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Die Geburtenzahlen brechen ein

Der erhoffte Boom blieb aus: Die Corona-Pandemie wirkt in wohlhabenden Ländern als Baby-Bremse. Zeit, an eine alte Weisheit zu denken: Kinder sind Zukunft.
Kein Corona-Babyboom
Foto: Fabian Strauch (dpa) | Ein Baby klammert sich an den Finger seiner Mutter: In Bayern ist ein coronabedingter Babyboom mutmaßlich ausgeblieben.

Eigentlich hat man das Gegenteil erwartet, aber statt eines Babybooms wegen Corona gibt es einen Babycrash, einen Absturz der Geburtenzahlen. In Frankreich ist es amtlich, 13 Prozent weniger Babys gab es im Januar im Vergleich zum Vorjahr (siehe Tagespost 4.3. Seite 26), in Deutschland liegen noch keine amtlichen Zahlen für das ganze Jahr 2020 vor, aber bis September meldet das Statistische Bundesamt schon mal 6.155 Babys weniger, Experten rechnen mit ähnlichen Einbrüchen wie in Frankreich. Krass ist es in China, dem ersten Corona-Land. Dort ging die Zahl der Geburten um 15 Prozent zurück, in manchen Städten waren es sogar 30 Prozent.

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Gesamtstatistik für April erwartet

Die Gesamtstatistik wird erst im April vorliegen, aber schon jetzt lässt sich sagen, daß die Geburtenzahl so niedrig sein wird wie zur Zeit der großen Hungersnot Anfang der sechziger Jahre. Mit ähnlichen Zahlen wird man für Italien, Spanien, Portugal und Griechenland rechnen müssen, den Ländern mit den geringsten Geburtenzahlen in der EU seit mehr als zehn Jahren. Es sind die katholischen Länder Europas, aber auch die mit den schwächsten familienpolitischen Systemen. Dort saß man, wie in Deutschland und Österreich jahrzehntelang in der „Falle der Selbstverständlichkeit“, wie der österreichische Familienforscher Helmuth Schattovits schon vor 20 Jahren diagnostizierte. Familie war, ist und wird immer sein, glaubte man. Da braucht man nichts tun, Familientransfers beziehungsweise Leistungsgerechtigkeit für Familien hielt man nicht für notwendig. Aber das generative Verhalten ist nicht nur eine Frage der Liebe – das gottseidank auch - , sondern immer mehr auch eine Frage wirtschaftlichen Kalküls. Niemand wird gern freiwillig arm. Corona nun hat die wirtschaftlichen Zukunftsperspektiven verdunkelt und wirkt als Baby-Bremse. In allen wohlhabenden Ländern, die von harten Lockdowns betroffen sind, wird man das spüren.

Auch in Südkorea, dem Land mit der geringsten Geburtenrate der Welt und das relativ gut durch die Krise gekommen ist. Aber es wird auch gegengesteuert. Ab 2022 soll es eine Prämie von rund 2000 Euro pro Geburt und eine monatliche Kinderzulage von knapp 300 Euro geben, die ab 2025 verdoppelt wird. Dort hat man eine alte Weisheit erkannt: Kinder sind Zukunft.

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Jürgen Liminski Corona Pandemie

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