexion über die Zukunft der Kirche"
Wörtlich soll die Empfehlung Dolans, die auf offizielles Briefpapier des Kardinals gedruckt ist, lauten: „Ich bin Ignatius Press dankbar, dass sie dem Kardinalskollegium diese wichtige Reflexion über die Zukunft der Kirche zur Verfügung stellt.“ Der „National Catholic Reporter“ sieht darin einen „Bruch der lange üblichen Praxis, dass sich die höchsten Kirchenvertreter mit öffentlicher Einflussnahme für mögliche Papst-Kandidaten zurückhalten“. Zudem berichtet der Reporter von vier anonymen Kardinälen aus verschiedenen Erdteilen, die nach Erhalt des Buches „sprachlos“ gewesen seien.
„Wir haben einen Papst, und unser geliebter Johannes Paul II. hat uns klare Regeln für zukünftige Konklave hinterlassen“, zitiert die US-Zeitung einen der Kardinäle. Dieser nimmt damit wohl Bezug auf die Apostolische Konstitution „Universi dominici gregis“ aus dem Jahr 1996, die es Kardinälen ausdrücklich untersagt, mögliche Papst-Nachfolger zu diskutieren.
Verlag weist Vorwürfe zurück
Während Kardinal Dolan bislang nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung stand, wies der Präsident von „Ignatius Press“, Mark Brumley, den Vorwurf der Einflussnahme Dolans auf das nächste Konklave zurück. Gegenüber der Nachrichtenagentur „CNA“ erklärte Brumley, dass es „skandalös“ sei, wenn jemand Kardinal Dolan vorwerfen wolle, er positioniere sich mit seiner Empfehlung des Buches für einen bestimmten Kandidaten. Weigel erwähne einen möglichen Nachfolger in seinem Buch mit keinem Wort. Darüber hinaus sei es nichts Ungewöhnliches, wenn Verlagshäuser Bücher an hochrangige Katholiken verschicken.
Auch Weigel selbst wies die Kritik entschieden zurück. Gegenüber dem National Catholic Reporter erklärte er, sein Buch beinhalte „keinen einzigen Satz“ zu einem zukünftigen Konklave. „Es werden keine potenziellen Kandidaten genannt und keine Strategie für das Konklave diskutiert“, so Weigel. Das Buch sei lediglich eine Reflexion über die Zukunft des Papstamtes.
DT/mlu
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe