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Das Eucharistische Hochgebet

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 7. März.
Papst Franziskus wendet sich an die Gläubigen
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Papst Franziskus.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Wir wollen mit der Katechese über die Heilige Messe fortfahren und uns heute mit dem Eucharistischen Hochgebet befassen. Nach dem Ritus der Darbringung von Brot und Wein beginnt das Eucharistische Hochgebet, das für die Feier der Messe bezeichnend ist und ihren zentralen, auf die heilige Kommunion ausgerichteten Moment darstellt. Es entspricht dem, was Jesus selbst am Tisch mit den Aposteln beim Letzten Abendmahl tat, er „sprach das Dankgebet“ über das Brot und dann über den Kelch mit Wein (vgl. Mt 26,27; Mk 14,23; Lk, 22,17.19; 1 Kor 11,24): sein Dank wird in jeder Eucharistiefeier nachvollzogen und verbindet uns mit seinem Heilsopfer.

Bei diesem feierlichen Gebet – das Eucharistische Hochgebet ist ein feierliches Gebet – bringt die Kirche das zum Ausdruck, was sie vollzieht, wenn sie die Eucharistie feiert, sowie den Grund, aus dem sie sie feiert, nämlich die Gemeinschaft mit Christus, der im konsekrierten Brot und im konsekrierten Wein wirklich gegenwärtig ist. Nachdem der Priester das Volk eingeladen hat, die Herzen zum Herrn zu erheben und Ihm Dank zu sagen, spricht er das Gebet im Namen aller Anwesenden und wendet sich durch Jesus Christus im Heiligen Geist an den Vater. „Sinn dieses Gebetes aber ist es, dass die ganze Versammlung der Gläubigen sich mit Christus im Lobpreis der großen Taten Gottes und in der Darbringung des Opfers verbindet“ (Grundordnung des Römischen Messbuchs, 78). Und um sich zu verbinden, muss sie begreifen. Daher wollte die Kirche die Messe in der Sprache feiern, die die Menschen verstehen, damit sich jeder diesem Lobpreis und diesem Hochgebet mit dem Priester anschließen kann. In Wahrheit sind „das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie (…) ein einziges Opfer“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1367).

Im Messbuch gibt es verschiedene Formeln des Eucharistischen Hochgebets, die alle aus charakteristischen Elementen gebildet sind, an die ich jetzt erinnern möchte (vgl. Grundordnung des Römischen Messbuchs, 79; Katechismus der Katholischen Kirche, 1352-1354). Sie sind alle wunderschön. Zunächst ist da die Präfation, die ein Akt der Danksagung für die Gaben Gottes ist, vor allem dafür, dass er seinen Sohn als Erlöser gesandt hat. Die Präfation schließt mit der Akklamation, dem „Sanctus“, das normalerweise gesungen wird. Es ist schön, das „Sanctus“ zu singen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr“. Es ist schön, das zu singen. Die ganze Versammlung vereint ihre Stimme mit der der Engel und der Heiligen, um Gott zu loben und zu verherrlichen.

Dann erfolgt die Anrufung des Heiligen Geistes, damit er mit seiner Kraft das Brot und den Wein verwandele. Wir rufen den Heiligen Geist an, damit er komme und damit Jesus im Brot und im Wein sei. Das Wirken des Heiligen Geistes und die Wirkmacht der durch den Priester vorgebrachten Worte Christi machen unter den Gestalten von Brot und Wein Seinen Leib und Sein Blut wirklich gegenwärtig, Sein Opfer, das am Kreuz für alle dargebracht wurde (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 1375). Jesus war hier ganz deutlich. Wir haben gehört, wie der heilige Paulus am Anfang die Worte Jesu wiedergibt: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“. „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“. Jesus selbst hat das gesagt. Wir dürfen uns keine seltsamen Gedanken machen: „Aber wie soll denn etwas…“. Es ist der Leib Jesu; und damit fertig! Der Glaube: der Glaube kommt uns zu Hilfe; mit einem Akt des Glaubens nehmen wir an, dass dies der Leib und das Blut Jesu sind. Es ist das „Geheimnis des Glaubens“, wie wir nach der Wandlung sagen. Der Priester sagt „Geheimnis des Glaubens“ und wir antworten mit einer Akklamation. Indem die Kirche das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung des Herrn in der Erwartung Seiner glorreichen Wiederkunft feiert, bringt sie dem Vater das Opfer dar, das Himmel und Erde versöhnt: sie bringt das österliche Opfer Christi dar, indem sie sich mit Ihm darbringt und bittet, in der Kraft des Heiligen Geistes „ein Leib und ein Geist (zu) werden in Christus“ (Eucharistisches Hochgebet, 3; vgl. Sacrosanctum Concilium, 48;  Grundordnung des Römischen Messbuchs, 79). Die Kirche will uns mit Christus vereinen und mit dem Herrn ein Leib und ein Geist werden. Das ist die Gnade und die Frucht der sakramentalen Gemeinschaft: wir stärken uns mit dem Leib Christi, damit wir, die wir davon essen, Sein lebendiger Leib in der heutigen Welt werden.

Das ist das Geheimnis der Kommunion: die Kirche schließt sich der Opfergabe Christi und seiner Fürbitte an, und in diesem Licht ist „in den Katakomben (…) die Kirche oft als eine betende Frau dargestellt, mit weit ausgebreiteten Armen, in der Haltung einer Orante [Betergestalt]. Sie opfert sich wie Christus, der die Arme auf dem Kreuz ausgestreckt hat, durch ihn, mit ihm und in ihm und tritt für alle Menschen ein“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1368). Die Kirche, die betet. Es ist ein schöner Gedanke, dass die Kirche betet. Es gibt einen Absatz im Buch der Apostelgeschichte: als Petrus im Gefängnis war, heißt es über die christliche Gemeinde: „Die Gemeinde aber betete inständig für ihn zu Gott“. Die Kirche, die betet, die betende Kirche. Und wenn wir in die Messe gehen, dann tun wir das deswegen: um betende Kirche zu sein.

Das Eucharistische Hochgebet bittet Gott, alle seine Kinder in der Vollkommenheit der Liebe zu versammeln, in der Gemeinschaft mit dem Papst und dem Bischof, die namentlich erwähnt werden, als Zeichen, dass wir in Gemeinschaft mit der universalen Kirche und mit der Teilkirche feiern. Die Bitte wird wie die Opfergabe Gott für alle Mitglieder der Kirche vorgebracht, die lebenden und die verstorbenen, in Erwartung der seligen Hoffnung, mit der Jungfrau Maria am ewigen himmlischen Erbe Anteil zu haben (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 1369-1371). Nichts und niemand wird im Eucharistischen Gebet vergessen, doch alles wird zu Gott zurückgeführt, wie die Schlussdoxologie in Erinnerung ruft. Niemand wird vergessen. Und wenn ich einen Menschen, Verwandten, Freunde habe, die in Not sind oder von dieser in die andere Welt gegangen sind, kann ich sie in diesem Moment nennen, still in meinem Inneren oder ihre Namen vorlesen lassen. „Pater, wie viel muss ich bezahlen, damit mein Name dort vorgelesen wird?“ - „Nichts“. Verstanden? Nichts! Die Messe bezahlt man nicht. Die Messe ist das unentgeltliche Opfer Christi. Die Erlösung ist unentgeltlich. Wenn du etwas spenden willst, dann tu es, aber man bezahlt nichts. Es ist wichtig, das zu verstehen.

Diese feste Gebetsformel mag uns vielleicht ein wenig fremd vorkommen – es ist wahr, es ist eine antike Formel -, doch wenn wir ihre Bedeutung richtig verstehen, dann werden wir sicher besser teilnehmen. Denn sie bringt alles das zum Ausdruck, was wir in der Eucharistiefeier vollziehen; und außerdem lehrt sie uns, drei Haltungen zu pflegen, die in den Jüngern Jesu niemals fehlen sollten. Die drei Haltungen: erstens, lernen, „immer und überall Dank zu sagen“ und nicht nur zu gewissen Gelegenheiten, wenn alles gut ist; zweitens, „unser Leben zu einem – freien und unentgeltlichen - Geschenk der Liebe zu machen“; drittens, in der Kirche und mit allen „die konkrete Gemeinschaft aufzubauen“. Dieses zentrale Gebet der Messe erzieht uns also Schritt für Schritt, unser ganzes Leben zu einer „Eucharistie“ zu machen, das heißt zu einem Handeln der Gnade.

Ein Sprecher verlas folgenden Gruß des Papstes an die Gäste aus dem deutschen Sprachraum:
Von Herzen grüße ich die Pilger deutscher Sprache, insbesondere die Delegation von Richtern und Staatsanwälten aus Deutschland. Die Feier der Eucharistie vereinigt uns im Opfer Christi und in der Gemeinschaft mit ihm und untereinander. Die Teilnahme an der heiligen Messe helfe uns, unser ganzes Leben zu einer „Eucharistie“ werden zu lassen. Der Herr segne und behüte euch allezeit.

Nach den Grüßen in verschiedenen Sprachen verlas der Heilige Vater zwei Appelle:

In zwei Tagen werden in der Stadt Pyeongchang in Südkorea, in der kürzlich die Olympiade ausgetragen wurde, die Winter-Paralympics eröffnet. Die Olympiade hat gezeigt, wie der Sport Brücken zwischen uneinigen Ländern schlagen und einen wertvollen Beitrag für Perspektiven des Friedens unter den Völkern leisten kann. Die Paralympics bezeugen außerdem, dass man durch den Sport seine Behinderungen überwinden kann. Die paralympischen Athleten sind für alle ein Vorbild des Muts, der Beharrlichkeit und der Zähigkeit darin, sich nicht von Beschränkungen besiegen zu lassen. Der Sport zeigt sich so als eine große Schule der Inklusion doch auch der Inspiration für das eigene Leben und des Bemühens, die Gesellschaft zu verwandeln.

Ich grüße das Internationale Paralympische Komitee, die Athleten und Athletinnen, die Obrigkeiten und die Bevölkerung in Korea. Ich sichere mein Gebet zu, dass dieses Ereignis Tage des Friedens und der Freude für alle fördern möge.

Am kommenden Freitag werde ich im Petersdom die Bußliturgie für die traditionelle Initiative „24 Stunden für den Herrn“ feiern.

Ich wünsche mir, dass unsere Kirchen lange aufbleiben mögen, um alle zu empfangen, die sich auf das Osterfest vorbereiten wollen, indem sie das Sakrament der Versöhnung feiern und auf diese Weise die Barmherzigkeit Gottes erfahren.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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