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Stiftung fordert Revision des staatlichen Betreuungskonzepts

Der Mangel an Erzieherinnen führe aktuell bundesweit Kitas an ihre Belastungsgrenze, mahnt die Stiftung für Familienwerte. Corona sei nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe.
Kindertagesstätte
Foto: Fabian Sommer (dpa) | Der Ampelkoalition wirft die Stiftung vor, weiter einseitig auf die Ausweitung der Kita-Betreuung zu setzen, anstatt den notwendigen Kurswechsel einzuleiten.

Die Stiftung für Familienwerte macht auf die katastrophalen Betreuungsengpässe in zahlreichen Kitas aufmerksam. Der Mangel an Erzieherinnen führe aktuell bundesweit Kitas an ihre Belastungsgrenze. Die Folge sei, dass Kitas notgedrungen schließen oder ihr Betreuungsangebot drastisch reduzieren müssen. Corona sei hier nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. 

Zahl an Fachkräften durch Geburtenmangel gering

Die Schuld sieht die Stiftung in einer Politik, die jahrelang auf das Konzept einer einseitigen staatlichen Fremdbetreuung gesetzt und den demographischen Faktor außer Acht gelassen hat. Ein seit Jahrzehnten andauernder Geburtenmangel habe auch im Bereich der Erzieherinnen eine zu geringe Zahl an Fachkräften hervorgebracht. Schon 2019 habe die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft bis 2025 eine Personallücke von 583.000 Erzieherinnen vorhergesagt.

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Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte am Deutschen Jugendinstitut e. V. und an der Technischen Universität Dortmund berichtet in ihrem aktuellen „Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2021“, dass sich der Fachkräftemangel weiter verschärften wird, da zusätzlich zur aktuellen Lücke auch zahlreiche Betreuungswünsche der Eltern derzeit immer noch nicht erfüllt werden.

Der Ampelkoalition wirft die Stiftung vor, weiter einseitig auf die Ausweitung der Kita-Betreuung zu setzen, anstatt den notwendigen Kurswechsel einzuleiten: Wie die Vorgängerregierung erkenne sie nicht, dass ein expandierender Sozialstaat sich finanziell und personell völlig überfordert, wenn er für seine Bürger am Anfang und auch am Ende des Lebens einen Anspruch für Fremdbetreuung vorsieht.

Betreuungskonzept muss reformiert werden

Durch den steigenden Druck und die immer offener zutage tretenden Qualitätsmängel wird die Politik nicht umhinkommen, ihr staatlich hochsubventioniertes Betreuungskonzept zu reformieren, schätzt Karl-Heinz van Lier, Geschäftsführer der Stiftung für Familienwerte. „Im Sinne der Gleichstellung darf die Politik die Fremdbetreuung nicht länger gegenüber der elterlichen Betreuung privilegieren. Um echte Wahlfreiheit herzustellen, wäre ein erster Schritt, Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen wollen, einen äquivalenten Betrag der Kita-Fremdbetreuungskosten zu erstatten. Die damit verbundene Absenkung der Zahl der Kinder in Kitas könnte die notwendige Entspannung in der Fremdbetreuung und die Verbesserung der Qualität bewirken.“

Des Weiteren könne ein Lösungsansatz sein, die Großeltern der Babyboomer-Generation auch bei der Kinderbetreuung stärker in den Blick zu nehmen. „Eine Vitalisierung der Großeltern-Enkelbeziehung kann eine Möglichkeit sein, den Verlust an Elternzeit aufgrund der doppelten vollen Erwerbstätigkeit der Eltern zumindest teilweise zu kompensieren.“

Die Stiftung für Familienwerte setzt sich seit 2008 für die Stärkung, das Wohl und die Anerkennung der Familie ein. Sie versteht sich als Lobbyist für ein selbstbestimmtes und gelingendes Familienleben auf der Grundlage christlicher Werte.

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