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Bitcoin: Gute Anlage oder gefährliche Zockerei?

Der Bitcoin wird kontrovers diskutiert. Aber was verbirgt sich hinter der digitalen Währung?
Kryptowährung
Foto: Fernando Gutierrez-Juarez (dpa) | Für die einen ist er der schnelle Weg zum Reichtum, für andere, wie die Investmentlegenden Warren Buffet und Charlie Munger ist er "Rattengift": der Bitcoin.

Sogenannte Kryptowährungen sind seit Jahren in aller Munde: Diese digitalen beziehungsweise virtuellen Währungen nutzen dezentralisierte Technologien, um Nutzern sichere Zahlungen und Geldspeicher ohne die Notwendigkeit einer Zentralbank oder einer einzelnen Verwaltungsbehörde zu ermöglichen. Sie sind auf einer Technologie namens Blockchain aufgebaut, einem dezentralisierten System, das in einem Netzwerk von Computern läuft und dazu dient, alle Transaktionen zu erfassen und zu verifizieren.

„Die Blockchain-Technologie ist eine innovative Verteilung von Daten, die eine revisionssichere Art der Aufzeichnung und Übertragung von Informationen ermöglicht. Die Blockchain ist eine Art digitales Buch, in dem alle Transaktionen oder Datenänderungen chronologisch erfasst werden. Jeder Eintrag in diesem Buch ist ein Block, der Informationen enthält, und alle Blöcke sind miteinander verkettet, was die unveränderliche, lineare Abfolge bildet – daher der Name Blockchain“, erklärt Brancheninsiderin Hannah Jo Wolff, die mit der „digital! Wolff, Plötz & Co“ mit dem sogenannten Blocktree eine eigene, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Blockchain anbietet.

Die bekannteste Kryptowährung ist der Bitcoin. Er existiert ausschließlich online und wird im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen nicht von einer Zentralbank oder Regierung herausgegeben oder kontrolliert. Über sogenannte Wallets können Besitzer von Kryptowährungen auf ihre Bestände zugreifen, Kryptowährungen senden und empfangen. Dabei befindet sich die Kryptowährung selbst nicht in der Wallet – die Wallet interagiert mit der Blockchain. „Jede Bitcoin-Transaktion wird in einem Datenblock gespeichert und dann an die Blockchain angehängt, die eine fortlaufende Kette dieser Blöcke bildet: der sogenannte Konsensalgorithmus. Dieser Prozess gewährleistet die Integrität und Unveränderlichkeit aller Transaktionen“, erklärt Wolff. Neue Bitcoins entstehen immer wieder durch das sogenannte Mining, also das Schürfen. Ein Miner erhält eine Belohnung, wenn sie er neuen Block für die Blockchain als Erster validiert.

Der Bitcoin steigt und steigt

Dem Bitcoin werden, wie anderen Kryptowährungen auch, zahlreiche Vorteile zugesprochen. Da keine zentrale Behörde Bitcoin reguliert, soll die Währung widerstandsfähig gegen Manipulation und Zensur sein, und ebenso werden alle Transaktionen in der Blockchain öffentlich und dauerhaft aufgezeichnet, was Manipulationen verhindert. Im Vergleich zu traditionellen Zahlungssystemen wie Banküberweisungen oder Kreditkartenzahlungen braucht es keine Bank oder Kreditkarte, der Bitcoin gilt daher als digitales Gold: Er wird aus dem Internet geschürft und braucht keine staatlichen Institutionen. „Doch auch dafür zahlt Bitcoin seinen Preis: Es ist langsam und energiehungrig. Ökologisch und sozial nachhaltiges Payment geht nur energieeffizient und schnell – deswegen haben wir den Blocktree entwickelt. Er verbindet die Stärken des Bitcoins mit den Stärken einer vertrauenswürdigen Institution“, sagt Wolff.

„Aus diesen Gründen sind Kryptowährungen wie Bitcoin bei Anlegern beliebt. Kryptowährungen sind leicht handelbar und können in den meisten Fällen rund um die Uhr gehandelt werden. Dies gewährleistet eine hohe Liquidität, was für Investoren bedeutet, dass sie ihre Positionen schnell und einfach liquidieren können. Und da Kryptowährungen nicht direkt mit traditionellen Finanzmärkten korreliert sind, können sie als Instrument zur Diversifikation eines Investmentportfolios dienen, was das Gesamtrisiko des Portfolios reduzieren kann“, sagt Thomas Hack, Gründer und Geschäftsführer des Family Office Value Brain aus Stegaurach bei Bamberg.

Die Entwicklungschancen des Bitcoin im Speziellen und von Kryptowährungen im Allgemeinen seien sehr gut, betont Thomas Hack mit Blick auf die Zahlen. Der Bitcoin ist in den vergangenen fünf Jahren um fast 1700 Prozent im Wert gestiegen und hatte Mitte März sein historisches Hoch von 67 331 US-Dollar erreicht – nach 18 933 US-Dollar ein Jahr zuvor. Und auch die ebenso bekannte digitale Währung Ethereum liegt auf fünf Jahre deutlich im Plus, sie hat sogar einen Sprung von fast 2600 Prozent erreicht. „Und die Aussichten sind positiv. Neben den bekannten Kryptowährungen gibt es auch viele neue Kryptowährungen, von denen Experten erwarten, dass sie in den kommenden Jahren einen erheblichen Erfolg verzeichnen werden.“ Diese enormen Steigerungen haben vor allem mit den im Januar in den USA zugelassenen Bitcoin-Spot-ETFs zu tun, die die Kursentwicklung direkt abbilden und mit physischen Bitcoins hinterlegt sind. Allein zwischen dem 4. und 13. März, dem Tag des bisherigen Höchststandes, flossen laut Daten der Kryptobörse Bitmex 3,8 Milliarden Dollar in Bitcoin-ETFs.

Das Verlustrisiko ist hoch

Auf der anderen Seite zeigen allein diese Zahlen die hohen Schwankungen des Bitcoins. Wer zum Beispiel im November 2021 zum damaligen Höchstpreis von mehr als 64 000 US-Dollar einen Bitcoin gekauft hat, lag ein Jahr später bei rund 16 500 US-Dollar mit seinem digitalen Coin, also einem Viertel des Wertes. Zum Vergleich: Der deutsche Leitindex Dax stand zu Beginn der Covid-19-Krise Anfang März 2020 bei 13 750 Punkten und verlor binnen weniger Wochen rund 40 Prozent, um ein Jahr später 70 Prozent seit dem Corona-Tief hinzugewonnen zu haben. Das bedeutet laut der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin): „Ein Grundsatz gilt für Kryptoinvestments ganz besonders: Oftmals erweckt auch die Art und Weise der Vermarktung den irreführenden Eindruck, dass Anleger schnell reagieren müssten, um die in Aussicht gestellten Gewinne nicht zu verpassen.“ Für die BaFin ist dies der „FOMO“-Effekt, was für „Fear of missing out“ steht, also die Angst, etwas zu versäumen. „Diese Investments führen wiederum dazu, dass die Kurse zunächst weiter steigen – ohne einen substanziellen Grund.“

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Anleger können also mit ihren Bitcoin-Investments durchaus schweren Schiffbruch erleiden, vor allem dann, wenn sie teuer kaufen und dann in einen Abschwung geraten. Zugleich weist aber Finanzberater Thomas Hack auf verschiedene Prognosen hin, die den Bitcoin Ende des Jahres bereits bei 100000 US-Dollar sehen und bei einem positiven Szenario bis 2025 sogar bei Werten von 500000 US-Dollar. „Wer Marktchancen erhalten und Schwankungen reduzieren will, kann beispielsweise auch über bestimmte Anbieter in einen Korb der von der Marktkapitalisierung her größten Kryptowährungen gleichzeitig investieren. Das führt auch dann zu positiven Ergebnissen, wenn einzelne große Währungen wie der Bitcoin fallen sollten. Alternativ eignen sich Investition in Rechenzentren, deren Erträge in Bitcoin ausschütten, oder in Bitcoin-Rechner, die Bitcoin schürfen“, sagt Thomas Hack.

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Matthias Gehlen, Partner bei der multidisziplinären Beratungsgesellschaft WWS-Gruppe, stellt in dem Zusammenhang auch die Regelungen zur Besteuerung von Kryptowährungen heraus. „Wer seine Coins mit Gewinn verkauft, muss die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis versteuern, wenn zwischen An- und Verkauf weniger als ein Jahr liegt und die Summe aller Gewinne, die in einem Jahr mit privaten Veräußerungsgeschäften gemacht wurden, mehr als 1000 Euro ab dem Veranlagungszeitraum 2024 beträgt. Vorher waren es 600 Euro.“ Eine Veräußerung liegt auch dann vor, wenn mit Kryptowährungen bezahlt wird – zum Beispiel eine Dienstleistung oder der Kauf einer anderen Kryptowährung – oder sie in reguläre staatliche Währungen oder andere digitale Einheiten getauscht werden.

Wichtig: Die Nichtanzeige der Gewinne kann dabei neben rein steuerlichen auch weitreichende steuerstrafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. „Dieses Verhalten wird als Steuerhinterziehung verfolgt“, betont Matthias Gehlen. Noch ein Grund, um über den Bitcoin-Kauf nachzudenken.

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Patrick Peters

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