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Bischof: Armenien wurde von Moskau verraten

Russland trägt die Hauptschuld an der Eroberung von Berg-Karabach, sagt der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan im „Tagespost“-Interview.
Ansichten der Armenischen Hauptstadt Jerewan nahe des Platzes der Republik am Montag 25. September 2023.
Foto: via imago-images.de (www.imago-images.de) | Ansichten der Armenischen Hauptstadt Jerewan nahe des Platzes der Republik am Montag 25. September 2023.

Was sich im Vorjahr im Kaukasus zutrug, war ein Genozid. Davon ist der armenisch-apostolische Bischof für Mitteleuropa und Skandinavien, Tiran Petrosyan, überzeugt. Aserbaidschan überfiel damals die armenische Region Berg-Karabach (Arzach), die nach kurzem Widerstand kapitulierte. Fast alle Bewohner flohen binnen weniger Tage nach Armenien. „Wenn Menschen gezwungen werden, ihr eigenes Land zu verlassen, wenn sie in ihrer Heimat nicht in Sicherheit leben können, dann ist das ein Genozid“, so der Bischof im Interview der „Tagespost“.

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Moskau profitiert

Die Hauptschuld daran trage Russland, das lange als Schutzmacht der Armenier galt. „25 Jahre lang wurde uns gesagt, dass die Kooperation mit Russland auch Sicherheitsgarantien für Berg-Karabach bieten würde. Aber das war eine Lüge“, sagt Bischof Tiran Petrosyan. Die Karabach-Armenier seien mit Russlands Hilfe deportiert worden. „Die russischen Truppen haben sogar die Straßen gesperrt, damit keine Hilfe nach Berg-Karabach kommen konnte.“ Russlands Truppen in der Region hätten niemanden geschützt, sondern die Aggression Aserbaidschans unterstützt. Der armenische Bischof ist überzeugt: „Moskau profitiert davon, dass es Armenien im Stich lässt.“

Nun werde das gesamte religiöses Kulturerbe in Berg-Karabach und die Erinnerung an die armenische Identität vernichtet. Wie zuvor in der Exklave Nachitschewan, die zwischen Armenien und der Türkei liegt: Auch sie war ein Geschenk der russischen Kommunisten an Aserbaidschan, und auch hier wurden die Armenier vertrieben. DT/sba

Lesen Sie das ausführliche Interview mit dem armenischen Bischof Tiran Petrosyan am Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.

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